Penny Dreadful (Originalversion)

Der erfahrene Afrikaforscher Sir Malcom Murray (Timothy Dalton) ist auf der Suche nach seiner entführten Tochter Mina (Olivia Llewellyn). Unterstützt wird er dabei von Vanessa Ives (Eva Green), einer Freundin von Mina, dem amerikanischen Revolverheld Ethan Chander (Josh Hartnett), dem Arzt und Wissenschaftler Victor Frankenstein und seinem treuen Diener Sembene (Danny Sapani).
Dabei ist sich die Gruppe nicht bewußt, dass sie auf der Suche nach einer übernatürlichen Macht sind, die urböse ist und es auf ein Mitglied der Truppe besonders abgesehen hat…

Da ich vor ungefähr zwei Wochen ein bißchen untermotiviert war, was meinen Blog angeht, habe ich nach einer Serie gesucht, die ich locker nebenher schauen konnte und bei der ich mir ziemlich sicher war, keinen Post dazu schreiben zu wollen.
Und da Horrorstoffe nicht unbedingt meins sind und ‚Penny Dreadful‘ hier schon länger ungeschaut im Regal stand, dachte ich, das wäre eine sichere Bank für einigermassen gelungene Unterhaltung, ohne tieferen Eindruck zu hinterlassen.

Tja, das ich damit ziemlich daneben lag, konnte man in den letzten Tagen schon hier und hier nachlesen.

Aber der Reihe nach:
Die allererste Folge ließ mich noch ziemlich kalt. Die Ausstattung war zwar gelungen, wie eigentlich immer über die drei Staffeln und auch der Cast war natürlich von Anfang an großartig.
Aber die Geschichte war mir ein wenig zu verworren, zu viele Personen wurden auf einmal eingeführt und zu wenig ließ sich erahnen, was das eigentlich alles sollte.
Und obwohl in den folgenden Episoden noch mehr Figuren wie der schöne Dorian Gray (Reeve Carney) oder die Prostituierte Brona Croft (Billie Piper) hinzukommen, kam ich besser in die Geschichte hinein und wurde immer neugieriger auf das Schicksal von einzelnen Figuren und der Gesamthandlung allgemein.

Ich habe viel über den Reiz dieser Serie nachgedacht und denke, dass dieser sich für mich stark über die Schauspieler generiert, die durch die Bank weg großartig aufspielen – je nach Handlung mal mehr oder mal weniger, aber mir ist niemand aufgefallen, der irgendwie gegenüber seinen Kollegen abfällt.
Zum anderen kommt für mich der Reiz der Serie aber auch mit den vielen altbekannten Figuren aus der Literatur wie Frankenstein und sein Monster, Dracula, Mina Harker und Dr, Jekyll.
Obwohl ich diese Figuren alle recht gut kenne, kamen sie mir hier frisch und nicht langweilig, weil zur Genüge bekannt vor.
Vielleicht, weil sie gekonnt mit neuen, starken Figuren verknüpft werden, aber vielleicht auch, weil sie über drei Staffeln auch miteinander verbunden werden und so die einzelnen Geschichten in ‚Penny Dreadful‘ zu einer ganz neuen Geschichte zusammengefaßt werden, die mir insgesamt einfach viel Spaß gemacht hat.

Zu meckern gibt es natürlich trotzdem was, wenn auch auf hohem Niveau.
So waren mir die Vampire aus erster Staffel ein bißchen zu lahm, die großartige Helen McCrory war mir als Madame Kali zu stereotyp, der viele Guyliner von Harry Treadaway hat mich schwer irritiert (wer schminkt den bloss imer so und wieso?) und das Gestöhne und Genuschel der besessenen Vanessa ging mir leicht auf den Wecker (das Problem habe ich aber immer, wenn es um Besessene geht, war bei ‚The Exorcist‚ auch schon so).

Großartig fand ich die einzelnen Folgen, die sich auf eine Figur konzentrieren und Hintergrundinformationen liefern und mich dazu brachten, noch mehr mit einzelnen mitzuleiden.
Und natürlich haben ir einzelne Schauspieler besser gefallen als andere, was aber vermutlich viel mit persönlichem Geschmack zu tun hat, weil sie, wie schon öfter betont alle gut waren.

