Codename Eisvogel – „The Kingfisher Secret“ von Anonymous

Oktober 2016,
In den USA stehen die nächsten Präsidentschaftswahlen kurz bevor, als die Reporterin Grace, die trotz einstmals großer Ambitionen nun schon seit fast 20 Jahren für ein Klatschmagazin schreibt, eine brisante Geschichte über Anthony Craig, einen der Kandidaten erfährt.
Doch ihr Chef kippt die Story über das Verhältnis des Kandidaten zu einer Pornodarstellerin und schickt Grace stattdessen nach Europa, um dort mit Elena Craig, der Exfrau von Anthony Craig, deren Heimatstadt in Tschechien zu besuchen. Während dieser Reise stolpert Grace über eine noch brisantere Geschichte.
Wird es ihr gelingen herauszufinden, ob die Geschichte wahr ist und diese dann auch veröffentlichen?

Ich bin in einem Online-Buchreste-Verkauf (quasi wie ein Buchwühltisch im Kaufhaus, nur online) auf ‚Codename Eisvogel‘ aufmerksam geworden und da einerseits die Zusammenfassung interessant klang und das Buch andererseits nur drei Euro kostete, habe ich zugeschlagen.
Angenehm aufgefallen war mir auch, dass das Buch vom Verlag nicht das Label ‚Thriller‘ bekommen hat, womit meiner Meinung nach viel zu inflationär umgegangen wird, sondern einfach mit ‚Roman‘ gekennzeichnet ist.
Und das erweist sich auch als absolut richtig, denn spannend bis zum Umfallen ist dieser Roman definitiv nicht und das wäre eigentlich meine Idealvorstellung für einen Thriller.
Grace ist als Hauptfigur okay, auch wenn sie mir nicht uneingeschränkt sympathisch war. Ihre Art Dinge zu erledigen und auch ihre Gedankengänge zu ihrer Vergangenheit, ihrem Job und ihrer Familie kamen mir oft naiv, aber auch extrem egoistisch vor.
Was ihre Arbeit angeht, kommt dann auch noch Dilettantismus dazu und ich habe mich ab der Mitte des Buches darauf gefaßt gemacht, dass sie bald unter die Räder kommt.
Die andere wichtige Figur der Geschichte, Elena Craig, wirkt sehr, sehr kühl auf mich und ihre zickigen Momente, für die meist keine Erklärung geliefert wird, haben sie mir regelrecht unsympathisch gemacht.
Über Anthony Craig erfährt man nur das Nötigste, allerdings ist die Figur vom Wesen her auch sehr schlicht angelegt und so gibt es auch nicht wirklich viel über ihn zu sagen.
Bei dem was man zu ihm erfährt, drängt sich ganz stark der Vergleich zu einem ehemaligen amerikanischen Präsidenten auf, was definitiv auch gewollt ist.
Schließlich handelt es sich bei ‚Codename Eisvogel‘ ja um eine Verschwörungstheorie-Geschichte.
Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen, einmal 2016, quasi in der Jetztzeit von Grace und dann in der Vergangenheit, die sich von 1968 vorwärts quasi auf Grace zubewegt.
Diese Mischung halte ich hier für ganz gelungen, allerdings kommt auch dieser Kniff gegen das Hauptproblem der Geschichte an: Langatmigkeit.
Das Buch ist 2018 erschienen und erhält nichts, was man in den letzten Jahren nicht schon ausführlich als Verschwörungstheorie gehört hätte.
Daher hätte sich der Autor, der anonym bleiben will, um seine Quelle zu schützen – hier wird suggeriert, dass es sich nicht um Verschwörungstheorien, sondern um Fakten handelt. Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen – meiner Meinung nach mehr Mühe geben müssen, das Ganze spannend zu verpacken.
Doch Spannung kam bei mir nichtmal auf, wenn Grace verfolgt wird und potentiell in Lebensgefahr schwebt.
Da der Schreibstil des Autors durchaus gut lesbar war, weiß ich gar nicht so genau, wieso keine Spannung aufkommt, aber sie fehlte mir definitiv.
Da half auch nicht, dass mir gerade in der zweiten Hälfte auch bei vielen Nebenfiguren eine bessere Ausführung ihrer Motivation für bestimmte Taten fehlte.
Und manches war schlicht unglaubwürdig, zum Beispiel das Verliebtsein einer Nebenfigur. So etwas in jedem fünften Satz hinzuschreiben, ohne es zu unterfüttern, macht es noch nicht ‚wahr‘.
Insgesamt war ‚Codename Eisvogel‘ okay, vor allem, weil ich das Gefühl hatte, dass so etwas durchaus passiert sein könnte (es wurden tatsächlich auch einige historisch belegte Fakten benutzt), aber definitiv kein Buch, über das man länger nachdenkt oder das man vor Spannung kaum aus der Hand legen kann.

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