Den Vorgängerbeitrag ‚Das Mehrgenerationenhaus wird renoviert – Vorgeschichte‘ findet ihr bei Interesse hier.
Die Baustelle, die uns bei unsrem Renovierungsprojekt von Anfang an am wichtigsten schien, waren die Fenster im Haus.
Dafür, dass unsre Holzfenster über 40 Jahre alt sind, haben sie sich zwar gut gehalten, aber seit zwei, drei Jahren wird offensichtlich: neue Fenster braucht das Haus!
Also bekam ich, nachdem wir zwischen den Jahren entschieden hatten, dass es nun bald losgehen soll, den Auftrag Fensterfirmen zu suchen, die für uns in Frage kommen und die dann auch zu kontaktieren.
Die Recherche dazu war schnell erledigt, denn es sollte eine Firma aus der Gegend sein, die am besten ihre Fenster nicht in Timbuktu produzieren läßt.
Daher schienen mir sechs bis acht Firmen vollkommen ausreichend, um mindestens zwei bis drei Kostenvoranschläge in Auftrag zu geben. Tja, …
Drei Firmen mußte ich nach einem Telefonat gleich wieder streichen. Wartezeit: 12 bis 16 Monate.
Allein die Vorstellung meiner Schwester beibringen zu müssen, dass sich die Renovierung um ein Jahr verzögert, hat mich allerdings echt erheitert. DAS Gesicht wäre nämlich unter Garantie urkomisch gewesen
Bei der nächsten Firma hatte ich den Chef persönlich am Telefon, schilderte mein Anliegen und bekam zur Antwort:
‚Ja, da komm ich am besten vorbei. Wann hat denn der Herr des Hauses mal Zeit?‘
Öhm, tja….
‚Also, wir haben hier nur eine Herrin des Hauses, keinen Herr. Aber die ist auf jeden Fall da, wenn Sie kommen.‘
Ja, also, ich könnte am Freitag kommen.‘
‚Freitag ist okay.‘
‚Und dann kann ich auch mit dem Herr des Hauses sprechen?‘
Red ich eigentlich zwischendurch immer mal Chinesisch, ohne es zu merken???
‚Nein, Sie können nicht mit dem Herrn des Hauses sprechen, weil wir keinen haben! Aber meine Mutter versteht Sie auch…‘
Wo zum Kuckuck lag das Problem dieses Herrn?
Diese Unterhaltung ging noch ein paar Mal hin und her, und spätestens als der Satz fiel: ‚Frauen haben ja keine Ahnung von solchen Sachen!‘ war ich über die ‚Ehrlichkeit‘ des Handwerkers begeistert, verlor allerdings auch die Geduld, empfahl kurzerhand einen Besuch des örtlichen Friedhofs mit Glaskugel oder Ouija Brett, um sich mit meinem Vater über neue Fenster auszutauschen und legte auf
ERNSTHAFT????? Ich meine, ja, ich habe wirklich keine Ahnung von Fenster und deren Einbau, aber ich würde mal schätzen, dass das ganz vielen Menschen so geht – darunter sicher auch ein paar Männer – und dass es ziemlich viele Häuser ohne Fenster geben würde, wenn nur der eine Fensterfirma beauftragen darf, der weiß, wie das alles funktioniert. BOAH!!!!
Danach war ich erstmal bedient und brauchte ein paar Tage Pause von der Fenstergeschichte.
Die drei verbliebenen Firmen kontaktierte ich dann allerdings per mail bzw. Kontaktformular. Von einer gab es keinerlei Rückmeldung – vielleicht noch ein Handwerker, der nicht mit Frauen arbeiten kann, wer weiß?
Mit den beiden anderen ließ sich problemlos ein Treffen vor Ort unter Coronabedingungen vereinbahren und ich war gespannt.
Den ersten Termin vor Ort hatten wir mit einer mittelständigen Firma, die zwar aus dem Nachbarbundesland kommt, aber eine Zweigstelle im Nachbarort betreibt.
Dem jungen Mann, der bei uns aufschlug, merkte man den geschulten Verkäufer an, allerdings nicht auf die unangenehme Weise und im Lauf des ausführlichen Gesprächs wurde klar, dass man zwar an unserem Auftrag interessiert, aber nicht darauf aus war, uns Furz und Feuerstein zu verkaufen.
Wir wurden ausführlich aufgeklärt, konnten Fragen stellen und dann schaute er sich jedes Fenster an, nahm Mass, vermass auch die Glasbausteine und Haustür, die ja ebenfalls ausgetauscht, bzw. umgestaltet werden sollten und vermittelte uns allgemein das Gefühl, dass wir erstens schlauer waren als vorher und zweitens in kompetenten Händen wären, falls wir uns für diese Firma entschieden.