Da wäre zum einen die wunderbare Eva Green, deren Karriere ich seit ‚Casino Royale‚ lose verfolge und die ich immer wieder gerne sehe.
Sie ist eine tolle Schauspielerin und sieht noch dazu toll aus, entspricht dabei aber nicht dem typischen Hollywoodklischee, sondern besitzt eine natürliche Schönheit und auch Eleganz, die sie hier voll auspielen kann.
Ihre Vanessa ist verletzlich, aber auch unbeugsam, liebevoll, aber auch kompromisslos. Nicht jede Entscheidung, die Vanessa trifft, konnte ich nachvollziehen, aber ich habe nie aufgehört sie zu mögen und das liegt ganz stark an Eva Green – vielen Dank dafür!

Eine totale Überraschung war für mich Josh Hartnett, den ich nicht wirklich gut kenne, den ich vor PD aber instinktiv eher in die Ecke Hollywood-Schönling gestellt hätte.
Den Film, dem er wohl seinen Durchbruch verdankt (Pearl Harbour) habe ich nie gesehen und ich kann mich weder an ‚Black Hawk Down‘ noch an ‚Lucky Number Slevin‘ gut genug erinnern, um zu sagen, wie er dort gespielt hat.
In ‚Der Offizier: Liebe in Zeiten des Krieges‚ fand ich seine Rolle jedenfalls eher unsympathisch.
Aber sein Ethan Chandler hat mich echt abgeholt und ich verzeihe den Serienmachern sogar, dass sie in Staffel Drei so einiges für ihn ausgeheckt haben, was ich eher unglaubwürdig für die Figur fand.
Ein wirklich toller Schauspieler, den ich ab jetzt definitiv im Auge behalten werde.

Meine absoluten Lieblinge sind allerdings Simon Russell Beale als egozentrischer Ägyptologe Ferdinand Lyle, der mich einfach immer wieder zum Grinsen gebracht hat, wenn er auftauchte, was bei diesem düsteren Stoff gut getan hat.

Und dann natürlich mit Abstand Rory Kinnear als John Clare – sorry, aber als Monster kann ich den Guten wirklich nicht (mehr) sehen – der mich so unglaublich tief gerührt hat und dessen ENtwicklung ich von vorne bis hinten am gelungensten fand. Da stimmte für mich einfach alles.

Dass das nicht selbstverständlich ist, zeigt die dritte Staffel, die zwar genauso gut wie der Rest ist, bei der ich allerdings manchmal den Eindruck hatte, dass sich die Macher ein wenig verzettelt haben.
Wenn diee Staffel wirklich der geplannte Abschluss für PD war, weiß ich ehrlich gesagt nicht, wieso man noch so viele neue Figuren eingeführt hat, die am Ende ein wenig verschenkt auf mich wirkten (dabei meine ich vor allem Dr. Jekyll (Shazad Latif) and Miss Hartdegen (Perdita Weeks)).
Überhaupt wirkte das Ende der Serie ein wenig überhastet auf mich. Da wäre eine weitere Folge oder zumindest die Verlängerung der neunten und letzten Folge auf Spielfilmlänge hilfreich gewesen und der Schluss hätte weniger überhastet und einfach runder gewirkt.
Außerdem hätte ich gern für die ein oder andere Figur mehr Feedback gehabt, was sie denn nun eigentlich mit sich anfangen, da wird für meinen Geschmack viel zu viel meiner Phantasie überlassen.

Trotzdem kann ich allgmein mit dem Ende leben – nicht zu fassen, dass ich das schreibe!
Noch vor 10 Jahren hätte mich dieses Ende nämlich vermutlich so abgefuckt, dass ich die ganze Serie als total doof abgehakt hätte.
Aber ich kann tatsächlich damit leben, auch wenn gerade eine Szene zum Schluss hin wirklich hätte länger sein können *grummel*

Insgesamt ist ‚Penny Dreadful‘ DIE Serienüberraschung des Jahres für mich, die sich obwohl sie schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, nicht vor aktuellen Produktionen verstecken muss und die mir aus vielen Gründen noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Außerdem bin ich, nachdem ich sie Sonntagnacht zu Ende geschaut habe, scheinbar erstmal in ein Serienloch gefallen und kann mich gerade nicht dazu aufraffen, etwas Neues anzufangen – wirklich ungewöhnlich für mich und ein weiteres Kompliment an PD.
Prädikat: sehenswert, unterhaltsam und einfach gut!
Aber Achtung, wer mit Blut und Nackt-/Sexszenen nicht klarkommt, sollte die Finger von der Serie lassen.

