Golda – Israels Eiserne Lady

Oktober 1973, Israel:
Eine arabische Union unter der Führung von Ägypten und Syrien greift überraschend am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur den Sinai und die Golanhöhen an und zwingt so die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir (Helen Mirren) zu schwierigen Entscheidungen zum Wohl ihres Landes…
 

Natürlich habe ich schon einmal etwas vom Jom-Kippur-Krieg und von Golda Meir gehört, kenne mich mit den Einzelheiten aber nicht sonderlich gut aus und bin daher relativ unvorbereitet am Wochenende ins Kino gegangen, um mir ‚Golda – Israels Eiserne Lady‘ anzuschauen.
Helen Mirren, die die israelische Premierministerin spielt, schaffte es, wie ich finde, gekonnt die Eigenheiten der Politikerin darzustellen, die wie ein Schlot rauchte und zu der Zeit, in der der Film spielte, schwer krank war.
Nur ihre, mit Hilfe eines Fat suits umgeformten Beine, die man öfter mal auch im Gegenlicht sieht, haben mich nicht ganz überzeugt, weil sie da eher wie eine Hose wirken. Aber geschwollene Altfrauenbeine im Rock irgendwie glaubhaft darzustellen, wenn die Schauspielerin eigentlich sehr schlank ist, ist sicher auch ziemlich schwierig und wirklich auch nur jammern auf hohem Niveau.
Mirren/Meir ist der Dreh- und Angelpunkt des Films, was aus meiner Sicht sowohl von der historischen Figur, als auch von der Schauspielerin voll ausgefühlt wird.
Denn gerade in der zweiten Hälfte des Films wirkt Meir unglaublich nahbar und die Schwere ihres Amts ist Mirren in jeder Szene anzusehen. Mir hat Meir jedenfalls unglaublich viel Respekt abgenötigt, auch weil sie am Ende die volle Verantwortung dafür übernimmt, dass der arabischen Union ein Überraschungsangriff gelingen konnte, obwohl sie wußte, was das für sie, ihren Beruf als Politikerin und auch ihr Vermächtnis bedeuten würde.
Das bin ich von zeitgenössischen (und männlichen?) Politiker*innen so eher nicht gewöhnt.
Durch nachgesprochene Dialoge und kurze eingestreute Originalsequenzen, aber auch die Szenen, die in verhältnismäßig kleinen Räumen spielen, gelingt es dem israelischen Regisseur Guy Nattiv die Schrecken des Krieges glaubhaft aufzuzeigen und auch das Leid von Angehörigen der Soldaten wird thematisiert.
Und auch wenn sich der Film nahezu auf das Geschehen des Krieges beschränkt, der ja nur 19 Tage dauerte, blieb ich am Ende mit dem Gefühl zurück, nun relativ gut zu wissen, wer Meir im Kern war.
Gerade im ersten Teil des Films fehlte mir aber ehrlich gesagt ein wenig Hintergrundwissen, da hätte ich mir den ein oder anderen erklärenden Satz mehr gewünscht.
Trotzdem hat es ‚Golda‘ geschafft, mich in seinen Bahn zu ziehen und die wohl teilweise geäußerte Kritik, die Handlung würde nicht genug auf die andere Seite des Konflikts eingehen, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.
Eben weil es vordergründig kein Film über den Krieg, sondern über eine ganz bestimmte Persönlichkeit – Golda Meir – ist.
Der Cast rund um Mirren war gut gewählt, kann aber neben Mirren, die quasi in jeder Szene zu sehen ist, nicht glänzen, sondern unterstützt eben die Hauptdarstellerin bei ihrer Arbeit.
Insgesamt halte ich ‚Golda‘ für einen durchaus sehenswerten Film mit kleinen Schwächen, der durch seine starke Fokusierung auf einen winzig kleinen Teil der Geschichte viele Fragen offen läßt, aber (für mich) definitiv ein Plädoyer für den Frieden hält.

Und jetzt sitze ich hier und würde so unglaublich gern mit Servetus über den Film und Golda Meir diskutieren und bin einmal mehr unglaublich traurig, dass das nicht mehr möglich ist…

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Ein deutscher Trailer

Ein englischer Trailer

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