Sogar auf eine Steuerersparnis wurden wir hingewiesen, falls die neuen Fenster einen gewissen Standard erfüllen (tun sie in diesem Fall).
Yay! Ein Erfolgserlebnis, das vor allem ich dringend brauchte.
Der zweite Termin lief etwas anders ab, denn der Herr, der nun bei uns aufschlug, ist zwar wirklich kompetent, wenn es um die handwerklichen Details geht, hat aber wenig Talent bei der Kundenberatung oder an dem Tag bei uns Performanceprobleme – man weiß es nicht
Fragen die wir stellten, wurden grundsätzlich mit einem (meine Schwester nannte es wohlwollenden, für mich war es ein gönnerhaftes) ‚Ja, ja, das machen wir dann schon!‘ nicht beantwortet.
Eine Verständnisfrage von mir, beantwortete der Gute, indem er eine Broschüre aus seiner Aktentasche zog, mir zwei technische Details ankreuzte und sie mir vorlegte.
Mein ‚Ja und was bedeutet das jetzt?‘ überhörte er dann wieder geflissentlich und betrieb Konversation mit meiner Mutter.
Die Beiden kennen sich schon seit circa 30 Jahren. Vielleicht gab er sich auch deswegen keine große Mühe, weil er dachte, dass er den Auftrag sowieso schon in der Tasche hatte?
Nun hieß es auf die beiden Kostenvoranschläge zu warten und dann weiterzusehen. Zum Glück truddelten beide kurz hintereinander bei uns ein und nun ging das Überprüfen und Vergleichen los.
Und wärend der eine sich währenddessen tot stellte, rief der andere bei uns an, fragte nach, ob wir den KVA bekommen hätten und lud uns in die hauseigene Ausstellung ein, um offene Fragen zu klären.
Diese Einladung nahmen wir gern an und obwohl wir eigentlich im Vorfeld besprochen hatten, nicht gleich einen Auftrag zu erteilen, sondern doch nochmal eine Nacht drüber zu schlafen, gab dieses Treffen den entgültigen Ausschlag (auch meine Mutter war nun entgültig von dieser Firma überzeugt).
Der Kundenberater war im übrigen nach eigener Aussage total fasziniert, wie gut wir uns zum Beispiel auf das Design der neuen Haustür einigen konnten, obwohl es galt drei Meinungen unter einen Hut zu bringen.
Tja, wir sind halt Frauen und wissen, was wir wollen
Nun kommt demnächst jemand vorbei, der das technische Aufmaß übernimmt, dann kriegen wir noch einmal eine ‚Auftragsbestätigung‘ und wenn da dann alles so ist, wie besprochen und wie wir das haben wollen, gehen die Fenster in Produktion.
Geplant ist dann, dass es irgendwann im Juli losgehen kann – schau’n mer mal!
Auf jeden Fall hat uns die Firma zugesichert, dass sie trotz Corona genug Material eingekauft haben, um unsre Fenster zeitnah austauschen zu können, was für einige andere Firmen gerade ein echtes Problem ist (siehe die Wartezeiten von oben).
Das hat vor allem meine Schwester sehr gefreut, denn die juckt es schon ganz heftig in den Fingern, endlich mit der Badplanung anfangen zu dürfen, die ich auf Eis gelegt hatte, weil es mir kurzzeitig zu viel wurde, mich mit mehreren Baustellen auseinander setzten zu müssen.
Ich habe jedenfalls bei dieser ersten Aktion gelernt, dass ich weiß, wieso ich sowas eher nicht gern mache.
Und meine Schwester hat mal wieder bestätigt bekommen, wie froh sie ist, dass mein Hirn nicht sprechen kann und direkt an einen Lautsprecher angeschlossen ist.
Zitat aus einem Gespräch zwischen meiner Schwester und meiner Mutter: ‚Da würde sonst mehr als einer die Ohren anlegen, wenn das alles ungefiltert rauskäme. Aber zum Glück habt ihr sie ja zu einem halbwegs höflichen Menschen erzogen!‘
Tja, mal schauen, ob ich im Verlauf dieser Geschichte wirklich immer die Contenance behalten werde….
To be continued…
Sämtliche Posts zu dieser Reihe könnt ihr unter dem Tag ‚renovierung‚ nachlesen.
