Das Leben der Anderen

Ost-Berlin, 1984:
Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) misstraut dem gefeierten Staatsschriftsteller Georg Dreyman (Sebastian Koch).
Daher überredet er seinen Vorgesetzten (Ulrich Tukur) zu einer Abhöraktion von Dreymans Wohnung.
Dabei ahnt Wiesler nicht, dass diese Aktion nur genehmigt wurde, weil Kulturminister Hempf (Thomas Thieme) Dreyman loswerden möchte, um Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck), die erfolgreiche Schauspielerin und Lebensgefährtin von Dreyman, ganz für sich zu haben.
Doch je länger Wiesler am Leben von Dreyman teilnimmt, desto schwerer fällt es ihm, seinen Job gewiesenhaft zu erledigen…

Ich habe lange gebraucht, um ‚Das Leben der Anderen‘ anzuschauen und ich kann auch nicht genau sagen, wann ich den hoch gelobten Film zum ersten Mal gesehen habe und ob er im Fernsehen lief oder ob ich mir die DVD ausgeliehen hatte.
Aber ich weiß noch, dass ich direkt bei der ersten Sichtung schwer beeindruckt war und mich gefragt habe, wieso solch ein Niveau bei deutschen Filmen so schwer erreichbar scheint.
Seit dieser ersten Sichtung habe ich den Film immer mal wieder gesehen, wenn ich im Fernsehen zufällig darüber gestolpert bin, aber nach einem Gespräch über deutsche Filme wollte ich ihn nun noch einmal ganz bewußt anschauen, was Anfang der Woche auch geklappt hat.
Und ich bin froh, dass die Anziehung auch nach einigen Jahren nicht nachgelassen hat.
Das liegt sicher ganz, ganz stark am leider schon verstorben Ulrich Mühe, der die Wandlung von Wiesler so wunderbar spielte.
So unsympathisch mir der Stasi-Offizier am Anfang war, so berührt war ich am Ende über das, was aus ihm wurde und seinen vielsagenden Satz in der Buchhandlung ‚Das ist für mich.‘.
Auch Sebastian Koch hat mich als Autor, der sich zu Anfang sehr neutral verhält und dann durch den Suizid eines befreundeten Regisseurs (Volkmar Kleinert), der in der DDR nicht mehr arbeiten darf, dazu gezwungen wird seine Haltung zu überdenken und den Mut aufbringt, gegen den Staat tätig zu werden, überzeugt.
Auch bei dieser Sichtung war ich wieder traurig, dass er am Ende nicht aus dem Taxi steigt, aber mittlerweile finde ich, dass das so, wie es inszeniert ist, absolut stimmig wirkt und mich mehr bewegt, als wenn es zu einer Begegnung gekommen wäre.
Martina Gedeck fand ich als Christa-Maria eher anstrengend, was aber nicht an Frau Gedeck, sondern an der Rolle liegt. Diese CHrista-Maria hat es schon auch schwer, ist aber durchaus auch ziemlich verwöhnt.
Der restliche Cast ist meiner Meinung nach gut zusammengestellt, mir ist zumindest niemand negativ aufgefallen.
Immer wieder positiv fällt mir die visuelle Gestaltung des Films auf. Die warmen Farben der gemütlichen Altbauwohnung von Dreyman kontrastieren mit der karg eingerichteten Wohnung von Wiesler, dem tristen Dachboden und dem allgemeinen Grau der DDR.
Auch, dass sich der Soundtrack immer dezent im Hintergrund hält, gefällt mir sehr. Gefühle werden hier von Bildern und der Geschichte erzeugt und nicht von überlauter Musik.
Etwas überrascht hat mich die Tatsache, dass ich auch bei dieser Sichtung wieder Kleinigkeiten entdeckt habe, die mir vorher nicht aufgefallen sind, was für mich aber auch zeigt wie gut dieser Film ist.
Insgesamt ist ‚Das Leben der Anderen‘ ein Film, der zurecht gelobt wird und der auch 15 Jahre nach Entstehen immer noch erschreckend relevant ist, wenn es darum geht, wie ein Unrechtsstaat mit seinen Bürgern umgeht und auch nicht vor absurd wirkenden Manövern zurückschreckt, um ’seinen‘ Willen durchzudrücken.
Ich bin zwar allgemein vorsichtig mit solchen Aussagen, aber ich finde, dass ‚Das Leben der Anderen‘ jeder Deutsche gesehen haben sollte.

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Ein deutscher Trailer

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22 Antworten zu Das Leben der Anderen

  1. Pingback: Medienjournal: Media Monday #533 | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

  2. Guylty schreibt:

    Muss ich eigentlich auch unbedingt mal wieder sehen.

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  3. Herba schreibt:

    @Guylty: Mach das, ich finde es lohnt sich. Schon allein wegen Mühe, der so unglaublich gut spielt.