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Ein englischer Trailer zu Staffel 1

Ein deutscher Trailer zu Staffel 1

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21 Antworten zu Penny Dreadful (Originalversion)

  1. singendelehrerin schreibt:

    Hach, jetzt habe ich Lust auf einen Rewatch… Schöne und gut nachzuvollziehende Kritik!

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  2. Herba schreibt:

    @singendelehrerin: Es lohnt sich, wie ich ja nun auch weiß 🙂
    Danke schön. Ich hätte noch viel mehr schreiben können, wollte aber nicht spoilern.

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  3. mwj schreibt:

    Das „Gestöhne und Genuschel“ war für mich untrennbar mit der Tour-de-Force-Performance von Eva Green verbunden. Die „Séance“-Szene in Folge 2 haut mich auch heute noch total um.
    Dr. Frankenstein soll eben einerseits irgendwie noch jugendlich, aber gleichzeitig auch kaputt (weil drogensüchtig) und verbraucht aussehen.
    Wie fandest du denn die Badeszene von Madame Kali in Staffel 2, in welcher sie „The Unquiet Grave“ singt? 😉

    Eva Green und Rory Kinnear waren natürlich meine Lieblingsfiguren, was habe ich mit ihnen gelitten!

    Ansonsten danke für das Review. Ich freue mich über jede/n einzelne/n, welche/r die Serie gesehen und genossen hat. Es gibt irgendwie vor allem hierzulande zu wenige davon.
    Aus meiner Sicht hätten zwei bis drei Folgen mehr das ganze Finale runder gemacht.

    „Where is it now, the glory and the dream?“

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  4. Herba schreibt:

    @mwj: Klar, das gehört ja auch dazu, aber ich finde es trotzdem immer schnell anstrengend.
    Oh ja, die Seance war großes Kino.
    Ob das viele Augen-MakeUp das wirklich transportiert….
    Also, ich wollte so nicht baden 😉 Aber klasse die Spannung aufgebaut, bis man McCrory dann sieht und sie macht das so cool. Und ihr Gesang gefällt mir auch richtig gut.
    Sehr gerne. Die Serie hat bei mir wiklich großen EIndruck hinterlassen und wird mich wohl noch eine ganze Zeit beschäftigen. EIgentlich wäre es konsequent mit PD: City of Angels weiterzumachen, aber ich trau mich grade nicht dran, aus Angst enttäuscht zu werden.

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  5. mwj schreibt:

    Ich habe bisher 7 Folgen von „City of Angels“ gesehen. Als Sozialdrama über eine Metropole die vor lauter Konflikten zu explodieren droht ist die Serie gelungen. Das übernatürliche Element überzeugt mich allerdings bisher nicht,Und ich kann Natalie Dormer, die vier unterschiedliche Rollen spielt, langsam nicht mehr sehen.

    Ach ja, hier übrigens meine (schon älteren) Reviews zu den drei PD-Staffeln:
    https://www.kino.vieraugen.com/tag/penny-dreadful/

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  6. Herba schreibt:

    @mwj: Prmpf, dann lasse ich da momentan erstmal die Finger weg. Obwohl ich die Dormer ja schon sehr mag und auch Rory Kinnear ja wieder mit von der Partie ist.
    Danke.

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  7. Pingback: Medienjournal: Media Monday #475 | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

  8. Wortman schreibt:

    Die Serie hat mich damals auch sehr gefesselt und Rory ist ein sehr überzeugendes Monster…

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  9. Herba schreibt:

    @Wortman: 👍
    Ja und dabei so oft unglaublich menschlich…

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  10. Wortman schreibt:

    Das stimmt.

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  11. Michele Marsh schreibt:

    Herba this is a very genuine and emotionally engaging review!! All your reviews have multi faceted povs but I think here you really tell it like it is and I like that you could reflect back 10 years ago how you would have reacted versus now
    That is relatable as a reader of your blog and potential viewer of this series! 👍👏❤️

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  12. Herba schreibt:

    @Michele: thanks, it was a great watch and I am glad my enthusiams translated into the blogpost

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  13. Pingback: Verlobung auf Umwegen | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

  14. Michele Marsh schreibt:

    Herba 110% translated !! Made me smile!!

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