London, 1872:
Phileas Fogg (David Niven) lebt sein Leben streng nach der Uhr, alles ist genau getaktet und für Verspätungen hat der emotionsarme Gentleman keine Zeit.
Mit seiner Marotte verschleißt er einen Diener nach dem anderen. Als er gerade den Überlebenskünstler Passepartout (Cantinflas) neu als Diener eingestellt hat, muss dieser seinen neuen Herrn auch schon auf eine Reise begleiten.
Denn Fogg hat mit Mitgliedern seines Clubs um 25.000 Pfund gewettet, dass er es schafft in 80 Tagen um die Welt zu reisen.
Ob den beiden Männern das gelingen wird?
Nachdem mir letztes Jahr die neueste Adaption von Jule Vernes Roman so gut gefallen hatte und ich gerade sowieso relativ viele, alte Hollywoodstreifen anschaue, war es zeit mal wieder ‚In 80 Tagen um die Welt‘ von 1956 anzuschauen.
David Niven ist für mich der Inbegriff des britischen Gentleman – adrett gekleidet, ein klein wenig steif und nicht aus der Ruhe zu bringen – und daher passt er natürlich wunderbar in die Rolle des Mr. Fogg.
Erstaunt hat mich bei dieser Sichtung – die letzte liegt schon ziemlich lange zurück – das Gefühl, dass er trotzdem permanent von seinem Co-Star Cantinflas die Show gestohlen bekommt und relativ wenig zu sagen hat.
Allgemein hätte ich mir ein wenig mehr Dialog gewünscht, das war gefühlt schon sehr wortkarg inszeniert. Allerdings haben sich die Macher sehr genau an die Vorlage gehalten, daher ist diese Version vermutlich die, die dem Roman am nächsten kommt.
Die Szenerie ist unglaublich bunt und es gibt viele Massenszenen, die sehr beeindruckend wirken, weil ich beim Schauen natürlich im Hinterkopf hatte, dass das alles Statisten sind und keine CGI-Massen, wie man sie vermutlich heutzutage benutzen würde.
Knapp 11 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg müssen sich die Menschen nach solchen Abenteuerstoffen, die relativ unbeschwert wirken, gesehnt haben und selbst heute konnte ich mich dieser Weitläufigkeit nicht entziehen.
Außerdem mag ich das Augenzwinkern, mit dem die Geschichte inszeniert wird, sehr gern.
Gestolpert bin ich mit meiner modernen Brille über die Besetzung. Gerade Shirley MacLaine, die ich sehr schätze, hat mich als Prinzessin Aouda doch sehr gestört. Gut, dass wir heutzutage meistens weiter sind!!!
Der Soundtrack war mir stellenweise ein wenig zu laut und ein wenig zu pompös, machte aber gerade für die vielen Massenszenen durchaus Sinn.
Großartig fand ich die vielen Kurzauftritte von Stars der Zeit, die mir vor dieser erneuten Sichtung gar nicht so bewusst waren.
Umso mehr habe ich mich über Marlene Dietrich, Frank Sinatra, Fernandel und Co gefreut.
Insgesamt kann ich nachvollziehen, wieso der Film zu seiner Zeit sowohl ein kommerzieller als auch ein künstlerischer Erfolg war, auch wenn ich persönlich finde, dass man das Ganze um einige Minuten hätte kürzen sollen – 182 Minuten waren doch ein wenig lang.
Aber ich habe diesen Film sicher nicht zum letzten Mal gesehen und bin mir sicher, dass ich auch bei der nächsten Sichtung wieder irgendein neues Detail entdecken werde, das Spaß macht!
‚In 80 Tagen um die Welt‘ als DVD bei Amazon.de und als Stream bei Prime Video (Affiliate-Links)
Ein englischer Trailer (einen deutschen habe ich leider nicht gefunden)
Für mich ist diese alte Verfilmung des Romans von Jules Verne nach wie vor die schönste. 😉
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Ich liebe diesen Film.
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@freiedenkerin: Sie hat auf jeden Fall noch eines zu bieten, auch nach über 60 Jahren 🙂
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@Wortman: 🙂
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I learned when I watched this (when I commented about it on your earlier post) that in Spanish speaking countries, the publicity billed Cantinflas first, as the star of the film. He is so hilarious! (was introduced to him in my university Spanish courses). A lot of his Spanish language stuff is harder to understand if you don’t know Mexican / Latin American slang, so it’s neat to be able to consume this without needing any explanations.
Your reaction and mine are very close. All of the non-white roles being played by white actors with makeup and stupid accents was frustrating for me as a spectator in 2022 and a thing of its time back then. I hope we’re further although I am not entirely clear on that (after watching the uproar over the first Dr Strange film, for instance). I know intellectually that there was a time when Shirley Maclaine was a film star and not just a nutty lady, but it’s hard for me to forget that while watching her, either. I also really like David Niven and feel like his performances are always really ironic, which plays well even now (or perhaps even more now).
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Kurzauftritte von Stars der Zeit – Da ist auch meine neueste (alte) Flamme Ronald Colman ganz kurz dabei! 🙂
Ja, das mit Shirley MacLaine stört mich auch.
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@Servetus: Even Fogg is the main character I find the naming of Cantinflas first somewhat plausible, because he is such a scene stealer. I really enjoyed him in that movie. Thanks for all the backround.
In some instance we sure are (I have to believe that!) but in others we’re clearly not *sigh*
I haven’t seen Maclaine in anything for ages or haven’t heard anything about her but after your ’nutty lady‘ comment I guess I haven’t missed much 🙂
For me Niven has such a great posture and facial expressions and he sure knew how to use that for his acting.
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@Esther: Er ist mir, dank Dir, definitiv aufgefallen 🙂
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I didn’t even realize MacLaine was an actor until I saw Terms of Endearment — a really good film, by the way — in the early 1990s. When I was a kid she published a book about her past lives and her paranormal encounters and the space aliens she’s talked to. It was in all the gossip magazines and that was the main thing I knew about her. It’s really only in the last five years or so, since I’ve been more interested in classic Hollywood films, that I’ve had a bigger sense of who she is.
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@Servetus: I think that one I don’t know. When I was a child ‚Irma la Douce‘ was shown on a regular basis on German TV so I knew who she was and then I saw her in ‚Steel Magnolias‘, ‚Guarding Tess‘ and ‚Mrs. Winterbourne‘.
So my view of her is the cheeky old lady who always talks big, but (thankfully?) never heard about her alien encounters till now *lol*
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