Mann Mann Mann. Im wahrsten Sinne des Wortes. Macht ja fast den Eindruck, als hätten Männer es nicht nötig, Frauen ihre Dienstleistungen zu verkaufen. Ich bin froh, dass diese Firmen letztlich sowieso nicht die günstigsten KVAs hatten, so dass ihr auch nicht in Versuchung kamt, auf die zurückzukommen. Der Profiverkäufer dagegen klingt gut. Dann drücke ich mal die Daumen, dass die Produktion der Fenster reibungslos klappt und ihr bald den Einbau auch schon hinter euch habt!
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This is like the handyman / craftsman equivalent of Adam Deats. Geez.
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Oh Mann, was für ein idiotischer Mann!
Drücke die Daumen, dass alles gut verläuft mit den Fenstern.
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Oh Mann. Hab mal Ähnliches erlebt, als ein junger Mann (eindeutig jünger als ich) klingelte und anbot, unser Garagendach neu zu machen. Als ich ablehnte, kam gleich die Nachfrage, ob ich („du“!), nicht meinen Mann oder meinen Sohn rufen wolle. Das sagte er auch noch in absolut gönnerischem Ton, als ob ich ja gar nicht in der Lage wäre, sowas zu begreifen. Hab ihm mitgeteilt, dass ich sowas selbst entscheiden kann und die Tür zugeknallt.
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@Guylty: Ich meine, ich komm vom Dorf und bin durchaus einiges an Mansplaining gewohnt, aber mittlerweile finde ich es nur noch erschreckend. Vor allem, wenn man, wie in diesem Fall das Gefühl hat, dass der betreffende Kerl nichtmal so alt ist, um sein Alter als Entschuldigung für antiquirtes Verhalten zu benutzen.
Danke schön, es wird wohl so in circa 10 Wochen losgehen, mal schauen, wie lange das alles dann dauern wird.
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@Servetus: YES! The brotherhood of a**holes seems to be international and strong as ever *sigh*
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@Esther: Das trifft es ziemlich genau!
Danke schön, das können wir gebrauchen!
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@Nette: In seinen Augen solltest Du vermutlich dankbar sein, dass Du die Tür öffnen durftest 😉 Aber toll gekontert.
Ich frage mich in solchen Situationen immer, wie ich bisher durch mein Leben gekommen bin, ohne das mich ein Mann am Händchen genommen und für mich gesorgt hat *schielen*
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Erstens Gluckwunsch zu dem neuen Fenzterplan!! Und gut fur die profesionelle Firma auch. Sonst kann man nur Kopf schutteln, Manner halt… Und nein, sie kennen sich auch nicht besser aus, wikrlich keiner der Fenster baut oder macht kennt sich wirklich aus, deshlab am Besten die Profesionellen ausfragen, und das kann Mann oder Frau genauso gut. Mein Vater ist auch von der ‚Generation‘.. bot sich an den Klodeckel zu tauschen obwohl er keine Ahnng hat von diesem Systhem (von oben). Kann ich selber machen, denn ich hab schonmal einen solchen getauscht. 😉
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Herba so who did you go with ? The good customer service company or the technical guy who knew your mum but had lousy customer service?
It’s a great short story in the making 😁
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Also…! Ich habe – vorsichtshalber – noch mal nachgeschaut: Ich bin definitiv ein Mann und habe trotzdem keine Ahnung von Fenstern. Mit wem würde der Herr denn dann sprechen wollen? Mit unserem Kater? Über die Vorteile einer App-gesteuerten Katzenklappe?
Einfach herrlich Deine Geschichte…! 😂
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@Hariclea: Ja, so sehe ich das auch. Daher erwarte ich von nem Profi auch, dass er meine Fragen beantwortet und mir nicht nur einfach irgendwelche Prospekte hinlegt. Googeln kann ich zur Not dann auch selber 🙂
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@Michele: We choose the company with the great customer service and so far we are happy with that choice, but we’ll have to wait and see how it’ll all turn out at the end.
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@Andreas: Also, so lange der Kater wirklich ein er ist, wäre der auch eine Option. Hauptsache KEIN weibliches Wesen 😉
Danke, hinterher konnte ich auch drüber lachen, aber beim Telefonieren wußte ich echt nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
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Moment, ich schau auch bei ihm nochmals nach: Yepp, eindeutig ein ER!!! 😂
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@Andreas: Sehr schön. Solltet ihr mal neue Fenster und/oder Insektenschutz brauchen: ich kenne da jemanden 😉
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Fingers crossed they meet your expectations ❤️🤗
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😉
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@Michele: Thanks a lot!
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