Denk ich an Kiew von Erin Litteken [Werbung]

Ukraine, 1929:
Behütet wächst Katja in einem Bauerndorf bei Kiew zusammen mit ihrer älteren Schwester Alina und ihren Eltern auf. Das Leben ist einfach und geprägt von harter Arbeit, aber Katja wird geliebt und ist zufrieden.
Doch dann ordnet Stalin die Kollektivierung der Ukraine an, Katjas Familie und die anderen Dorfbewohner hungern und Gewalt und Tod wird zum Alltag.
Jahrzehnte später zieht Cassie mit ihrer kleinen Tochter nach dem Unfalltod ihres Mannes ins Haus ihrer Großmutter nach Illinois. Nicht nur, um selbst wieder auf die Beine zu kommen, sondern auch, weil die Großmutter sich merkwürdig verhält.
Als Cassie ein altes Tagebuch auf Ukrainisch entdeckt, hofft sie damit Licht ins Dunkel zu bringen…

Ich bin durch Zufall auf ‚Denk ich an Kiew‘ von Erin Litteken aufmerksam geworden und weil mich der Klappentext ansprach und das Land durch den Ukraine-Krieg nach wie vor sehr präsent in meinem Kopf ist, wollte ich den Roman unbedingt lesen, auch wenn ich mittlerweile ja vornehmlich Krimis und Thriller konsumiere.
Mein Lesetempo bei diesem Roman war für meine Verhältnisse extrem langsam – ich habe für die 400 Seiten fast vier Wochen gebraucht – was aber nicht am Buch, sondern an mangelnder Lesezeit lag.
Ich hätte gern stetiger gelesen, muss aber sagen, dass im Rückblick das langsame Lesetempo vielleicht sogar gut war, um die Geschichte richtig aufzunehmen und zu verarbeiten.
Denn obwohl es sich natürlich um Fiktion handelt, wurde die Autorin durch wahre Begebenheiten inspiriert und wer sich auch nur ein klein wenig mit dem geschichtlichen Ereignis namens ‚Holodomor‚ (=Tod durch Hunger) beschäftigt hat, weiß, wie grausam Stalin gegen die Bevölkerung der Ukraine vorging, was der Roman auch relativ schonungslos widerspiegelt, allerdings ohne zu blutrünstig zu werden.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, dabei wechselt sich immer ein Kapitel im modernen Amerika mit einem Kapitel in der Ukraine der Dreißigerjahre ab.
Dabei hat mir der moderne Teil ein wenig besser gefallen, weil mir Cassie und ihre Großmutter durch die Schilderung ihrer Gefühlswelten facettierter vorkamen, als die junge Katja, um die es im älteren Teil der Geschichte geht.
Ganz fair ist das nicht, denn erst ist Katja noch sehr jung und dann verschließt sie ihre Gefühle in sich, um im Kampf ums Überleben keine Kraft zu verschwenden.
Zudem fand ich die Schilderungen zum Leben und zu den Gebräuchen der Ukraine zu dieser Zeit sehr interessant, weil ich darüber kaum etwas weiß.
Der Schreibstil von Erin Litteken ist flüssig und gut lesbar, ihr gelingt es gut die verschiedenen Stimmungen, die den Ton der Geschichte setzen, zu erzeugen und auch ihre Beschreibungen mochte ich sehr.
Hier und da war mir die ein oder andere Figur vielleicht einen Tick zu klischeehaft, aber das ist schon auch Jammern auf hohem Niveau.
Am Ende hat mich das Schicksal jeder Figur auf die ein oder andere Art sehr berührt und zwischendurch sind zugegebenermaßen auch Tränen geflossen.
Insgesamt habe ich ‚Denk ich an Kiew‘ wirklich gern gelesen, auch wenn es keine einfache Lektüre ist und ich kann im Licht dieses Romans nur hoffen, dass das aktuelle Leid der ukrainischen Bevölkerung bald ein Ende findet, ohne dass es Russland endgültig gelingt, dieses Volk und seine Kultur vollkommen zu vernichten.

Erin Litteken bei Bastei Lübbe
Die Homepage der Autorin
‚Denk ich an Kiew‘ bei Amazon.de (Affiliate-Link)

Das ebook wurde mir von Netgalley bzw. vom Lübbe Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt – vielen Dank! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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