Kleeherz von Daniela Polnitzky

Die deutsche Erzieherin Hannah braucht nach einem Schicksalsschlag einen Tapetenwechsel und nimmt daher einen Job in Irland an.
Auf Greenstones, einem abgelegenen Landsitz fungiert sie als Erzieherin von Reagan der Tochter des Hauses.
Doch so schön die Umgebung ist, bald macht sich Beklemmung bei Hannah breit, denn aus Reagans Vater Stuart O’Grady wird sie nicht recht schlau, die Bewohner des nahen Dorfs begegnen den Bewohnern von Greenstones mit Argwohn und im Boothaus des Sees wohnt ein junger Mann, den Hannah sehr undurchsichtig findet.
Was ist auf dem Anwesen passiert? Ob Hannah Licht ins Dunkel bringen kann…

Ich bin durch einen Blogpost auf den Debütroman von Daniela Polnitzky aufmerksam geworden und sowohl Irland als Setting, als auch der Klappentext haben mich neugierig gemacht.
Der Schreibstil der Autorin läßt sich flüssig lesen und sie vermag es durch ihre Beschreibungen die von ihr gewählte Kulisse vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen zu lassen, was mir wirklich gut gefallen hat.
Ungewöhnlich, verglichen mit dem ich sonst lese, waren die Achtziger als Zeit der Handlung. Allerdings unterstreicht die Handy- und Internetfreie Zeit die Abgeschiedenheit des Schauplatzes und erklärt auch den wenigen Kontakt, den Hannah mit ihrer Familie in Deutschland pflegt.
Womit wir bei der Hauptfigur wären, die ich leider ein wenig sperrig fand. Das liegt nicht daran, dass dem Leser erst nach und nach enthüllt wird, wieso Hannah aus ihrer gewohnten Umgebung geflohen ist, sondern mehr an den ihr zugeschriebenen Eigenschaften.
Die Autorin beschreibt sie als graues Mäuslein, das vor seinem eigenen Schatten Angst hat, dann aber doch leicht kopflos ohne Rücksicht auf irgendwelche Kosnequenzen losrennt und das fand ich doch recht anstrengend. Vielleicht wurde ich daher auch nicht recht warm mit Hannah.
Ich muss als Hauptfigur keine Superheldin haben, die in jeder Situation die Nerven behält und unkaputtbar durch die Welt geht.
Aber sympathisch sollte mir jemand schon sein und das fehlte mir hier doch sehr.
Vielleicht auch, weil allgemein der Umgang der einzelnen Personen recht kalt und unpersönlich abläuft.
Selbst mit Reagan gibt es nicht wirklich viele nahbaren Momente.
Für so manche unterkühlte Beziehung gibt es dann am Ende eine Erklärung, die durchaus zufriedenstellend ausfällt und mich dann doch mit so einigen Figuren ausgesöhnt hat.
Außerdem ist der allgemeine Spannungsbogen der Geschichte der Autorin gut gelungen und spätestens ab der Mitte des Buchs wollte ich unbedingt wissen, wie das Ganze nun ausgeht und wer sich am Ende als böser Bube erweist.
Das Ende läßt keine Fragen mehr offen und hat mir gut gefallen, auch wenn es nicht ganz überraschend kam.
Und so halte ich ‚Kleeherz‘ insgesamt für ein gelungenes Debüt mit kleinen Schwächen, das ich gern zwischendurch gelesen habe.

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5 Antworten zu Kleeherz von Daniela Polnitzky

  1. singendelehrerin schreibt:

    Ich bedanke mich schon mal im Namen meiner Freundin für die Besprechung! 🙏🙂 Werde ihr den Link gleich mal weiterschicken.

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  2. Servetus schreibt:

    This question of novels written pre-Internet, pre-mobile phone really interests me. Will novels where the plot hangs on missed communication or technological isolation hold up? Sue Grafton wrote a bestselling series of novels (starting with A is for Alibi) that started before the Internet and a lot of what we consider obvious investigative tools and she made the conscious choice to keep the series in that age. I can understand that (who wants to stay on top of every technological change in communication and crime science) but on the other hand I felt like at times she sacrificed credibility. I don’t think her heroine, Kinsey Millhone, ever even got a word processor. But the recurring characters were interesting and the stories were well-told.

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  3. Herba schreibt:

    @singendelehrerin: Nichts zu danken!

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  4. Herba schreibt:

    @Servetus: I think it’s weird, that I have no problem reading settings before or during WWII for example and have no problem whatsoever with the missing technology and find it weird in an Eighties setting – the mind is a mysterious thing I guess.

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  5. Servetus schreibt:

    Maybe it has something to do with the greater rate of (consumer) technological change in our own day? (don’t know)

    Gefällt 1 Person

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