Die siebenundzwanzig Jahre alte Anne Elliot (Sally Hawkins) stammt aus gutem Haus ist jedoch unverheiratet, weil sie den Antrag desdamals mittellosen Marineoffiziers Frederick Wentworth (Rupert Penry-Jones) auf Anraten ihrer mütterlichen Freundin Lady Russell (Alice Krige) und mit dem Wissen, dass ihr Vater Sir Walter Elliot (Anthony Head) diese Ehe nie billigen würde, ablehnte.
Nun muss das Familienanwesen vermietet werden, da Sir Walter über seine Verhältnisse lebt. Anne reist zu ihrer hypochondrischen jüngeren Schwester Mary (Amanda Hale), wo sie überraschend Wentworth, der nun zu Geld gekommen ist, ihr aber unversöhnlich gegenübersteht, wiedertrifft…
Sonntags ist hier auf dem Blog, wenn ich dazu in der Stimmung bin, eine Film-Rewatch angesagt und da ich vor kurzem zum ersten Mal Jane Austen’s ‚Verführung von 1995 gesehen habe, bot sich für dieses Wochenende an, mir nochmal die Verfilmung von 2007 anzuschauen, die gleichzeitig die einzige Version der Geschichte war, die ich bis dato kannte.
Nach dem ersten Anschauen vor etlichen Jahren war ich, so weit ich mich noch erinnere, zwar nicht enttäuscht, fand aber doch, dass irgendetwas fehlte, um den Film in die Reihe meiner Lieblings-Kostüm-Liebesfilme einzureihen und ich war gespannt, ob sich dieser Eindruck nun bestätigen würde.
Außerdem hatte ich natürlich noch die Meinung einer Mitbloggerin im Kopf, die findet, dass die Version von 1995 weit besser als die von 2007 ist.
Die neuere Version ist gut 10 Minuten kürzer und ich finde, dass man das auch merkt, weil manches nicht ganz auserzählt wirkt.
Was in der älteren Version durch Schauspiel erklärt wird, wird hier durch Dialog erklärt, was einiges vielleicht klarer macht und deutlicher zeigt, was vor sich geht. Trotzdem mag ich die andere Herangehensweise in diesem Fall lieber, weil sie ambitionierter ist und der Geschichte gleichzeitig mehr Nachdruck verleiht. Außerdem läßt diese Erzählweise mehr Spielraum für die Interpretation des Zuschauers.
Hawkins spielt Anne verhuschter (das Wort paßt nicht ganz zu dem, was ich ausdrücken will, mir fällt aber gerade kein anderes ein), was die letzten Szenen für mich ziemlich überraschend macht.
Ob eine hochgestellte Dame dieser Zeit wirklich allein mit einem Mann, der nicht zur Familie gehört vor aller Augen und allein in ein Zimmer gegangen wäre? Vom Halbmarathon mit fliegenden Röcken durch Bath mal ganz zu schweigen…
Penry-Jones spielt Wentworth weit unversöhnlicher und brüsk als Hinds das getan hat und so kommt auch sein Umschwenken irgendwie überraschend. Allerdings hat er für mich den schöneren Dackelblick.
Allgemein sind die verschiedenen Charaktere in dieser Verfilmung sehr viel etremer dargestellt. Während zum Beispiel der Vater von Anne 1995 nur sehr verwöhnt bei mir ankam, fand ich ihn (gepsielt von ) 2007 absolut widerwärtig.
Und auch Mr. Elliot war mir in der alten Verfilmung nicht ganz so zuwider wie die Version, die Tobias Menzies 2007 zeigt.
Daher würde ich ganz verallgemeinernd sagen, dass die Figuren in dieser Verfilmung nicht ganz so rund sind, wie sie sein könnten.
Richtig lag ich mit meiner Beobachtung zur Version von 1995, dass die Landschaft nicht ganz so prominent gezeigt wird, wie ich das aus späteren Adaptionen gewöhnt bin.
Sowohl Land, als auch das Meer wird hier wunderbar in Szene gesetzt und auch Bath bekommt in der Verfilmung Raum, um zu beeindrucken, auch wenn Anne Bath nicht mag, wie Wentworth treffend bemerkt.
