Der verlorene Sohn (Originalversion)

Jared Eamons (Lucas Hedges) ist neunzehn Jahre alt, kommt aus einer Kleinstadt, sein Vater (Russell Crowe) ist Baptistenprediger und Jared ist schwul, was seine Eltern aber nicht wissen.
Doch als Henry (Joe Alwyn) Jareds College-Schwarm ihn vergewaltigt und Jareds Mutter (Nicole Kidman) in einem anonymen Anruf mitteilt, was assiert ist, gibt Jared schließlich zu schwul zu sein.
Dies kann vor allem Jareds Vater nicht akzeptieren und so wird Jared in einer Konversionstherapiegrue angemeldet, das vom Therapeuten Victor Sykes (Joel Edgerton) geleitet wird.
Das Programm soll die teilnehmenden Jugendlichen in zwölf Schritten und mit Hilfe der Bibel zu heterosexuellen Menschen umpolen…

Geschichten wie ‚Der verlorene Sohn‘ machen mich unglaublich wütend.
Weil unter dem Deckmantel des Gutes tun wollen so unglaublich großer Schaden angerichtet wird.
Weil ich Menschen, die ihre Religion wie ein Schild vor sich hertragen und gleichzeitig so unglaublich bigot sind, einfach nicht verstehe.
Und weil ich einfach nicht glauben kann, dass wir im Jahr 2019 als Gesellschaft nicht weiter sind.
Daher halte ich es auch unglaublich wichtig Geschichten wie die von Garrard Conley, auf desen Biografie der Film basiert, zu erzählen.
Dabei geht Edgerton, der hier produziert, das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und auch geschauspielert hat, nicht-linear vor und schiebt immer wieder Rückblenden ein.
Dabei geht Edgerton sensibel mit dem Thema um, ohne seinen Film ins Kitschige abdriften zu lassen.
Als Zuschauer wird man eher subtil mit dem Leid von Jared konfrontiert, was der Eindringlichkeit jedoch keinen Abbruch tut.
Hedges spielt die Zerrisenheit, den Schmerz, die Wut, aber auch die Verlorenheit von Jared wirklich großartig und stiehlt seinen Kollegen unumwunden die Show.
Bei Crowe und Kidman hat mich das wenig gestört, allerdings hatte ich mir von Edgerton bzw. von seiner Rolle als Sykes einfach ein wenig mehr erwartet.
Und auch wenn mir ‚Der verlorene Sohn‘ eigentlich unter dem Strich gut gefallen hat, geht es mir doch mit dem ganzen Film ein wenig so wie mit Edgerton: Ich kann über beide nicht groß meckern, hatte mir aber insgesamt mehr erwartet ohne dieses Mehr genauer benennen zu können.
Visuell wird mit einem leichten Graustich gearbeitet, der sich wie ein Schleier über die gezeigten Bilder legt.
Der Soundtrack untermalt das Geschehen zurückhaltend und unaufgeregt, ohne störend zu wirken.
Erwähnen sollte ich vielleicht auch noch kurz Joe Alwyn, den ich jetzt in relativ kurzer Zeit in drei ganz unterschiedlichen Rollen gesehen habe und der mich immer überzeugen konnte.
Der junge Mann sollte genau wie Hedges eine lange Schausielkarriere vor sich haben, ich wünsche es den beiden jedenfalls!
Insgesamt würde ich ‚Der verlorene Sohn‘ auf jeden Fall empfehlen und zwar nicht nur Eltern von schwulen oder lesbischen Teens!

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Ein deutscher Trailer

Ein englischer Trailer

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8 Antworten zu Der verlorene Sohn (Originalversion)

  1. Servetus schreibt:

    Alwyn: same here (4 — I saw the Eichmann film, too). I wonder what will happen when he gets a lead but I am interested.

    I basically agree with you here, although I am a fan of neither Crowe nor Kidman, and I think Lucas Hedges is really promising (he was also in a movie with Julia Roberts last year that I thought was much better than the box office suggested). And give me him any day in preference to Timothee Chalamet, who seems to be his main competitor.

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  2. Herba schreibt:

    @Servetus: Was that the movie with Oscar Isaac? Haven’t seen that one (yet).
    I haven’t seen Chalamet in a lot but yes at first sight Hedges is more my cup of tea than him too.

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  3. Michele Marsh schreibt:

    Ah Alwyn has Taylor Swift (Swifty) too on his arm!!! I agree with you on your commentary esp since this is 2019 but maybe Edgerton wrote, produced and directed this to show how narrow minded people still are in 2019. Worth watching for Hedges and the message?

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  4. Herba schreibt:

    @Michele: The movie is definitely worth watching but for me it is not a movie I want to rewatch a lot.

    Gefällt 1 Person

  5. Servetus schreibt:

    Yeah, that’s the one — Ben Kingsley plays Eichmann. (others were MQOS, this and The Favourite). Alwyn has really excellent representation, it looks like.

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  6. Herba schreibt:

    @Servetus: Yes, they seems to have their hands on the pulse of time and he is a lucky lad to be able to show what he is capable of

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  7. Stepnwolf schreibt:

    Ja, durchaus ein interessantes Thema, dass uns im Film gezeigt wird. Dennoch war ich durch das irgendwie etwas distanzierte Schauspiel vor allem des Protagonisten nie so richtig involviert. Stand nur daneben und wunderte mich über die absurden Ideen, die im Namen der Religion entwickelt werden.

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  8. Herba schreibt:

    @Stepnwolf: Mir hat das distanzierte Spiel des Hauptdarstellers hier eigentlich ganz gut gefallen, weil es für mich gut unterstrich, wie er einerseits selbst noch nach einem Weg sucht mit seiner sexuellen Identität umzugehen und andererseits in diese krude ‚Therapie‘ gezwungen wird und dadurch verständlicherweise komplett verunsichert wird.
    Was die da treiben ist schon mehr als schräg und beschränkt sich leider nicht nur auf die USA. Ich habe einen Fall in meinem Umfeld, wo der Vater auch nach Therapie schrie, als der Sohn sich outete. 20 Jahre später können sie zu Familienfeiern wieder halbwegs neutral miteinander umgehen, aber ob verzeihen jemals möglich sein wird, weiß der Sohn bis heute nicht 😦

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