Hannah Stern (Nicola Walker) ist eine erfahrene und hochklassige Anwältin für Familienrecht, die bisher für die traditionsreiche Kanzlei ihrer Mutter Ruth Defoe (Deborah Findlay) arbeitete.
Da diese nicht, wie abgesprochen in den Ruhestand ging und Hannah die Führung der Firma überließ, arbeitet Hannah nun für die Konkurrenzkanzlei Noble & Hale, zu der sie ihr alter Studienfreund und Liebhaber Christie Carmichael (Barry Atsma) geholt hat.
Dieser Wechsel bringt einige Unruhe mit sich, die nicht nur das Leben von Hannah, sondern auch das von ihrem Mann Nathan (Stephen Mangan) und ihrer Schwestern Nina (Annabel Scholey) und Rose (Fiona Button) verändern wird…
Die zwei Staffeln (= 12 Folgen) der BBC-Serie ‚The Split‘ gammelte nun schon ewig auf meiner Festplatte herum und ich weiß eigentlich gar nicht genau wieso.
Denn ich mag eigentlich sowohl Nicola Walker, als auch Stephen Mangan recht gern und Deborah Findley ist definitiv auch ein großes Plus.
Vielleicht war ich ein bißchen Anwaltsserien-müde. Oder das gespaltene Verhältnis, dass ich zu Walker manchmal habe, hat mich bisher abgehalten. Denn ich kenne Nicola Walker vor allem als Ruth Evershed aus der Serie ‚Spooks‚. In dieser Rolle finde ich sie einerseits gut, andererseits fand ich ihre Figur und deren Verhalten zwischendurch immer mal wieder furchtbar anstrengend, was leider mit sich bringt, dass Walker es in anderen Rollen schwer hat, mich zu überzeugen, weil ich sie sehr schnell als Ruth vor mir sehe.
Diese Gefahr besteht in ‚The Split‘ allerdings nicht. Hier spielt sie als Hannah, eine selbstbewußt wirkende und modisch gestylte Frau, die meist weiß was sie will und tut.
Walker gelingt das ausgesprochen gut, switcht aber auch gekonnt um, wenn das Leben ihrer Figur im Lauf der 12 Folgen unerwartete Wendungen nimmt und die Fasade zu bröckeln beginnt.
Uneingeschränkt sympathisch kann ich ihre Hannah leider nicht finden. Allerdings machen sie vermutlich gerade die Entscheidungen, die ich mehr als fragwürdig und eben unsympathisch fand, zu so einer starken Figur, die nicht eindimensional daherkommt.
Absolut großartig ist Deborah Findlay als Übermutter Ruth, die ebenfalls als Anwältin praktiziert und ihren drei Töchtern, nachdem ihr Mann sie vor 30 Jahren für die 20 Jahre jüngere Nanny verlassen hat, immer wieder eingeimpft hat, dass Männer mit Vorsicht zu genießen sind und dass sie als Frauen alles schaffen können.
Ich liebe die kleinen Spitzen, die Ruth immer wieder losläßt und bin gleichzeitig dankbar, dass sie nicht meine Mutter ist. Allerdings fängt auch ihre Fassade an zu bröckeln, als ihr Exmann Oscar (Anthony Head) plötzlich wieder auftaucht.
Hannahs Schwester Nina, ebenfalls Anwältin, fand ich als Figur recht spannend, aber manchmal auch ein bißchen anstrengend, was Annabel Scholey gut und vermutlich bewußt zickig darstellt.
Genervt war ich stellenweise von Rose, die als einzige der vier Defoe-Frauen nicht Anwältin geworden ist, sondern als Nanny arbeitet und nicht so genau weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen will. Ihre Monologe haben mich wirklich angestrengt.
Mangan und Barry Atsma verkörpern gekonnt zwei unterschiedliche Männertypen, die um Hannahs Gunst buhlen und dabei öfter mal übers Ziel hinausschießen.
Während der dunkle Mangan den verläßlichen Vatertyp verkörpert, wird Atsma als aufregender, aber wenig verläßlicher Frauentyp inszeniert und gerade als Frau macht es durchaus Spaß mal durchzuspielen, für wen man sich entschieden hätte, wäre man an Hannahs Stelle.
Neben der Rahmenhandlung rund um die Defoe-Damen, gibt es immer wieder spannende Familienfälle, die sich allerdings hauptsächlich um Scheidungen von reichen Menschen drehen.
Spannend, aber vielleicht nicht immer ganz realistisch. Allerdings passen sie hervorragend in die als Hochglanz angelegte Welt, die die Serie zeigt.
Wäre die Serie amerikanisch, hätte mich der Look vielleicht genervt, britisch aussehend, fand ich den Look eher mal erfrischend anders.
Ich mag die Mischung aus Drama, Familienleben, Anwaltsgeschehen, aber auch den (manchmal leicht absurden Humor) Humor der Serie sehr.
Gut gefallen hat mir auch der einigermassen diverse Cast und die Tatsache, dass hier nicht nur Frauen im Mittelpunkt stehen, sondern auch, dass zum Beispiel Hannahs Chef Zander (Chukwudi Iwuji) ein schwarzer, schwuler erfolgreicher Anwalt ist, oder dass Ruth und andere ältere FIguren immer noch sexuell aktiv dargestellt werden, was in Zeiten von Jugendwahn und ähnlichem ja nicht selbstverständlich ist.
Gaststars sind unter anderem Meera Syal, Stephen Tompkinson, Anna Chancellor, Ben Bailey Smith, Ian McElhinney und Damien Molony.
Insgesamt halte ich ‚The Split‘ für eine unterhaltsame und auch sehenswerte Serie, die mir wahnsinnig viel Spaß gemacht hat. Eine echte Schande, diese Produktion im Nachtprogramm zu verheizen!
Ich freue mich nun schon sehr auf die abschließende dritte Staffel, die vermutlich 2022 bei der BBC zu sehen sein wird und ich bin gespannt, wie all die Dinge, die am Ende von Staffel Zwei (= Folge 12) offen gelassen wurden, aufgelöst werden.
‚The Split‘ bei der BBC
‚The Split – Beziehungsstatus ungeklärt‘ in der Mediathek der ARD (mit deutschem Trailer, Achtung Spoiler!!!)
Die Serie im deutschen Fernsehen – Termine
Staffel Eins von ‚The Split‘ als DVD bei Amazon.de und bei Amazon Video (Affiliate-Links)
Staffel Zwei von ‚The Split‘ als DVD bei Amazon.de und bei Amazon Video (Affiliate-Links)
Ein kurzer englischer Trailer
This looks like something for me! Love Nicola Walker. However, when I read the name of the series I wondered if it was about Brexit.
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@Servetus: It isn’t. No politics whatsoever. Only family law and family drama 🙂
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Pingback: Medienjournal: Media Monday #508 | Unkraut vergeht nicht….oder doch?
Oh ja, ich mag The Split auch gerne! 🙂
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@Esther: Hoffentlich dauert es bis zur dritten Staffel nicht mehr so ewig. Ich bin schon sehr gespannt!
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