Montagsfrage: Sollte jeder Verlag bei einer Buchmesse ausstellen dürfen?

Ein neuer Montag und eine neue Montagsfrage von Antonia von ‚Lauter & leise‚.

Wer nicht weiß, was die Montagsfrage eigentlich ist, kann hier nachlesen und zur aktuellen Montagsfrage (mit Teilnehmerliste) geht es hier.

Ich habe schon länger keine Montagsfrage mehr beantwortet, allerdings lag das nicht an mangelndem Interesse, sondern daran, dass mir entweder nichts Spannendes eingefallen ist oder dass ich die Frage schon so oder so ähnlich beantwortet hatte.

Aber heute stellt Antonia eine Frage, die so noch nicht vorkam und zu der ich mich auf jeden Fall äußern möchte:

Sollten Verlage/Autoren von Buchmessen ausgeschlossen werden können?

Die kurze Antwort darauf lautet meiner Meinung nach ganz klar ‚ja‘!

Meiner Meinung nach muss kein Unternehmen, und das ist die Buchmesse Frankfurt nunmal, auch wenn das immer romantisiert wird, jemanden einen Stand auf seiner Messe vermieten, der sich offen fremdenfeindlich äußert.
Sich hinter der Meinungsfreiheit zu verstecken, um keine klare Kante zeigen zu müssen, halte ich für falsch, die gemeinsame Aussage von Messe und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels (auf die Brüder und Schwestern bin ich zur Zeit wegen eines anderen Themas sowieso mehr als sauer) Verlage oder ihre Produkte zu verbieten sei Sache der deutschen Gerichte, empfinde ich als absolute Frechheit.
Denn schließlich hat niemand die Messe dazu aufgerufen, den Verlag oder seine Publikationen zu verbieten, sondern nur klar Stellung zu beziehen.

Dass man strikte Maßnahmen ergriffen hatte, um Autoren zu schützen, kann man glauben oder auch nicht.
Wenn eine Autorin (gemeint ist Jasmina Kuhnke), die mehr oder weniger dauerhaft vom rechten Mob mit dem Tod bedroht wird, im Vorfeld nicht einmal von der Messe darüber informiert wurde, dass dieser Verlag vor Ort ist und dann auch noch einen Stand direkt neben dem Ort, wo besagte Autorin an einer Podiumsdiskussion teilnehmen sollte, bevor sie ihren Messebesuch absagte, zugeteilt bekommt, kann ich persönlich jedenfalls sehr gut verstehen, wieso die Autorin sich nicht sicher fühlt.

Die Diskussion, die es jetzt wegen dieser Geschichte wieder gab, ist richtig und wichtig, aber ich bin ehrlich gesagt auch ein bißchen bedrückt darüber, dass wir sie nun schon wieder führen müssen…

Edit vom 3.11.2021:
Ich bin gerade über diesen Kommentar von Natascha Strobl gestolpert, den ich sehr gut finde.
Im Artikel wird dann auf diesen Wunsch nach mehr intellektueller Wehrhaftigkeit von Björn Hayer verlinkt.
Diesen Vorschlag des Autors finde ich begrüßenswert, aber so lange das Unternehmen Buchmesse Frankfurt den entsprechenden Verlagen Raum gibt, ohne dazu Stellung zu beziehen, bleibe ich bei meinem oben geschilderten Urteil.

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11 Antworten zu Montagsfrage: Sollte jeder Verlag bei einer Buchmesse ausstellen dürfen?

  1. freiedenkerin schreibt:

    Diese Diskussion bedrückt mich auch. Wir sollten sie eigentlich überhaupt nicht führen müssen.

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  2. HikingRebel schreibt:

    Seit wann sind diese Verlage auf der Buchmesse vertreten und seit wann bekommen sie überhaupt so viel Aufmerksamkeit? Warum werden sie durch die Medien „gehypt“? Es ist der reinste Wahnsinn, wie wir über Multikomplexe Themen (einseitig) diskutieren. Das ist mir während der C-Pandemiezeit richtig vor die „Füße“ gefallen – bis jetzt und es hört niemals auf. Die neue Regierung wird uns alten Wein in neuen Schläuchen servieren ☹️ … und wir werden ordentlich abgezockt.

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  3. Herba schreibt:

    @freiedenkerin: Da stimme ich dir absolut zu!

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  4. Herba schreibt:

    @HikingRebel: Danke für den Kommentar!
    Den betreffenden Verlag gibts seit 2016, ob er da auch schon bei der Buchmesse vertreten war, kann ich nicht sagen. Wenn ich mich recht erinnere gab es 2017 schonmal Diskussionen wegen der Teilnahme dort.

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  5. Nicole Kirchdorfer schreibt:

    Ich bin ganz Deiner Meinung. Rechtem Gedankengut muss man keine Bühne geben. Das hat nichts mit demokratischen Werten zu tun.

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  6. nettebuecherkiste schreibt:

    Ich stimme dir zu. Was ich wirklich nicht verstehen kann: Warum zur Hölle hat man die auch noch neben dem Blauen Sofa platziert? Damals 2017 waren die rechten Verlage lange nicht so prominent platziert. Offenbar steckt da ausgerechnet der Sicherheitsapparat dahinter. Meiner Meinung nach sollte die Messe mal prüfen, was das für eine Sicherheitsfirma ist und wer da arbeitet.

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  7. Herba schreibt:

    @Nicole: Aber, aber, aber…..die Meinungsfreiheit 😉

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  8. Herba schreibt:

    @Nette: Unglaublich, oder? Und dann was davon faseln, dass man ja für die SIcherheit der Autorin gesorgt hätte…entweder hat da jemand gewaltig versagt oder man wollte das genau so haben. Beides gruselige Gedanken!

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  9. Nicole Kirchdorfer schreibt:

    jaja….es muss einfach Grenzen geben. Wobei es natürlich schwer zu definieren ist…aber angesichts unserer Geschichte sollten wir „Verführern“ rechter Gedanken wohl kaum eine Plattform bieten 🙂

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  10. Herba schreibt:

    @Nicole: Da stimme ich Dir zu 100 Prozent zu.
    Mein ‚aber Meinungsfreiheit‘ war auch eher ironisch gemeint. Denn was Meinungsfreiheit damit zu tun hat, dass ein Wirtschaftunternehmen einen Messestand an bekennende Rassisten vermietet, weiß ich ehrlich gesagt immer noch nicht und es wollte mir auch keiner, der in diesem Fall mit Meinungsfreiheit und dem Grundgesetz argumentiert, erklären.

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