Tele5 zeigt ab 18.10. die erste Staffel von „The Handmaid’s Tale“

Kurze Vorbemerkung:
Da ich die Serie im Original schaue, habe ich mich an die Originalnamen gewöhnt und werde diese hier auch benutzen. Ich hoffe, es wird trotzdem klar, wen oder was ich meine!

Die Vereinigten Staaten in einer nahen Zukunft:
Die Bevölkerung kämpft gegen die Nachwirkungen von atomaren Katastrophen, Umweltverschmutzung und Geschlechtskrankheiten, die zu weitgehender Unfruchtbarkeit der bevölkerung geführt haben.
Nach einem Bürgerkrieg wird der Staat Gilead gegründet, der von religiösen Fanatikern geführt wird und vor allem die Rechte der Frauen massiv beschnitten hat.
Frauen dürfen nicht mehr arbeiten, keinen eigenen Besitz haben, lesen und schreiben.
Und Frauen, die als fruchtbar ausgemacht werden, werden zu sogenannten Handmaids umerzogen, um den männlichen Führern des Staats und deren Frauen Kinder zu gebären.
Eine von ihnen ist Offred (im Dt. Desfred – Elisabeth Moss) und dies ist ihre Geschichte…

Ich dürfte hier schon öfter erzählt haben, dass Dystopien in der Regel nichts für mich sind. Zu düster, zu deprimierend finde ich diese Geschichten, die von einer möglichen Zukunft erzählen.
Daher bin ich auch nie auf die Idee gekommen ‚Der Report der Magd‘ von Margaret Atwood zu lesen, auch wenn mir der Titel bzw. die Autorin schon vor der Serienadaption ein Begriff waren.
Auch über den Inhalt wußte ich wenig bis gar nichts – der Stempel ‚Dystopie‘ reicht völlig, um mich anhaltend abzuschrecken.
Die Serie hatte ich dann zwar auf dem Radar, habe aber bisher auch darum einen Bogen gemacht, weil immer noch dystopischer Stoff und eine Hauptdarstellerin, deren Können ich zwar durchaus anerkennen kann, die ich aber eher unsympathisch finde.
Dass ich mich am letzten Wochenende nun doch an die erste Staffel getraut habe, war unter anderem der Tatsache geschuldet, dass die deutsche FreeTV-Premiere bei Tele5 ansteht und ich endlich wissen wollte, wieso so viele so begeistert von dieser Geschichte sind.

Einen Teil der ‚Begeisterung‘ kann ich nun nach der ersten Staffel tatsächlich nachvollziehen. Wobei Begeisterung vielleicht das falsche Wort ist, denn ‚Spaß‘ macht es definitiv nicht, wenn man in die Geschehnisse von Gilead eintaucht.
Visuell ist die Serie großartig gestaltet. Dabei wirkt diese neue Welt eher trist, nur die Handmaids strahlen in ihren roten Kleidern wie ein Licht in dunkler Nacht.
Interessant fand ich die Gestaltung der Häuser der herrschenden Klasse, die irgendwie klassisch edel, aber auch ein wenig unmodern wirken. Wobei in Gilead nicht auf neueste Technologie verzichtet wird.
Es gibt Laptops, Tracker, moderne Waffen und Autos, elektrische Viehtreiber, etc., aber eben alles in den Händen der Männer.
Frauen sollen sich auf das Häusliche beschränken und dabei ihre biologische Kernaufgabe – das Kinderkriegen – zu schätzen wissen.
Bei solchen Aussagen kommt mir persönlich ja die Galle hoch, vielleicht vor allem, weil das eben keine dystopische Dichtung mehr ist, sondern als Meinung wieder öfter vertreten wird, auch von Menschen in meinem Heimatland und zwar erschreckenderweise von Männern und Frauen.
Und auch religiöse Fanatiker, die einem Bibelzitate, die ihnen gerade in den Kram passen, um die Ohren schlagen, kommen ja leider nicht mehr so selten in freier Wildbahn vor.

Wie extrem pervers die sogenannte monatliche ‚Zeremonie‘ ist, bei der die Handmaid von der Frau des jeweiligen Commanders auf dem Ehebett festgehalten wird, während der Commander die Frau vergewaltigt, ist mir erst nach zwei oder drei Folgen wirklich bewußt geworden.
Denn zuerst wirkt das Gezeigte fast klinisch, alles läuft geordnet, leise und ohne große Emotion ab und trotzdem ist es eine immer wiederkehrende Vergewaltigung und war für mich im Verlauf der ersten Staffel irgendwann nur nochs chwer zu ertragen.
Allerdings muss ich zugeben, dass sich die Serie zurückhält und nicht zu plastisch wird, weder bei den Sex- noch bei Gewaltszenen, da wird viel über Atmosphäre und die Vorstellungskraft der Zuschauer gelöst, obwohl es durchaus heftige Szenen gibt.

Wie es zu diesem neuen Status Quo kam, wie Offred vorher gelebt hat und was für eine Rolle andere Personen der Handlung beim Aufbau des neuen Staates hatten, wird in Flashbacks erzählt und nur sehr langsam offenbart. Ich musste also etwas Geduld mitbringen, um manches verstehen zu können, weil ich ja das Buch nicht kenne.
Daher kann ich übrigens natürlich auch keine Aussage dazu treffen, ob die Romanvorlage gut umgesetzt wurde, das müssen andere entscheiden.

