Nürnberg, 1948:
Dan Haywood (Spencer Tracy), ein amerikanischer Richter führt den Vorsitz über ein US-Tribunal, dass über vier führende NS-Richter zu Gericht sitzt.
Der Ankläger Colonel Tad Lawson (Richard Widmark) will harte Strafen erreichen, während der deutsche Verteidiger Hans Rolfe (Maximilian Schell) mit allen Mitteln kämpft, um seinen Mandanten, den ehemaligen Justizminister des Dritten Reiches Ernst Janning (Burt Lancaster) frei zu bekommen.
Der Prozess ist bei der deutschen Bevölkerung umstritten und verlangt allen Beteiligten einiges ab…
Heute ist Totensonntag in Deutschland (meine Posts dazu aus vergangenen Jahren könnt ihr hier nachlesen) und das ist ein Tag, bei dem ich im Vorfeld immer überlege, ob ich einen Post dazu schreiben möchte.
Dieses Jahr habe ich mich dagegen und stattdessen für einen Post zu meinem Rewatch-Sonntag entschieden.
Trotzdem hat es dann bei der Auswahl des Films eine kleine Rolle gespielt, wenn auch eher unterbewußt. Aber auch der 75. Jahrestag des ersten Prozesses am Freitag hat sicher eine Rolle gespielt.
‚Urteil von Nürnberg‘ habe ich bisher zwei oder drei Mal gesehen, aber jetzt seit einigen Jahren nicht mehr und für diese Sichtung habe ich mich für die Originalversion entschieden, die ich zum ersten Mal gesehen habe.
Anders als zum Beispiel Western aus dieser Zeit, war der Film aber wirklich gut zu verstehen.
Ich bin immer wieder begeistert, wie gut die Schauspieler in diesem Film sind.
Die wohl eindringlichsten Auftritte legen für meine Begriffe Montgomery Clift und Judy Garland hin.
Garland hat mich als Zeugin beeindruckt, die in einem Nazi-Prozess dazu benutzt wurde, ihren Vermieter, dem als Jude eine rechtswidrige Beziehung zu ihr unterstellt wurde, obwohl sie für ihn aussagte, zum Tode zu verurteilen.
Ihre Wut, aber auch ihre Verzweiflung, als sie der Verteidiger ins Kreuzverhör nimmt, geht definitiv unter die Haut.
Noch mehr hat mich Clifts Darsellung des Zwangssterilisierten berührt, der selbst nach einem schweren Autounfall stark gezeichnet war.
Beide hätten meiner Meinung nach nicht nur die Oscar-Nominierung verdient gehabt, die sie erhielten, sondern auch den Gewinn der Trophäe für die besten Nebendarsteller!
Maximillian Schell als Verteidiger, der nicht nur seinen Mandanten vertritt, sondern aus seiner Sicht das ganze Land, spielt das auch großartig und hat seinen Oscar aus meiner Sicht auch definitiv verdient.
Allerdings wird mir seine Figur dadurch mehr als unsympathisch und er ist für mich das Beispiel eines Anwalts, der einfach zu weit geht, bei allem Verständnis dafür, dass jeder eine anwaltliche Vertretung verdient.
Widmark hat es da als Staatsanwalt Lawson einfacher, weil Lawson von Haus aus sympathischer daherkommt, macht seine Verzweiflung und seine Getriebenheit (er war bei der Befreiung eines KZs dabei) aber gekonnt durch sein Spiel deutlich.
Einen der ruhigeren Gegenparts dazu bieten Tracy als Richter, der im Gerichtssaal sehr besonnen vorgeht und in seiner Freizeit versucht mit Deutschen zu sprechen, um zu verstehen, wie es so weit kommen konnte.
Wirklch gelingen will ihm dieses Unterfangen nicht. So beteuert zum Beispiel seine Haushälterin Frau Halbestadt (Virginia Christine), dass sie absolut unpolitisch waren und von gar nichts wußten. Und schließlich hätte Hitler ja auch Gutes getan, wie zum Beispiel Autobahnen gebaut.
