Drachenläufer

Der folgende Post ist mein Beitrag für unser aktuelles Thema beim kreativen Blogprojekt – ‚Mach was…mit Drachen, die man steigen lassen kann!‘

Amir (Khalid Abdalla) musste als Kind mit seinem Vater (Homayoun Ershadi) beim Einmarsch der Russen aus Afghanistan fliehen.
Nach Pakistan wird die USA ihr neues Zuhause, wo Amir einen Collegeabschluss macht, die Exil-Afghaninen Soraya (Atossa Leoni) heiratet und sich seinen Wunsch Schriftsteller zu werden erfüllt.
Als gerade sein erster Roman erschienen ist, meldet sich Rahim Khan (Shaun Toub), ein alter Freund von Amirs Vater und bittet ihn dringend ihn in Pakistan zu besuchen.
Dort holt Amir seine Vergangenheit ein und er reist nach Afghanistan, um Hassan (Ahmad Khan Mahmidzada), seinem Freund aus Kindertagen, zu helfen…

‚Drachenläufer‘ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Khaled Hosseini, das ich nur dem Namen nach kenne. Ich kann also keinen Vergleich zwischen Buch und Film ziehen.
Wieso ich den vielgelobten Roman nie gelesen habe, kann ich gar nicht so genau sagen, aber ich meine mich zu erinnern, dass mir der Hype darum auf die Nerven ging und ich es deswegen ignoriert habe.
Aber das Filmplakat mit den beiden Jungs, die sich umarmen und dem Drachen am Himmel ist mir im Gedächtnis geblieben und so war es nun Zeit, wenigstens mal den Film anzuschauen, ohne ganz genau zu wissen, was mich erwartet.

Der Film beginnt mit einem erwachsenen Amir, der seinen ersten Roman in den Händen hält und dann per Telefon von den Geistern der Vergangenheit heim gesucht wird.
Die Zeitebene wechselt zurück ins Afghanistan der Siebziger Jahre und zu einem halbwüchsigen Amir, der mit seinem Freund Hassan Drachen steigen läßt.
Diese Bilder sind wunderschön und die beiden Jungen verkörpern für mich das Bild einer fast perfekten Freundschaft.
Doch während Amir als Paschtune privilegiert aufwächst, gerät Hassan, der zu den Hazara gehört, immer wieder ins Fadenkreuz von giftigen Kindern, die ihn drangsalieren, weil er von ihnen als minderwertig angesehen wird.
Und was tut Amir, der von Hassan quasi angebetet wird, um seinem Freund zu helfen?
Leider weniger als nichts.
Diese Szenen sind nicht wirklich graphisch gewalttätig, aber dennoch eindringlich und ich hätte Amir am liebsten mehrfach eine Ohrfeige verpaßt, weil er seinen Freund erst feige im Stich läßt und dann dafür sorgt, dass Hassan ais seinem Leben verschwindet, weil er vor lauter Schuld den Anblick seines Freundes nicht mehr ertragen kann.
Das spricht für die schauspielerischen Qualitäten von Zekeria Ebrahimi, der den jungen Amir spielt.
Aber noch besser ist meiner Meinung nach Ahmad Khan Mahmidzada, der Hassan ausdrucksvoll und voller Kraft spielt.
Amir gewinnt in meinen Augen erst als Erwachsener wieder etwas, als er sich um seinen Vater kümmert und dann schließlich seine Angst überwindet und Nach Afghanisten reist.
Auch diese Bilder sind gewaltig und ich fand sie visuell genauso ansprechend, wie die Bilder des Wettkampfs der Drachenläufer, die aber natürlich zugegebenermassen viel leichter daherkommen, als die Szenen, die im vom Krieg gezeichneten Afghanistan spielen.
Im Gegensatz zum Buch wurden im Film wohl sowieso einige Szenen stark abgemildert, trotzdem wird die sich ansonsten nahe an der Romanvorlage bewegende Verfilmung als gelungen angesehen.
Die Geschichte wechselt immer wieder zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Einmal sieht der Zuschauer so, wie sich das Leben des Jungen Amir entwickelt, dann begleitet man den erwachsenen Amir in den USA.
So entwickelt sich die Handlung langsam, aber stetig und ich fand das Tempo hier sehr angenehm.
Weniger angenehm erschien mir stellenweise der Soundtrack, der mir persönlich zwischendurch zu laut erschien.
Zum Ende kann ich eigentlich nichts sagen, weil ich dann zu viel verraten würde, aber ich fand es durchaus gut gemacht und auch zufriedenstellend.

Der Wettbewerb mit den Drachen hat mir übrigens fast am besten gefallen, weil ich es faszinierend fand, dass es dabei darum geht, die Drachen der Gegner so zu schneiden, dass die Schnur durchtrennt wird, der Drachen davonfliegt und von den Drachenläufern geborgen werden kann.
Ob es diese Art des Wettbewerbs wohl noch gibt, falls er nicht sowieso eine Erfindung von Khaled Hosseini ist.

