Der forensische Anthropologen David Hunter gilt als einer der Besten seines Fachs in ganz Großbritannien und arbeitet immer wieder mit der Polizei zusammen, um Morde aufzuklären.
Nach dem Tod seiner Frau und der gemeinsamen kleinen Tochter, sieht sich Hunter jedoch zurück und praktiziert als Landarzt in einem abgelegenen Dorf.
Doch seine Vergangenheit holt ihn ein und er entscheidet sich, doch wieder zur forensischen Anthropologie zurückzukehren…
Als mit ‚Die Chemie des Todes‘ Mitte der 2000er der erste Band der Thrillerreihe rund um David Hunter erschien, gab es so viel Wind um diese damals (gefühlt?) relativ neuartige Form des Thrillers, dass sogar ich, die sich wenig mit Buchnews und ähnlichem beschäftigte, nicht an dem Thriller vorbei.
Und soweit ich weiß, mochte ich die Fälle rund um Hunter auch wirklich gern.
Aber wie so oft bei mir und Reihen, verlor ich irgendwann den Anschluss – ob vor oder nach Band Drei, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr – und verfolgte das Ganze nicht mehr weiter.
Da ich aber nun Anfang diesen Jahes beschlossen habe, Bücher/Buchreihen, die ich irgendwann mal toll fand, nochmal neu zu entdecken, wanderte auch Simon Beckett mit David Hunter auf diese Liste und über die Sommermonate habe ich mich durch die bisher erschienen Titel gelesen.
Auffällig waren die immer wiederkehrenden kleinen Momente von ‚das hab ich schonmal gelesen‘, auch bei den letzten Bänden und Kurzgeschichten, die ich definitiv noch nicht kannte.
Das spricht zwar einerseits fürs Becketts Fähigkeit gute Figuren und Settings zu entwerfen, zeigt mir andererseits aber auch, dass sich das Genre mittlerweile weiterentwickelt hat.
Das macht die Reihe nicht weniger lesenswert, aber eben zumindest teilweise auch nicht so spannend, wie ich sie in Erinnerung hatte.
Ganz im Gegenteil, ich hatte nun eher das Gefühl, dass das Ganze eher behäbig daherkommt und nur sehr, sehr sparsam mit wirklichen Spannungsmomenten umgeht.
Ein wenig geärgert habe ich mich im Übrigen über das verbratene Klischee, dass so ein moderner Entwickler brilliant, aber unglücklich zu sein hat und jede Form von Glück schnell im Keim erstickt wird.
Weil der Ermittler sich selbst sabotiert oder es die Umstände mit sich bringen.
Neben dem unglücklichen Privatleben gibt es natürlich auch eine verbrecherische Nemesis, die den Held mit Ausdauer verfolgt und immer mal wieder taucht ein egomanischer, neidischer Kollege auf, der dem Ermittler in die Suppe spukt.
Vielleicht gabs davon vor 15 Jahren noch weniger, aber mittlerweile habe ich das so oder so ähnlich einfach schon viel zu oft gelesen und der unglückliche Held macht mich eher müde, als dass sich unweigerlich Sympathie aufbaut.
Sehr gern mag ich nach wie vor das englische Flair, das Beckett sehr gut gelingt und das so manche Eigenheit der Briten für gut lesbare Kriminalfälle nutzt.
Die einzelnen Fälle sind mal mehr, mal weniger spannend, aber eigentlich immer interessant. Nur die Kurzgeschichten fand ich nicht immer ganz rund und eher für Hardcore-Fans der Reihe.
Insgesamt halte ich die David-Hunter-Thriller für gute Unterhaltung, von der man aber auch nicht mehr zu viel erwarten sollte und die nicht unbedingt zum Nägelkauen beim Lesen einläd.
Falls es noch weitere Bände geben sollte (weiß da jemand was?) würde ich vermutlich trotz der Kritikpunkte wieder mitlesen und hoffen, dass es für Hunter doch noch so etwas wie Seelenfrieden gibt.
Die David-Hunter-Reihe (Affiliate-Links):
Die Chemie des Todes
Kalte Asche
Leichenblässe
Verwesung
Katz und Maus (Kurzgeschichte)
Totenfang
Schneefall & Ein ganz normaler Tag (Kurzgeschichten)
Die ewigen Toten
Simon Beckett bei Rowohlt
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