‚Small Axe‘ beschäftigt sich mit dem Leben von Einwanderen von den von Großbritannien kolonialisierten Westindischen Inseln in London zwischen 1960 und 1985.
Bei ‚Small Axe‘ handelt es sich um eine fünfteilige Anthologie-Filmreihe, die der britische Regisseur Steve McQueen (hierzulande vor allem bekannt durch ‚12 years a slave) für die BBC inszeniert hat.
McQueen ist der Sohn von Einwanderern von den Westindischen Inseln und ihm war wichtig, die Anthologie-Serie bei der BBC zu veröffentlichen, damit auch Menschen wie seine Mutter einfachen Zugang dazu hätten.
Ich finde, man merkt den Filmen die Nähe von McQueen zum Thema an und meine das wirklich im positiven Sinn.
Die einzelnen Geschichten sind packend erzählt, transportieren für mich als Zuschauer aber auch Wut und Unverständnis darüber, wie diese Einwanderer behandelt wurden.
Offen ausgelebter Rassismus war hier nicht nur bei Mitbürgern an der Tagesordnung, sondern wurde auch von Institutionen praktiziert, die eigentlich für Bürger*innen da sein sollten, wie die Polizei oder Bildungseinrichtungen.
Die Serie setzt sich aber durchaus auch (kritisch) mit dem Zusammenleben innerhalb der Einwanderergruppe auseinander, gerade bei ‚Lovers Rock‘ ist mir das sehr deutlich aufgefallen.
Dieser Teil ist im übrigen der einzige Teil der Miniserie, der fiktiv ist, alle anderen beziehen sich auf wahre Begebenheiten und beinhalten historische Figuren wie die ‚Mangrove Nine‚, den Polizisten Leroy Logan oder den Schriftsteller Alex Wheatle.
Ich habe mir das Ganze in der englischen Originalversion angeschaut und brauchte tatsächlich manchmal Untertitel, weil die Akzente stellenweise echt herausfordernd waren.
Andererseits trägt das natürlich auch ungemein zum Flair des behandelten Themas bei, genau wie die Musik dieser Einwanderer, die ich vor allem bei ‚Lovers Rock‘ sehr genossen habe.
Alle fünf Filme sind sehr besonders und auch Tage nachdem ich den letzten gesehen habe, habe ich noch viele Eindrücke und Gedanken dazu im Kopf. So eindrücklich ist die besondere Bildsprache McQueens, die viel mit Großaufnahmen arbeitet und in manchen Situationen einzelne Bildausschnitte lange und groß ins Bild setzt.
Auch sehr eindrücklich haben sich die starken Frauen, die vorkommen, in meinem Kopf festgesetzt. Egal ob es um Aktivistinnen handelt, die nicht nachgeben, egal wie schmerzhaft das für sie persönlich sein mag oder ob es um die Mutter geht, die für ihren 12jährigen Sohn kämpft, der vom Staat als Schüler vierter Klasse abqualifiziert und aus dem ’normalen‘ Schulbetrieb entfernt wird.
Und natürlich fand ich den (staatlichen) Rassismus erschreckend, der den Einwanderern von überall entgegen schlägt und es ist für mich schwer zu ertragen, dass es in manchen Bereichen heute vielleicht anders geworden ist, viele Menschen, aber immer noch Rassismus ertragen müssen.
Der gesamte Cast hat mir im übrigen richtig gut gefallen, egal ob es sich dabei um bekannte Namen wie Letitia Wright, John Boyega und Shaun Parkes oder eher unbekannte Gesichter wie Amarah-Jae St. Aubyn und Kenyah Sandy handelt.
Amüsiert hat mich im übrigen, dass Samuel West in einer Nebenrolle mal wieder das A****loch geben darf und dass ich erst beim Schreiben dieses Blogposts herausgefunden habe, woher ich den Anwalt der Mangrove Nine kenne – es ist Jack Lowden.
Nicht jeder der fünf Filme (‚Mangrove‘, ‚Lovers Rock‘, ‚Red, white and blue‘, ‚Alex Wheatle‘ und ‚Education‘) hat mich gleich stark beeindruckt oder beschäftigt, aber jeder einzelne ist für mich auf seine Art sehenswert und ich würde mir in Deutschland mehr Mut dazu wünschen, sich ähnlich eindrucksvoll mit unserer kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen, wenn man dazu schon nichts in der Schule lernt.
‚Small Axe‘ in der ARD Mediathek (bisher ist allerdings nur ein deutscher Trailer zum ersten Teil zu sehen)
‚Small Axe‘ bei der BBC
Die Serie im deutschen Fernsehen – Termine
‚Small Axe‘ als DVD bei Amazon.de und als deutscher bzw. englischer Stream bei Prime Video (Affiliate-Links)
Ein deutscher Trailer
Ein englischer Trailer
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