Insgesamt kann ich gut nachvollziehen, wieso die Geschichte von Amir und Hassan so viele Menschen bewegt und gefesselt hat.
Mir hat sie jedenfalls als Film auch sehr gut gefallen und ich würde das Prädikat ‚wertvoll‘, dass die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW verliehen hat, voll unterschreiben!

Trivia zum Film, die mich traurig gemacht hat:
Sowohl Ahmad Khan (Hassan) als auch Zekeria Ebrahimi (Amir) bereuen wohl sehr, dass sie bei diesem Film mitgewirkt haben, weil sie danach in Afghanistan gemobbt und bedroht wurden.
Ahmad lebt mittlerweile wohl sogar in Schweden, weil die Situation zu Hause untragbar wurde.

‚Drachenläufer‘ als DVD bei Amazon.de und zum Streamen bei Amazon Video (Affiliate-Links)

Ein deutscher Trailer – Achtung Spoiler!

Ein englischer Trailer – Achtung Spoiler!

Dieser Beitrag wurde unter Filme und Serien, Spielfilm abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

12 Antworten zu Drachenläufer

  1. Esther schreibt:

    Ich habe das Buch gelesen, ich fand es sehr, sehr gut, und danach habe ich mich nie mehr getraut mir den Film auch noch anzusehen. Ich glaub‘ ich kann’s immer noch nicht… Habe aber oft gehört der Film sei gut. 🙂

    Like

  2. Pingback: Let’s go fly a kite | The Book of Esther

  3. Servetus schreibt:

    I avoided the book for the same reason as you and then ended up reading it on a train ride in Germany at some point when it was the only thing in the Bahnhofsbuchhandlung in English that I hadn’t read. It was excellent. I hadn’t seen the movie for the same reason that Esther didn’t. LOL. Maybe I should change that.

    Like

  4. meikesbuntewelt schreibt:

    Das Buch fand ich grandios, fast schmerzlich eindringlich und berührend. Den Film habe ich bislang vermieden, ich fürchte, der kann da gar nicht rankommen. Aber schön, dass er dir gefallen hat.

    Like

  5. Michele Marsh schreibt:

    Herba I have not seen the movie. I read the book a while back and found it very touching. I studied that period in college. I am glad that you enjoyed most aspects of the movie. Sometimes music isn’t an integral part of a plot for me as much as scenery and believability of the actors and sometimes music is the BEST part of a movie.

    Like

  6. Herba schreibt:

    @Esther: Ich weiß nicht, wie gut der Film im vergleich zum Buch ist, aber alleinstehend hat er mir sehr gut gefallen. Sehr bewegend und sehr geschmackvoll inszeniert!

    Like

  7. Herba schreibt:

    @Servetus: That scene was really short and you don’t get to see much (thankfully). I even needed a moment to realise what was happening, but it broke my heart to read about the problems the little boy had afterwards 😦

    Gefällt 2 Personen

  8. Herba schreibt:

    @Meike: Das kann ich gut verstehen. Ich bin auch nicht sicher, ob mir der Film so gut gefallen hätte, wenn ich das Buch kennen würde, aber von dem, was ich darüber gelesen habe, denke ich auf jeden Fall, dass es eine eher gelungene Verfilmung ist.

    Gefällt 1 Person

  9. Herba schreibt:

    @Michele: YOu’re right re the soundtrack of a movie. I generally dislike it when I’ve got the feeling the music tries to manipulate me to feel something the movie fails to show. Wasn’t that in this case but the soundtrack was too loud for me anyway

    Gefällt 1 Person

  10. Michele Marsh schreibt:

    Herba that is very interesting that you get the feeling the music acts as a manipulator like another character which it can just like the scenery, wardrobe, animals, weather… I like that thought process.. I subconsciously think that it is happening to me especially when I only remember the songs from the movie rather than the movie itself!!

    Like

  11. Herba schreibt:

    @Michele: Well, I don’t have that feeling always, but sometimes and if I feel that way it mostly isn’t a good feel.
    For this movie it wasn’t that bad, because the movie was good and hasn’t failed to express what it wanted to say (or at least I think so) even if the soundtrack was a bit too much for me in parts

    Like

  12. Michele Marsh schreibt:

    Herba, well the subject material was very heavy so totally understandable your reaction. I may see it down the road. The book lingered with me a long time…

    Gefällt 1 Person

Ich freu mich über Kommentare! Indem Du die Kommentarfunktion hier nutzt, erklärst Du Dich mit der Verarbeitung Deiner angegebenen Daten durch Automatic Inc. sowie den Dienst Gravatar einverstanden.

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..