Der Fall Collini von Ferdinand von Schirach

Der Rentner Fabrizio Collini trifft sich im Berliner Hotel Adlon mit dem 85-jährigen Fabrikant Hans Meyer.
Collini erschießt Meyer brutal und scheinbar grundlos und stellt sich anschließend sofort der Polizei.
Collini bekommt den jungen Anwalt Caspar Leinen als Pflichtverteidiger zur Seite gestellt und Leinen will in seinem ersten großen Strafprozess undbedingt glänzen.
Daher macht er sich auf die Suche nach Collinis Motiv für die Tat, doch sein Mandant schweigt…

‚Der Fall Collini‘ ist mein erstes Buch von Ferdinand von Schirach, aber natürlich kenne ich den Autor dem Namen nach und ich mochte die ZDF-Verfilmung seiner Kurzgeschichten sehr.
Wie immer stellt Schirach juristische und moralische Schuld gegenüber, wobei die juristische Schuld klar auf der Hand liegt und die moralische Schuld erst über die Länge der Handlung gefunden werden muss.
Die Eckpunkte des Romans fand ich nicht sonderlich überraschend, wobei ich die Details natürlich nicht erraten konnte.
Aber das ist bei Schirachs Geschichten vermutlich auch nicht wichtig. Wer zu seinen Büchern greift will nicht auf den Nägeln kauen, sondern sich gedanklich mit dem Dilemma zwischen Recht und Gerechtigkeit auseinandersetzten.
Die beiden Konzepte sind zwar in den Köpfen vieler Menschen gleichgesetzt, sind aber im wirklichen Leben nur selten verinbar.
Und dann ist noch das Problem zwischen Recht haben und Recht bekommen.
Schirach schreibt in recht klarer und gut lesbarer Sprache. Als Leser kann man sich so ganz auf die Fragen konzentrieren, die der Autor aufwirft.
Die Antworten zeigt Schirach zwar auf, aber letztendlich muss jeder selbst für sich entscheiden, was er für richtig oder falsch, für gerecht oder ungerecht hält.
Ich hatte ehrlich gesagt ein wenig mehr von der Geschichte an sich erwartet, aber im Prinzip ist sie nur ein Vehikel, das nicht ablenkt und voll ihren Zweck erfüllt, nämlich zum Nachdenken anzuregen.
Von daher halte ich ‚Der Fall Collini‘ für ein gutes und absolut lesenswertes Buch, für alle Leser, die sich gerne gedanklich mit dem eigenen Kompass für Recht oder Unrecht auseinandersetzten möchten.

Die Homepage des Autors
Ferdinand von Schirach bei RandomHouse
‚Der Fall Collini‘ bei Amazon.de (Affiliate-Link)

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5 Antworten zu Der Fall Collini von Ferdinand von Schirach

  1. Michele Marsh schreibt:

    Herba, thank you for the review. The book sounds a lot like what is globally going on now. Maybe it is a good thing if there were surprises in the book and it made you think. Then the author has achieved his purpose perhaps.

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  2. Herba schreibt:

    @Michele: I am not sure, if you can translate what’s the book is about to other judicial systems, but sure some questians about moral issues are globally relevant.
    There weren’t any surprises, but they weren’t even needed and yes the author has definitelly achieved the purpose of the things he wanted to write about. He is somewhat famous for his moral questions in Germany.

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  3. suzy schreibt:

    Ich habe den Film kürzlich gesehen und fand ihn gut umgesetzt. Es ist zwar von Anfang an klar worauf es hinaus läuft aber das Ende hat dennoch ein bisschen überrascht. Ich fand auch die Schauspieler gut – wie kommt man damit klar, dass der Opa ein Kriegsverbrecher war?
    Muss man nicht unbedingt im Kino sehen, aber gute Unterhaltung für einen Fernsehabend. Das Buch habe ich leider nicht gelesen…

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  4. Herba schreibt:

    @Suzy: Da haben sie echt viele bekannte, deutschte Namen für angeheuert.
    Ich wollte mir den gerne ansehen, weil ich auf M’Barek in einer ernsten Rolle gespannt war und nun erstmal das Buch gelesen, weil ich vermutlich auf die DVD warten muss, weil Kino grade eher schlecht geht wegen dem doofen Fuß.

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  5. Pingback: Der Fall Collini | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

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