Israel/Norwegen 1992:
Das norwegische Diplomaten-Ehepaar Mona Juul (Ruth Wilson) und Terje Rød-Larsen (Andrew Scott) engagiert sich für einen Frieden zwischen Israel und den Palästinensern.
Das führt schließlich zu geheimen Verhandlungen zwischen den beiden Gruppen auf neutralem Grund nahe Oslo, die wiederum zu einen echten Durchbruch führen.
Wird es tatsächlich endlich gelingen, den nahen Osten dauerhaft zu befrieden?
Im Moment fällt es mir eher schwer, mich mit dem aktuellen Weltgeschehen näher auseinanderzusetzen – mehr als einmal am Tag die Tagesschau oder die ausführlichen heute Nachrichten anzuschauen ist gerade nicht drin.
Daher beschäftige ich gerade eher mit historischen Konflikten und einen Film, den ich in diesem Zusammenhang schon länger anschauen wollte ist ‚Oslo‘.
Der Film ist die Adaption des gleichnamigen Theaterstücks und thematisiert den Friedensprozess zwischen Israel und Palästina, der in den neunziger Jahren begann und schließlich 2000 mit Beginn der zweiten Intifada (vorerst?) scheiterte.
Mir war im Vorfeld gar nicht bewusst, dass zwei Norweger so maßgeblich daran beteiligt waren, die beiden schon so lange verfeindeten Parteien an einen Tisch zu bringen.
Leider erfährt man über Juul und Rød-Larsen wirklich nur das, was für die Geschichte unbedingt nötig ist. Trotzdem gelingt es sowohl Wilson, als auch Scott in meinen Augen der jeweiligen Figur Charakter zu verleihen und ich habe beide nicht als flach oder unrund empfunden.
Selbst die Beziehung zueinander, die der Film nur sehr, sehr leicht streift, war für mich trotzdem im Umgang der Beiden greifbar, was definitiv für die Schauspielkünste der Beiden spricht.
Wirklich glänzen können die Schauspieler, die die Mitglieder der beiden Delegationen am Verhandlungstisch darstellen. Hier haben mir auch im Spiel miteinander vor allem Salim Daw, Waleed Zuaiter als Ahmad Qurai und Hassan Asfour und Jeff Wilbusch als Uri Savir gefallen.
Alle Drei zeigen durch ihr (Zusammen)Spiel eindrucksvoll wie schwierig es gewesen sein muss, für diese ersten Gespräche überhaupt nach Norwegen zu reisen und die Abneigung gegen den Feind zu überwinden.
Erst als man sich gegenseitig auch als Mensch begreift, sind Kompromisse möglich, die für solche Verhandlungen wohl unerlässlich sind.
Gedanklich musste ich als deutsche Zuschauerin hier unweigerlich die Brücke zum aktuellen Ukrainekrieg und den Forderungen mancher Deutschen schlagen, keine Waffen zu liefern und stattdessen zu verhandeln.
Denn Verhandlungen haben nur eine halbwegs realistische Chance, wenn beide Seiten auch wirklich dazu bereit sind. Keiner darf komplett auf seinem Willen beharren und Kompromisse müssen möglich sein.
Zwischen Israel und Palästina gelang das in diesem konkreten Fall nur, weil unter anderem der Gazastreifen und Jericho von Israel zur Disposition gestellt wurde.
Wie man Putin, der der Ukraine ja komplett das Dasein abspricht, unter diesen Bedingungen zum Verhandeln bringen will, ist mir nach wie vor nicht klar, aber ich erwarte auch nicht mehr von den Briefeschreibern dazu eine Antwort zu bekommen…
Aber zurück zum eigentlichen Thema!
Ich mag die Farbgebung und das allgemeine Setting des Films sehr. Trotz des ernsten Themas kommt auch ein feinsinniger, manchmal recht fatalistischer Humor auch nicht zu kurz, was mir ebenfalls gut gefallen hat.
Der Cast ist sehr überschaubar und auch die Drehorte beziehungsweise Kulissen wirken sehr reduziert, ohne ’nackt‘ zu wirken.
So wird zum einen dem Ursprung als Theaterstück Rechnung getragen und zum anderen lenkt nichts von der spannenden Handlung ab, auch wenn der Ausgang ja leider bekannt ist.
Der Film hat es geschafft, mich zum Mitfiebern und Mitbangen zu bringen und hinterlässt am Ende unweigerlich großes Bedauern darüber, dass kein dauerhafter Frieden erreicht wurde.
Allerdings schafft ‚Oslo‘ nicht immer ganz rund die Wandlung vom Theaterstück zum Film. Dadurch wirkt die ein oder andere Szene vielleicht ein wenig zu statisch oder auch leicht zu lang.
Aber alles in allem kann ich diesen Film wirklich empfehlen!
Ich habe mich jedenfalls während der gut zwei Stunden Spieldauer nie gelangweilt und bedaure es nun noch mehr, die Inszenierung im National Theatre London von 2017 nicht gesehen zu haben. Der Vergleich wäre sicher lohnend gewesen!
‚Oslo‘ bei Sky Ticket
‚Oslo‘ als Stream bei Prime Video (Affiliate-Link)
Ein englischer Trailer
I remember the accords really clearly (they were completed shortly before Rosh Hashanah that year and thus heavily discussed in the synagogue I went to). In retrospect it’s so hard to believe that anyone really wanted peace …
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@Servetus: Understandable that this was the talk of the synagogue at the time.
Yes, maybe if Rabin hadn’t been killed things might have turned out differently.
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I remember at the time being so hopeful with the Oslo accords and Rabin working towards a peace settlement! Sadly all hope has been going down the drain further and further after he was murdered and followed by more extreme right-wing governments.My visit to israel a month ago left me quite depressed about the situation there – the two sides seem more and more entrenched and I wonder if there will ever be a way out of this.
I really should watch this too but the hope I’d get from that will be crushed by the reality of the situation today…
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@Esther: If you’ll ever be in the right modd go for it, it’s good story telling. But yes, the situation atm is really bad and I am not sure either if there ever will be progress again 😦
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Herba I will definitely look for this movie. I like both Ruth Wilson and Andrew Scott and the subject is fascinating
Ukraine is a huge mess very depressing
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@Michele: It sure is an interesting subject and the actors all are great in this I think.
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Herba I found it on HBO Max which I don’t have but there are a lot of movies there that piqued my interest
Glad you liked the acting
Did you watch The Affair series w Ruth snd Dominic West?
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@Michele: Maybe you’ll get it at some point for a testing period and watch all the intersting movies.
No, not yet, but this is on my to watch list for ages
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Yes hopefully 😁❤️
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