In der Hitze der Nacht (Originalversion)

In der Kleinstadt Sparta, Mississippi, wird der reiche Investor Colbert erschlagen in einer Seitenstraße aufgefunden. Als einer der örtlichen Polizisten (Warren Oates) auf seiner Streife einen Fremden (Sidney Poitier) am Bahnhof bemerkt, verhaftet er diesen ohne zu zögern und ohne weitere Befragung, weil er schwarz ist und präsentiert ihn Sheriff Gillespie (Rod Steiger) als Mörder.
Doch der Fremde erweist sich als erfahrener Mordermittler Virgil Tibbs aus Philadelphie auf der Durchreise. Widerwillig stimmt Gillespie einer Zusammenarbeit, die von Tibbs Chef am Telefon vorgeschlagen wird, zu. Diese ist jedoch geprägt durch rassistische Vorurteile und gegenseitigem Misstrauen.
Werden die beiden ungleichen Männer es schaffen, zusammen den Täter zu überführen?

Zwischen den Jahren habe ich mir vorgenommen, mal ein paar filmische Lücken zu schließen, was Klassiker angeht und meine erste Fall fiel nun auf ‚In der Hitze der Nacht‘.
Die Originalsprache hat mich in diesem Fall weit mehr herausgefordert, als zum Beispiel in ‚Die fünfte Kolonne‚.
Ob das am Schauplatz Mississippi lag oder daran, dass einige Mitwirkende einfach nuscheln, kann ich nicht so genau sagen, aber am Ende war ich dann doch stolz, dass ich durchgehalten und nur an drei, vier Stellen die englischen Untertitel zu Hilfe genommen habe.
Die Geschichte des Films ist recht einfach und lebt für mich ganz stark von den beiden Hauptdarstellern Poitier und Steiger, die wirklich großartig spielen.
Während Poitier den selbstbewussten Detektive gibt, der sich den Kleinstadtpolizisten haushoch überlegen weiß und sie für ihre offen rassistische Haltung ihm gegenüber sichtlich verachtet – beides zurecht – verliert Steigers Gillespie schnell seine Selbstsicherheit und die Gewissheit als weißer Mann Tibbs automatisch überlegen zu sein.
Steiger dabei zuzuschauen, war wirklich eine Freude und für mich hat er seinen Oscar für die Rolle verdient.
Aber auch Poitier brilliert, auch wenn sein Spiel ein wenig zurückhaltender bei mir ankam und Steiger vermutlich die dankbarere Rolle hat.
Der offene Rassismus, der so selbstverständlich ausgelebt wird, hat mir beim Zuschauen weh getan und ist wirklich erschütternd.
Vom Polizist, der Tibbs nicht einmal nach seinem Namen fragt und den ‚Boy‘ gleich als Mörder verhaftet, auch weil er für einen Schwarzen offensichtlich viel zu viel Geld in der Brieftasche hat, über den reichen Plantagenbesitzer der Stadt, der Tibbs ins Gesicht schlägt und ihm Tod und Verdammnis androht, nachdem dieser zurückschlägt, lässt sich kein weißer Bewohner Spartas davon ausnehmen.
Und der schwarze Werkstadtbetreiber (Khalil Bezaleel) der Stadt muss über die Naivität von Tibbs, wenn es um die lokalen Verhältnisse geht, mal herzhaft grinsen.
Der Kriminalfall ist spannend erzählt, das Ende ist für mein Dafürhalten gut konstruiert und hat mich daher auch nicht mehr überrascht, auch wenn ich ziemlich lange im Unklaren darüber war, wer der Mörder ist. Auch das ist ein absolutes Plus des Films.
Nebenbei bekommt der Zuschauer außerdem gezeigt, das Frauen in dieser Zeit eine eher untergeordnete Rolle spielen, egal ob sie nun weiß oder schwarz sind, nur Geld hebt manche hier etwas heraus. Ansonsten wird eher nach dem Motto verfahren: ‚die Frau in meiner Obhut schlägt keiner! Außer mir!‘.
Und die Freuden einer Hinterhofabtreibung lassen sich auch erahnen, aber vielleicht habe ich hier auch etwas zu viel in den Krimi hineininterpretiert.
beeindruckt hat mich, dass die Inszenierung bzw. die Bildsprache des Films so gut ist, dass ich das Gefühl hatte, die Hitze spüren zu können.
Der Soundtrack ist mir nicht negativ aufgefallen und den Titelsong ‚In the heat of the night‘, gesungen von Ray Charles, mag ich sehr.
Insgesamt ist ‚In der Hitze der Nacht‘ für mich zurecht ein Klassiker, den ich wirklich gern gesehen habe und den ich auch sicher mal wieder anschauen werde.