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  4. Servetus schreibt:

    The studio that made that was also involved in Berlin Station.

    I do really love / admire / respect this film as much as art and a story of redemption that doesn’t erase the mistakes of the past, even more than as a depiction of history (the detail level of the film is unbelievable, esp the material culture and pop music backgrounds — there weren’t any real life Wieslers). I taught it for approximately the sixth time this year, and I found myself asking yet another question of the film (is the casting couch worse in the GDR than in Hollywood, and if so, why?). It’s just a great work of art. (It also makes me insanely nostalgic each time I see it about the year that I spent in Berlin and getting to go to the Berliner Ensemble all the time.)

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  5. Herba schreibt:

    @Servetus: I didn’t know that but it totally makes sense.
    Yes, it’s so detailed and somehow the whole movie transports the impression that the story is very important to the filmmakers.
    Maybe it is because not only your job is threatened but also your freedom, etc. and that of your family too?
    Aaaah, good memories I guess!

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  6. Servetus schreibt:

    it’s true that the „Sippenhaft“ problem is much greater in authoritarian regimes. (There’s not a great English translation for that word — maybe „guilt by association“.) In any case I do agree with you that Gedeck is really great in this role even though I want to shake her. (It’s another interesting facet of this film — the role illegal drugs played in the GDR.)

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  7. Herba schreibt:

    @Servetus: Yeah, the Nazis were great with that kind of punishment too.
    Her Christa-Maria annpyed me a great deal, but I can’t even express why exactly. Maybe because she numbed herself instead of at least talk to someone?

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  8. aradaghast schreibt:

    Toll !
    Ich liebe diesen Film und ich zähle nicht die Anzahl der Aufrufe.
    „Die Schläfer“ Series ist eine Serie von der gleichen Art, in diese Richtung.
    trotsdem aber heftiger
    https://www.arte.tv/de/videos/097484-001-A/die-schlaefer-1-6/

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  9. Servetus schreibt:

    Maybe because we don’t really know (iirc) what exactly her problems are? Most people who use drugs aren’t doing it because they’re „verwöhnt,“ but we don’t learn what the issues are for her. It would seem like she has reached the pinnacle of achievement in her world.

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  10. Herba schreibt:

    @aradaghast: Glad to hear you like it too! It’s such a great movie.
    Thanks for the tip!

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  11. Herba schreibt:

    @Servetus: I always ask myself what was first? Her addiction or the abuse from the minister. Because the abuse would be a plausible cause for the addiction, but it really isn’t clear (to me at least) what came first

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  12. Servetus schreibt:

    Because we see what Georg’s problems are (or aren’t: i.e., he’s just close enough to the party line to be celebrated by the SED and thus never really runs into the things that make other people’s lives intolerable) it makes him seem like a more fully developed character. It’s harder to dislike him even though (at least potentially) he’s committing the greatest possible self-betrayal or betrayal of his art by continuing to serve the state with his dramas.

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  13. Herba schreibt:

    @Servetus: Yeah, I’ve got the impression that he thinks he should be able to dislike the SED/state and still work for it as you said. And only after the suicide of his friend he wakes up and realizes that passivity in this case is complicity.
    Whereas Christa-Maria knows that she might have lost against the state she lives in. Either she endures the sexual abuse from the minister and perishes or she tries to stop the abuse and won’t be able to work ever again as an actor. I guess she can’t think of another option to get out of this terrible situation.

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  14. Servetus schreibt:

    The film makes it seem like she’s just desperate to be on the stage in Berlin and she’ll do anything to achieve that — like she’s just the victim of the rapacious minister. I found myself wondering if it isn’t bigger than that, e.g., the biggest stage she’ll ever be on is the one in Berlin. No international career is an option. Or something along those lines.

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  15. Herba schreibt:

    @Servetus: But would an international career even have been possible during that time? I must admitt I don’t know enough about DDR artists and their possible careers

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  16. Servetus schreibt:

    I don’t know if there’s a clear answer — there were definitely people like Armin Mueller-Stahl who had to leave the GDR to have a career at all, but then there were a handful of opera singers who did sing internationally. The fear for artists was always defection and so you have the classic question of „am I willing to leave everything behind, including my vulnerable family members, in order to do this?“

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  17. Herba schreibt:

    @Servetus: Ah yes, I totally forgot about Mueller-Stahl. I guess only the ‚linientreuen‘ artists and athletes were allowed to perform/compete in the West.

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  18. Servetus schreibt:

    and then you have people like Wolf Biermann who leave and find, when they try to return, that their GDR passport has been canceled.

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  19. Herba schreibt:

    @Servetus: How could I forget about him?! His Ausbürgerung was really perfidious!

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  20. Servetus schreibt:

    All those people’s stories are slowly sliding into oblivion.

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  21. Herba schreibt:

    @Servetus: Yes, like the stories of the Zeitzeugen for the NS regime, sad and a real loss!

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