Louisiana, 1875:
Hannie Gossett wurde im Krieg von ihrer Familie getrennt, weil der Neffe ihres Besitzers, der sie eigentlich nach Texas in Sicherheit bringen sollte, einen nach dem anderen verkauft hat, um sich zu bereichern.
Als schließlich nur noch sie übrig ist, gelingt es ihr nach Hause zurückzukommen und dort wartet sie darauf, ihre Mutter und ihre Geschwister wiederzusehen.
Doch als Jahre später, die gleichaltrige Tochter des Hauses loszieht, um ihre farbige Halbschwester zu übervorteilen und den verschwunden Vater zu suchen, gerät Hannie in einen Ereignisstrudel, der sie bis nach Texas führen wird…
Louisiana, 1987:
Die junge Lehrerin Benny landet an einer armen Schule für die Kinder von weißem Abschaum und schwarzen Exsklaven.
Schnell merkt sie, dass sie hier alles geben muss, um wenigstens ein paar ihrer Schüler zu erreichen. Werden ihr die Bücher, die sie in dem alten, verlassenen Herrenhaus findet, dabei helfen?
In letzter Zeit lese ich ja nicht gerade oft historische Romane, obwohl ich davon früher kaum genug bekommen konnte.
Wieso das so ist, kann ich gar nicht so genau sagen, aber ich denke es ist eine Mischung aus Konzentrationsmangel und zu vielen mittelmäßigen oder schlechten historischen Romanen.
Daher bin ich auch besonders vorsichtig, wenn ich doch mal wieder zu einem greife, aber die Inhaltsangabe zu ‚Die Glasperlenmädchen‘ hat mich neugierig gemacht und auch die Teilung der Geschichte in Vergangenheit und (Fast)Gegenwart hat mich angesprochen.
Die Geschichte beginnt mit der achtzehnjährigen Hannie, die davon träumt, wie ihr sechsjähriges Ich mit ihrer Mutter, den Geschwistern und anderen Verwandten durchs Land geschleppt werden und einer nach dem anderen verkauft wird.
Diese Ereignisse haben Hannie schwer traumatisiert, aber sie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, ihre Mutter wiederzusehen.
Als die Geschichte dann zu Bennie wechselt, merkt man als Leser schnell, dass die beiden jungen Frauen auf jeden Fall ihren Idealismus gemeinsam haben.
Auch Bennie glaubt daran, dass sie etwas bewirken kann und wirkt dabei manchmal etwas traumtänzerisch, so frisch von der Uni beziehungsweise einer guten Schule, wo sie als Lehrerin auf vernünftige Arbeitsmaterialien und die Unterstützung von Vielen zurückgreifen konnte.
In Augustine kämpft sie gegen die Lustlosigkeit ihrer Schüler, das Desinteresse vieler Eltern und denn Eigennutz des Schulrats, der aus wohlhabenden Leuten besteht, die darauf bedacht sind, die Schüler von Bennies Schule auf ihrem Platz zu halten.
Auch Hannie soll das bleiben, was sie ist: eine billige Arbeitskraft für ihre ehemaligen Besitzer und eine gehorsame, duldsame Frau für alle anderen Weißen.
Doch weder Bennie noch Hannie wollen sich mit dem Ist-Zustand zufriedengeben und während Bennie nur befürchten muss, ihren Job zu verlieren, muss Hannie um ihr Leben fürchten.
Der Schreibstil von Lisa Wingate ist angenehm zu lesen und de Autorin schafft es beide Zeitebenen des Romans plastisch zu beschreiben.
Ich mag beide Hauptfiguren sehr gern, wobei ich mit Hannie mehr mitgelitten habe und auf den Fortgang von Bennies Teil der Geschichte irgendwie gespannter war, weil ich wissen wollte, wie sich beide Geschichten am Ende zusammenfügenn würden.
Die Kapitel wechseln sich ab, immer eins aus Hannies und dann eins aus Bennies Zeit, wobei die Kapitel von Hanni mit einer Vermissten-Anzeige as dem ‚Southwestern Christian Advocate‘, wo Menschen nach den verschwundenen Angehörigen suchen.
Mir war nicht klar, wie viele (farbige) Menschen nach dem Bürgerkrieg Familienangehörige suchten und diese Fakten haben mich sehr berührt. Außerdem finde ich es wichtig diese Zeit aufzuarbeiten und vielleicht gelingt das ja bei dem ein oder anderen Amerikaner am besten mit einem Roman, der sich an Tatsachen orientiert.
Das Ende, das die Geschichten der beiden Frauen zusammenführt, hat mir gut gefallen,, hätte allerdings für meinen Geschmack auch noch ein klein wenig ausführlicher sein können.
Aber da keine Fragen offen bleiben, ist das nur ein klitzekleiner Kritikpunkt.
Insgesamt halte ich ‚Die Glasperlenmädchen‘ für einen gelungenen, historischen Roman, der mich bewegt und berührt hat und der mich noch eine Zeit lang gedanklich begleiten wird.
Lisa Wingate wird auf jeden Fall auf meinem Radar bleiben und ich bin gespannt, welcher historischen Gegebenheit sie sich als nächstes literarisch nähert.
Die oben erwähnten Vermissten-Anzeigen aus dem ‚Southwestern Christian Advocate‘ sind übrigens mittlerweile zumindest teilweise digitalisiert und können über die zugehörige Homepage eingesehen werden.
Lisa Wingate bei Penguin RandomHouse
Die Homepage der Autorin
‚Die Glasperlenmädchen‘ bei Amazon.de (Affiliate-Link)
Um dieses Buch schleiche ich auch herum … Hast du ihr letztes Buch „Libellenschwestern“ gelesen? Auch sehr empfehlenswert. https://chridhe.wordpress.com/2018/05/26/lisa-wingate-libellenschwestern/
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@AequitasEtVeritas: Nein, bisher nicht. ‚Die Glasperlenmädchen‘ war mein erstes Buch von ihr, aber die Libellenschwestern sind nun auf meiner Wunschliste
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Ich habe es gerade meiner Mutter geliehen, sonst hätte ich es Dir gern zur Verfügung gestellt.
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