‚In der Hitze der Nacht‘ als DVD bei Amazon.de und als Stream bei Prime Video (Affiliate-Links)

Ein deutscher Trailer

Ein englischer Trailer

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16 Antworten zu In der Hitze der Nacht (Originalversion)

  1. Wortman schreibt:

    Ein toller Film und super gespielt von Sidney und Rod.

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  2. Ich habe diesen Klassiker auch vor kurzem gesehen, und finde ihn nach wie vor herausragend. Der Kriminalroman gleichen Namens, der als Vorlage diente, ist auch sehr zu empfehlen.

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  3. Servetus schreibt:

    Agree: this is a great film. I will watch it any time I find it on TV. IMO, Poitier was robbed that year — he was in two films nominated for the Oscar (the other was „Guess Who’s Coming to Dinner“) and did not get a single acting nomination, although other people in these films did (Rod Steiger, Spencer Tracy).

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  4. Herba schreibt:

    @Wortman: Ja, die Zwei waren klasse zusammen. Wobei mich Rod am Anfang schwer mit seinem heftigen Geschmatze beim Kaugummi kauen genervt hat 😉

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  5. Herba schreibt:

    @Martha: Ich glaube, der kommt auch immer mal wieder im Nachtprogramm der ARD.
    Danke für den Tipp zur Romanvorlage, das ist gut zu wissen.

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  6. Herba schreibt:

    @Servetus: I too have no idea why Poitier didn’t get a nomination for that. Sure Steigers role might have been a bit meatier acting-wise but Poitier was also really, really good.

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  7. Wortman schreibt:

    Naja, Irgendwas ist ja immer… 😆

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  8. Herba schreibt:

    @Wortman: DAS ist allerdings wahr *lol*

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  9. Servetus schreibt:

    (I had to look this up): Poitier was the first African American actor to be nominated for Best Actor, which had happened twice prior to this (for „The Defiant Ones“ and „Raisin in the Sun“ — both great movies, BTW, but I would argue not as strong as „In the Heat of the Night“). So maybe the Academy felt they had given him his due already?

    The list of Best Actor nominations of African Americans is here:

    https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_black_Academy_Award_winners_and_nominees

    Interesting that the next win after Poitier in ’63 for „Raisin“ is Denzel Washington in 2001 (ok, „interesting“ is a euphemism), and that Washington’s win was for „Training Day“ (a somewhat forgettable film), and this was his third nomination in the category.

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  10. Wortman schreibt:

    *grinzzzz

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  11. Herba schreibt:

    @Servetus: Yeah, that sounds about right and like Academy logic.
    I didn’t know that. Washington made so much great movies and he won for ‚Training day‘? Mind boggling…

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  12. Servetus schreibt:

    the format of annual awards really messes things up (and then you think about the people who never won an award for a specific film, it’s also a bit weird — e.g. Peter O’Toole, Richard Burton, and plenty of Black actors in that list, too)

    They should maybe think about a retrospective best award for films from a certain period that have held up well, esp now since much of the public will only see a film years after it was made.

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  13. Esther schreibt:

    I’m late to this but funny that I’m reading it now, as these past two weeks or so I’ve been immersing myself in Sidney Poitier some more and this is definitely on my ‚to watch in the near future‘ list!

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  14. Herba schreibt:

    @Servetus: I love that idea of an award for classic movies.
    They should’ve made some new award categories by now anyway to honor certain developments.

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  15. Herba schreibt:

    @Esther: What a coincidence 🙂
    Have you had the chance to watch it by now?

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  16. Esther schreibt:

    Not yet! But I will get to it in tme,

    Gefällt 1 Person

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