Die Schauspieler sind allesamt für meine Begriffe gut gewählt.
Elisabeth Moss starrer Blick, der mich ganz oft nervt, passt hervorragend zu Offred und ihren schrecklichen Lebensumständen. Da sie ganz oft groß im Bild ist, hat er mich irgendwann dann doch wieder genervt, aber Moss spielt hier trotzdem großartig.
Ebenso gut gecasted wurde meiner Meinung nach Joseph Fiennes als Commander Fred Waterford, weil er die Fähigkeit hat, zuerst wie ein netter Mensch zu wirken und dann ganz schnell ziemlich bedrohlich wirken kann – großes Kino!
Echt gruselig fand ich Yvonne Strahovski als Mrs. Waterford. Sie spielt die auf den zweiten Blick leicht irre Commandergattin wirklich großartig.
Sowieso ist es gut aufgebaut, wie langsam über den Verlauf der ersten Staffel klar wird, dass beide Waterfords so ihre Probleme mit der neuen Weltordnung haben, auch wenn sie zu deren Elite gehören.
Ansonsten erwähnenswert in einem ziemlich ausgeglichenen Cast finde ich Madeline Brewer, die als Ofwarren (diese Bezeichnungen sind dermassen bescheuert und frauenverachtend!) ziemlich auf die Kacke hauen darf und Ann Dowd als furchteinflößende Aunt Lydia.

Insgesamt kann ich nun besser verstehen, wieso die Serie stellenweise so gehypt wird. Für mich war das Erlebnis allerdings eher vergleichbar mit einem Autounfall. Irgendwann hatte ich das Gefühl diesen – mit Verlaub gesagt – kranken Scheiß nicht mehr ertragen zu können, konnte aber auch nicht wegschauen.
Und ich werde sicher auch irgendwann die zweite Staffel anschauen, aber jetzt brauch ich erstmal eine Pause und locker-flockiges Zeug auf meinem Fernsehschirm!

‚The Handmaid’s Tale‘ bei Tele5
‚The Handmaid’s Tale‘ bei RTL Passion
‚The Handmaid’s Tale‘ bei Hulu
Die Serie im deutschen Fernsehen – Termine
Die Serie als DVD bei Amazon.de und zum Streamen bei Amazon Video (Affiliate-Links)
‚Der Report der Magd‘ von Margaret Atwood als Taschenbuchausgabe bei Amazon.de (Affiliate-Link)

Ein deutscher Trailer

Ein englischer Trailer

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7 Antworten zu Tele5 zeigt ab 18.10. die erste Staffel von „The Handmaid’s Tale“

  1. Sonja schreibt:

    Ich hab das Buch kürzlich gelesen. Da gibt es übrigens nur eine einzige Sexszene, dieser Aspekt steht eher im Hintergrund. Mir war aber klar, dass man das fürs TV „ausweiten“ würde.
    Ich bin kein Fan von „Der Report der Magd“ und werde mir deswegen auc nicht die Serie anschauen, zumal mein Umfeld sie nicht so toll fand.
    Aber bedrückend ist die Story schon und erschreckend nah an der Realität.

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  2. Michele Marsh schreibt:

    Herba, I read the book way back when and thought it was provoking and clever. Maybe I was too daft as a 22 year old to get Atwood’s cynicism. I think maybe this series is very close to reality in many places in the world and shows what can happen if the far right gets total control. All that you summarized happening in the series make me feel ill too. I am curious though but will probably belabor watching it until Cmas.
    My sis said S2 is very good better than S1.

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  3. Herba schreibt:

    @Sonja: Sie haben es vielleicht ausgeweitet, aber zum Glück nicht ausgeschlachtet. Das hat mich überrascht, aber wirklich positiv. ich hatte mit viel mehr graphischen Szenen gerechnet, sowohl was den Sex als auch was die Gewalt angeht. Da schießen Serienmacher ja gern mal übers Ziel hinaus…
    Ich glaube das Buch hätte ich auch gar nicht ertragen. Von daher kann ich verstehen, wenn man sich das nicht gibt.
    Und ja, die Paralellen zu unsrer Gesellschaft heute, sind echt erschreckend!

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  4. Herba schreibt:

    @Michele: I’ve never read the book so I can’t say if Atwood’s approach is cynical or something else.
    Not only the far right but yes them too.
    I am still not sure if it would have been better to leave it at that at the end of season 1 but I am curious what will happen next now too of course

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  5. Esther schreibt:

    Ich habe auch immer Hemmungen, um mir das anzuschauen. Habe vor vielen Jahren das Buch versucht zu lesen aber habe dann aufgegeben. Vielleicht irgendwann mal…

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  6. Herba schreibt:

    @Esther: Ich glaube durchs Buch hätte ich mich wirklich nur durchgequält. Da war die Serie für mich trotz allem irgendwie zugänglicher.
    Und wenn das nichts für dich ist, würde ich es lassen. Gibt ja genug anderes, was man kucken kann 🙂
    Ich habe gestern als Gegenprogramm zwei Hallmark-Filme geschaut, aber ausnahmsweise mal keine Liebesfilme, sondern Krimis (Crossword Mysteries).

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  7. Pingback: The Handmaid’s Tale, Staffel 2 | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

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