Die russische Gräfin Natascha (Sophia Loren) lebt im Exil in Hongkong. Zusammen mit ihren Eltern floh sie nach der russischen Revolution und muss sich seit frühester Jugend nach dem Tod ihrer verarmten Eltern allein durchschlagen.
Sie tanzt in einer Bar gegen Bezahlung mit Touristen und prostituiert sich. Als sie eines Abends von einem Stammkunden dem amerikanischen Milliadärssohn und Berufsdiplomat Ogden Mears (Marlon Brando) vorgestellt wird, der auf einem Kreuzfahrtschiff nach Hongkong gekommen ist, handelt Natascha, die keinen Pass besitzt.
Sie geht als blinder Passagier an Bord und versteckt sich in Ogdens Kabine. Als der sie am nächsten Morgen total verkatert entdeckt, ist er alles andere begeistert und hat Angst um seine Karriere.
Kann Natascha ihn überzeugen, sie bleiben zu lassen?
Fans von Marlon Brando werden mich nun vermutlich steinigen wollen, aber ‚Die Gräfin von Hongkong‘ ist immer der erste Film, der mir bei seinem Namen einfällt, weil es auch auf Anhieb der einzige Film, den ich von ihm kenne, sein dürfte, wo ich ihn mag.
Zugegebenermassen kenne ich aber gefühlt auch nicht so wahnsinnig viel von ihm. Vielleicht würde er mich ja überzeugen…
Aber zurück zu diesem Film. Wie viele meiner Rewatch-Filme hier auf dem Blog, habe ich auf diesen schon länger nicht gesehen und ich war wirklich gespannt darauf, ob er mir nach wie vor gefallen würde.
Die Geschichte an sich ist nicht sonderlich überraschend und spielt hauptsächlich in der Suite von Mears ab, also in zwei angrenzenden Zimmern.
Durch die Ausgangssituation – reicher Kerl trifft junge Prostituierte – war ich ein wenig an ‚Pretty Woman‚ erinnert, auch wenn der Film von 1967 viel zahmer abläuft.
Mehr als der ein oder andere Kuss und ganz viele schmachtende Blicke ist hier definitiv nicht drin.
Viel wird durch die Chemie zwischen Brando und Loren transportiert, die die Anziehung ihrer beiden Figuren wirklich gut auf die Leinwand bringen.
Sie sind ein wirklich schönes Paar und ich kann jeden verstehen, der damals sie oder ihn angeschmachtet hat.
Das Kräftemessen der Beiden ist amüsant anzuschauen und sorgte bei mir für den ein oder anderen Schmunzler. Allerdings wird es auf halber Strecke ein wenig anstrengend, dem andauernden Losgerenne ins andere Zimmer zuzuschauen, wenn jemand an die Kabinentür klopft.
Und am Anfang des Film ist definitiv die Musik zu viel und zu laut, sie übertönt teilweise sogar den Dialog.
Gut gefallen haben mir Sydney Chaplin als Ogdens Freund Harvey und Patrick Cargill als leicht spleeniger Butler Hudson.
Vor allem Harvey mochte ich gern, weil er nicht versucht Natascha auszunutzen, sondern ihr wirklich zugetan ist und ihr und Ogden gleichermassen helfen will, ohne zu urteilen. Das kennen wir ja aus ‚Pretty Woman‘ auch anders.
Ganz vergessen hatte ich, dass Margaret Rutherford, Charlie Chaplin (er hat auch das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und die Musik komponiert – vielleicht war sie deshalb so laut 😉 ) und Geraldine Chaplin kleine Nebenrollen haben und Tippi Hedren die entfremdete Ehefrau von Ogden spielt.
Der Film verbrät mehr als ein Klischee und gerade der Übergang vom genervten Ogden zum erstmals verliebten Mann war meiner Meinung nach nicht ganz zufriedenstellend auserzählt, aber mir hat der Film trotzdem nach wie vor noch Spaß gemacht.
Auch wenn ich finde, dass zum Beispiel ‚Hausboot‘ ein weit besserer Loren-Film ist, kann man ihn doch gut an einem verregneten Wochenende gut schauen, um in eine andere Zeit abzutauchen und ein bißchen Herz-Schmerz-Kitsch zu tanken.
Ich habe den Film übrigens zum ersten Mal im Original geschaut und fand ihn wirklich gut verständlich, was bei älteren Filmen nicht immer der Fall ist.
Kleine amüsante Note am Rande:
Die Loren trägt in manchen Szenen ein schlichtes, weißes Abendkleid. Wenn Brando dabei ist, hat sie dazu ganz einfache, rote Ballerinas an.
In Szenen ohne Brando in diesem Kleid, trägt sie jedoch rosa Pumps. Vermutlich sollte sie den nur einen Zentimeter größeren Brando auf keinen Fall überragen
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Ein deutscher Ausschnitt – einen Trailer habe ich leider weder auf Deutsch, noch auf Englisch gefunden
Schöner alter Schinken 🙂
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@Wortman: Finde ich auch 🙂
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Die Loren! Wow! Irgendwie war früher mehr Lametta….
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@Nicole: Ja, wobei sie hier aber die halbe Zeit im rosa Schlafanzug von Brando rumsitzt. Richtig glamourös war das also auch nicht, aber die Loren konnte das locker tragen. Die sah damals in quasi allem gut aus 🙂
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I have never even heard of this film, and I looked at Brando’s filmography and I’ve seen at least seven of his films. I feel like Brando is kind of a Geschmackssache. I’ve liked him in everything I’ve seen him in but at the same time, he never just blends in. It’s like he sucks the dramatic oxygen in his direction whenever he’s on screen.
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@Servetus: Really? Wouldn’t have thought so because you know so much about movies and stuff. Seems like a ‚Bildungslücke‘, but not a big one as the movie is only a RomCom without some deep message.
He seems to be an impressive figure and I was really surprised that he is not taller than he actually was. Maybe he does this special stare of his too well and creeped me out when I watched a movie with him as a child/teen – no idea why I don’t like him that much.
But I sure like him as Ogden even if this is a bit of an stupid name if you ask me 😉
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It’s a good name for the character, though. It’s obviously a last name — this was the kind of name that people gave their children when the parents felt the mother’s (or sometimes, another maternal relative’s) lineage was either important or needed to be made known somehow. (A well known example is JFK — the „Fitzgerald“ is his mother’s maiden name, but the significant person was maternal grandfather. „Honey Fitz,“ as he was called, was an important Boston politician.) That kind of name sort of signals East Coast elite / WASP. As far as I know other immigrant groups to the US didn’t follow this sort of naming convention (for sure, German Americans didn’t).
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@Servetus: I somewhat like that custom for a second name but for a first name I find it a bit weird to be honest. But maybe it’s only because Ogden is so unfamiliar to me
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It’s supposed to sound stuffy.
There’s always Ogden Nash, famous American author of children’s poems and other doggerel, who immortalized the lines „Candy is dandy / But liquor is quicker.“
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@Servetus: You’re right then, the name fits the character perfectly. At least in the beginning
*lol* never heard this before. WIeder was gelernt 🙂
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🙂
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