Wie ich diese Aussagen hasse, kann ich gar nicht in Worte fassen, halte ihre Erwähnung aber für absolut gelungen!
Einen weiterern ruhigen Gegenpart spielt Lancaster als Angeklagter, der sehr wenig Dialog hat, aber unglaublich viel mit Gestik und Mimik auszudrücken weiß und der sich damit nahtlos in die großartige Schauspielerriege einreiht.
Nicht vergessen darf man natürlich auch Marlene Dietrich als Witwe eines zum Todes verurteilten NS-Generals, die Richter Haywood davon zu überzeugen versucht, dass die Deutschen nicht an ihren Taten gemessen werden sollten, was ihr allerdings nicht gelingt, auch wenn Haywood sie durchaus symapthisch findet.
Neben den schauspielerischen Glanzleistungen beweist der Film meiner Meinung nach auch Fingerspitzengefühl in der Erzählung, weil er nicht offensichtlich Partei ergreift, sondern dem Zuschauer ermöglicht selbst zu entscheiden, ob es eine Verurteilung geben sollte oder nicht und sich von den jeweiligen Argumenten überzeugen zu lassen.
Über das Zeigen von echten Aufnahmen aus KZs kann man sicher streiten, aber auch diesen Einsatz finde ich gelungen, genau wie die Benutzung des bekannten Lieds ‚Lili Marleen‘.
Allgemein finde ich aber auch den Soundtrack von Ernest Gold gut, weil er relativ zurückhaltend, aber dennoch unterstützend in die Geschichte integriert ist.
Insgesamt halte ich ‚Urteil für Nürnberg‘ für einen wichtigen, aber eben auch in Anführungszeichen unterhaltsamen Films, der auch heutzutage noch gesehen werden sollte.
‚Urteil von Nürnberg‘ bei Amazon.de (Affiliate-Link)
Ein deutscher Trailer
Ein englischer Trailer
and don’t forget: Captain Kirk (William Shatner) in a minor role!
This very much hits it on the head for me — it’s a film with a great cast (Maximilian Schell is my favorite just because I haven’t seen so much of him as of the others) that gets a pretty complex message across but remains entertaining on a mainstream level. So many films about the Holocaust and its aftermath are so artistic that the normal person would never see them. This film is in the mainstream style of the era and punches above its dramatic weight precisely for that reason. It makes no attempts to be „sophisticated,“ but it falls into that category because of great storytelling and great performances.
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@Servetus: When I read the post after writing it I thougt: ‚Shoot, I forgot to mention Shatner!‘ and tried to add him but in the end it felt wrong to write ‚Boy, was William Shatner hot when he was young‘ and so I didn’t do it. But I saw him, thats for sure 🙂
Yes, they did a really great job to get the message across but entertained at the same time. I am totally at awe how they made a great movie without much smoke and mirrors.
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I think it’s okay to write that. It’s true! Also potentially significant that he’s Jewish — although the film obvs doesn’t thematize the question of how Jews in the US military who were stationed in Germany after the war reacted to the situation, and Harrison Byers is not Jewish.
Fun fact: Apparently when Shatner was a teen he spent some time as a camp counselor at a Jewish summer camp with Jewish refugees from Europe. I read a biography of him recently that sought out one of his charges who said he was a really wonderful guy and really helped him and others to fit in
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@Servetus: I know near to nothing about Shatner, but that sounds great.
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I don’t know that he’s particularly admirable (although nowadays he kind of comes across as an old grump), but he’s had an interesting life. (Won’t bore you with a recital of the details.)
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@Servetus: Re old grump: that’s how I would have described him, without knowing much about him 🙂 but after we talked I read his Wikipedia and now I know a bit more about him
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I think he gets a certain amount of grief because he’s unapologetic about his choices (personal, artistic, political) but I also think that’s what a lot of people appreciate about him, too.
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Oh, der Film ist so gut! Habe es aber sehr lange nicht mehr gesehen. Gut zu lesen, dass es nach al den Jahren immer noch gut herüberkomt.
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@Esther: Definitiv immer noch gut. Tolles Schauspiel, gutes Drehbuch, sollte man immer noch Jüngeren zeigen!
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