Das Lied des Achill von Madeline Miller [Werbung]

Der junge, leicht unbeholfene Prinz Patroklos führt ein einsames Leben am Hof seines Vaters Menoitios.
Als er aus versehen einen anderen Jungen tötet, wird er nach Phthia verbannt, wo er von König Peleus am Hof aufgenommen wird und auch dessen Sohn Achill kennenlernt.
Achill ist strahlend schön und kraftvoll, weil seine Mutter Thetis eine Meernymphe ist. Trotzdem wird Patroklos zu seinem engsten Gefährten, der durch ein enges Band mit Achill verbunden ist.
Dieses Band führt die beiden jungen Männer schließlich auch gemeinsam in den trojanischen Krieg, wo Achill Ehre und Ruhm erwartet. Und der Tod…

Nachdem ich letztes Jahr das viel gelobte ‚Ich bin Circe‚ von Madeline Miller gelesen habe und mich dem Lob nicht ganz uneingeschränkt anschließen konnte, war ich gespannt, wie die nächste deutsche Veröffentlichung der Autorin auf mich wirken würde.
So kam dann ‚Das Lied des Achill‘ zu mir, der eigentliche Debütroman von Miller, der vor Circe entstand und auch veröffentlich wurde.
Und nach dem Erfolg von Circe hat nun der Eisele Verlag ‚Das Lied des Achill‘ neu aufgelegt.
Der Schreibstil von Miller kam mir in diesem Roman ein wenig einfacher und noch flüssiger lesbar vor. Trotzdem ist definitiv Millers Stil zu erkennen, was durch den Ich-Erzähler noch verstärkt wird.
Ich hatte eigentlich erwartet, dass Achill seine Geschichte selbst erzählen würde, doch die Autorin hat Patroklos gewählt, um die Geschichte zu erzählen, was ich richtig stimmig und gut fand.
Denn er bietet eine sehr menschliche, wenn auch manchmal leicht naive Perspektive auf das Geschehen, die ganz stark von seiner Liebe zu Achill getragen wird.
Zugang zu Patroklos zu finden, fiel mir daher vermutlich auch viel einfacher, als es bei Circe der Fall war, mit der ich ja über die ganze Länge des Buches nicht richtig warm werden konnte.
Eine gewisse Distanziertheit was die Figuren angeht, scheint jedoch einfach zu Miller’s Stil zu gehören.
Beeindruckt hat mich die Autorin damit, dass sie Achills Geschichte durch die Augen eines anderen erzählt und es dennoch dabei schafft Patroklos nicht zu kurz kommen zu lassen.
So erfährt man als Leser über beide ungefähr gleich viel und kann wunderbar ihre Entwicklung von Kindern zu jungen Männern mitverfolgen.
Dass Achill und Patroklos als Liebespaar dargestellt werden, fand ich gut und erklärte mir einiges, was ich vorher bei dieser Geschichte nie ganz nachvollziehen konnte.
Allerdings ist diese Deutung keine Erfindung von Miller selbst, es finden sich zum Beispiel schon bei Platon Hinweise auf diese Auslegung.
Frauen kommen im Roman eher sparsam vor und stellen eher Hindernisse für die Liebe der beiden Männer dar. Aber auch über die Geschehnisse des Trojanischen Kriegs erfährt man nur so viel, wie für die Geschichte des Romans unbedingt nötig.
Ich fand diese Auslassungen, was das Kriegsgeschehen angeht, wirklich gut, weil so der Fokus gesichtert auf den beiden Jungs und ihrer Geschichte lag und ich mich so außerdem auch nicht so sehr über die vielen Toten grämen mußte.
Schlimm genug, dass ich ja schon von Anfang an wußte, wie das ganze für Patroklos und Achill ausgehen würde.
Umso schöner fand ich, dass Miller Patroklos bis ganz zum Schluss als Erzähler beibehält und ihm am Ende seinen Frieden schenkt.
So ist ‚Das Lied des Achill‘ am Ende für mich ein unterhaltsames Buch, das ich gerne gelesen habe, das einen für mich neuen Blickwinkel auf eine mir bekannte Geschichte geworfen hat und das ich viel besser zugänglich fand, als ‚Circe‘ (was ich im Übrigen immer noch schade finde, weil ich sie so gern lieber gemocht hätte).

Madeline Miller beim Ullstein Verlag
Die Homepage der Autorin
‚Das Lied des Achill‘ bei Amazon.de (Affiliate-Link)

Das ebook wurde mir von Netgalley bzw. vom Eisele-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt – vielen Dank! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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11 Antworten zu Das Lied des Achill von Madeline Miller [Werbung]

  1. Servetus schreibt:

    I didn’t like Circe but I’m going to try this one — I really love the story of the Iliad and yeah, we learned about the same sex elements of the story at university so in a way it’s cool to have a story like this that’s historically legitimate. At some point I read an interview with the author where she talked about how she wrote this and I put it in my library queue.

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  2. Herba schreibt:

    @Servetus: Didn’t she write it for ten years or something like this?

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  3. Servetus schreibt:

    yeah, I think she was working on it while in college and rewrote it too — it sounded a bit like it started off as an Iliad fanfic and that intrigued me.

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  4. Herba schreibt:

    @Serv: yeah, didn’t she through away the first draft and started new from scratch after working on it for four or five years?

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  5. Servetus schreibt:

    Could very well be — I don’t remember exactly, but it was something along those lines anyway, and that made me think it would be an interesting read.

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  6. Herba schreibt:

    @Servetus: Troy seems to be a good book topic at the moment. Or at least the display in a bookshop I visited today showed several books about it

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  7. Servetus schreibt:

    One of the books I cleaned out of my library queue this week (Michael Hughes, Country) was a Troy book, too — sets the story of Achilles in northern Ireland / IRA circles. (I read the first 40 pp — I found it very mechanical and obvious)

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  8. Herba schreibt:

    @Servetus: Sounds interesting. Pity it wasn’t done better

    Gefällt 1 Person

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