Insgesamt ist für mich ‚Persuasion‘ eine durchschnittliche Verfilmung, die zwar durchaus mit einigem punkten kann, aber doch erzählerisch hinter der Version von 1995 zurückbleibt. Esther hatte also ganz recht.
Trotzdem werde ich sicher auch dieser Version einmal wieder schauen und sei es nur, um den Dackelblick von Penry-Jones und die gute Figur, die er auf dem schönen Rappen macht zu bewundern.
Meinen Eindruck zur Version von 1995, auf die ich mich so oft bezogen habe, könnt ihr bei Interesse hier nachlesen.
‚Persuasion‘ als DVD bei Amazon.de und als Stream bei Prime Video
Ein deutscher Trailer
Ein englischer Trailer
Natürlich habe ich recht. 😉
Nicht nur der Marathon am Ende war fragwürdig, für mich wirkt auch der Kuss überzogen – Anne schnappt da so lange nach Luft als wäre sie ein Fisch im Trockenen. Ich mochte auch nicht, dass einige Sätze die am Ende durch Capt. Harville gesprochen werden sollen (und der Ansatz für Capt. Wentworth ist, um seinen Brief zu schreiben) in dieser Verfilmung in der Mitte von Capt. Benwick ausgesprochen werden.
Die Charakter sind in dieser Verfilmung in der Tat extremer, da ist im Vornherein viel deutlicher wer ‚die Guten‘ und ‚die Schlechten‘ sind. Vorallem habe ich mich an Mary geärgert. Sie fuhlt sich irgendwie an, als wolle sie Sophie Thompson’s Version nachahmen, aber dann noch übertriebener. Auch die Frau vom Admiral war zu alt – sie soll ja Wentworth’s Schwester sein und nicht seine Mutter. Tobias Menzies mochte ich aber in seiner Rolle schon recht gern, auch wenn er in dieser Version in der Tat mehr abstossend dargestellt wird.
Sally Hawkins und Rupert Penry Jones finde ich OK und ich mochte auch, dass die Freundschaft zwischen Harville und Wentworth in dieser Version etwas tiefer gezeigt wurde. Und ja, die Landschaften und vorallem das stürmische Wetter in Lyme fand ich auch Toll zu sehen. Dass die Darsteller da nicht ins Wasser geweht sind ist ja ein Wunder. Dieser Film ist ja nicht ganz schlecht, ich habe es mir auch öfter wieder angeschaut, aber ich kann hier nicht so gut mit Anne und Frederick und den anderen mitfiebern, das geht in der Version von 1995 viel besser.
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PS: Es freut mich, dass Du die beiden Verfilmungen angeschaut hast und dass Du auch noch darüber geschrieben hast. 🙂
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@Esther: Ja, es gibt einige Dinge die durchaus gelungen sind, aber rundum runder wirkt die Version von 1995, da hattest DU abslut recht 🙂
Mich freut es auch, dass Du mich da endlich mal angeschubst hast und es gerade zu meiner Stimmung paßte, danke nochmal 🙂
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Of course Esther is right. LOL. Dackelblick!
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@Servetus: You have to pull off a great Dackelblick to be a period hero
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I just realized that I’m developed an interest in another actor. Not enough to be a crush but I’ve started noticing him: Richard Harrington. He’s got amazingly large eyes and it seems like the camera is always focusing on them!
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@Servetus: Is this the welsh guy from ‚Hinterland‘? Another crime series that’s still on my to watch list 🙂
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Yes, that’s the guy. He’s also Captain Blamey (Verity’s love interest) on Poldark, and he was in Lark Rise to Candleford and Bleak House (as well as a jazillion other things I haven’t seen).
Hinterland: I am 2/3 of the way through (b/c Netflix keeps sending me these messages that they are about to pull it). It’s very atmospheric, but IMO not as great on the concrete details of crime solving. Certainly worth a try.
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@Servetus: It#s one of a small number of british shows (Branagh’s Wallander is/was another) that’s shown on ARD so that’s something. Normally ZDF or Arte are much more UK show friendly
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I’m guessing it must get some kind of boost (or used to) for being about EU marginal / underrepresented cultural areas (Wales). It was partly subsidized by the Welsh government.
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@Servetus: that may very well be.
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