Who’s Afraid of Virginia Woolf? (National Theatre London live)

Ich weiß nicht so genau woran das liegt, aber irgendwie scheitere ich grade am zeitnahmen Schreiben zum Thema NTlive-Übertragungen im Kino meines Vertrauens…
Von daher ist die Übertragung von ‚Who’s Afraid of Virginia Woolf?‚ (Autor: Edward Albee) nun auch schon ein wenig länger her.
Sie fand auf jeden Fall an einem Donnerstag irgendwann zwischen jetzt und Mai 2017 statt und darum geht es in dem Stück:


George (Conleth Hill) und Martha (Imelda Staunton) sind seit 20 Jahren miteinander verheiratet. Er ist Geschichtsprofessor und sie ist die Tochter des Dekans der Universität, für die George arbeitet.
Als sie spät nachts von einer Feier mit Kollegen nach Hause kommen, eröffnet Martha George, daß sie den jungen, neuen Biologieprofessor Nick (Luke Treadaway) und seine Frau Honey (Imogen Poots) noch auf einen Schlummertrunk eingeladen hat, weil ihr Vater will, daß sie sich gut miteinander verstehen.
George ist wenig begeistert und gerät deswegen mit seiner Frau in Streit, der auch durch die Ankunft der Gäste nicht unterbrochen wird.
Daraus ergibt sich ein wenig erfreuliches Beisammensein, bei dem beide Paare mit bitteren Wahrheiten konfrontiert werden…

Wie meistens in letzter Zeit bin ich vollkommen unvorbereitet ins Kino gegangen.
Das Stück kannte ich vorher vor allem dem Namen nach und bis auf die Tatsache, daß es um ein Ehepaar und dessen Beziehung zueinander geht und daß die Filmversion als Paraderollen für Burton und Taylor kategorisiert wird, wußte ich nichts weiter.
Aber die Besetzung dieser Inszenierung spricht für sich und daher habe ich mich sehr auf diesen Abend gefreut.

Bevor ich etwas zu den Schauspielern schreibe, muss ich das Bühnenbild erwähnen, das zwar einfach und doch auch wieder mit sehr viel Liebe zum Detail zusammengestellt wurde und das mir wahnsinnig gut gefallen hat.
Zu dieser Art des Stücks paßte das wahnsinnig gut und es brauchte keine Veränderungen über die Länge des Stücks, um für Abwechslung zu sorgen oder die Geschichte besser zu erzählen. Starke Schauspieler reichen dafür vollkommen aus!

Und starke Schauspieler standen hier nun wirklich auf der Bühne!
Imelda Staunton fegt als Powerpaket über die Bühne und füllt ihre Rolle zu jeder Zeit gekonnt aus.
Dabei legt sie eine Präsenz an den Tag, die selbst per Kinoleinwand noch zu spüren ist und die die Zuschauer, die live im Theater saßen vermutlich quasi weggeblasen haben muss.
Ich fand Martha ziemlich lange ziemlich unsympathisch, weil sie so eine große Klappe hat und George scheinbar so gerne triezt, aber je länger das Stück dauert, desto mehr Mitleid hatte ich mit ihr.

Trotzdem ist so viel Gekreische immer etwas anstrengend für mich, daher hat mir Conleth Hill als George vielleicht auh ein klein wenig besser gefallen.
Hill’s George erweckte gleich Mitleid bei mir, aber er ist mitnichten das Opfer von Martha.
Auch er ist in der Lage verbale Tiefschläge auszuteilen und sorgt sich dann doch wieder ganz rührend um seine unglückliche Frau und diese Wechsel spielt Hill ganz großartig!!!

Imogen Poots paßt perfekt in die Rolle des kleinen Naivchens Honey und ich fand es großartig, wie sie die betrunkene kleine Lady gespielt hat.
Poots gehört normalerweise zu den Schauspielerinnen, die mir mit ihrer Art relativ schnell auf die Nerven gehen und daher war ich froh, daß Honey keine allzugroße Rolle ist und sie das ein oder andere Mal von der Bühne verschwindet, so daß ich ihr Spiel hier wie gesagt gut fand und auch gut ertragen konnte.

Ein klein wenig enttäuscht war ich von Luke Treadaway als Nick. Vermutlich gibt diese Rolle zum Glänzen auch einfach zu wenig her und ich weiß ja von einer anderen Theaterübertragung, daß Treadaway ein Stück mit seinem Können auch ganz allein tragen kann, aber enttäuscht war ich dennoch, denn er wird mir in Zusammenhang mit diesem Stück allenfalls als Randerscheinung im Gedächtnis bleiben.

Obwohl das Stück aus relativ langen Dialogen/Monologen besteht, kam bei mir zu keiner Zeit Langeweile auf, ich war vollkommen in das Leben dieser tragischen Gestalten hineingezogen worden und litt mit ihnen mit, auch wenn ich mich schon auch gefragt habe, wieso keiner ausbricht und sich ein hoffentlich glücklicheres Dasein aufbaut.
Insgesamt hat mir diese tragische Geschichte wahnsinnig gut gefallen und einzelne Passagen werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

Die Seite zm Stück bei NTlive

So eine Art Trailer

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11 Antworten zu Who’s Afraid of Virginia Woolf? (National Theatre London live)

  1. Servetus schreibt:

    This is one of those overwrought twentieth-century US dramas that usually make me crazy, but paradoxically, I’ve always really liked this play. This sounds like a great production. If you haven’t already and you get a chance sometime watch the film version with Richard Burton and Liz Taylor. They could fight like no screen couple I’ve ever seen.

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  2. nettebuecherkiste schreibt:

    Imelda Staunton mochte ich schon immer 🙂

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  3. linnetmoss schreibt:

    Lucky you! This is a stunning cast. I am especially fond of Conleth Hill 🙂

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  4. Herba schreibt:

    @Serv: Yes, it really was! Really aptivating and diverting.
    I will and I can’t wait to find out who’d done it better!

    Gefällt 1 Person

  5. Herba schreibt:

    @Nette: Sie ist wirklich eine tolle Schauspielerin und ich finde es klasse, daß sie gerade gefühlt so viele tolle Rollen spielt.

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  6. Herba schreibt:

    @linnet: Me too. Although at first I was a bit irritated because of the great deal of hair on his head 😉

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  7. linnetmoss schreibt:

    Right, I noticed that too.

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  8. nettebuecherkiste schreibt:

    Ich krieg ja nix mit 😉

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  9. Pingback: Follies (National Theatre London live) | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

  10. adoringaudience schreibt:

    Imelda Staunton ist einfach immer eine Wucht. Die Frau ist von der Körpergröße her nicht gerade groß, aber sie hat eine Energie, die mich jedes Mal umhaut. Ich habe jetzt auch nochmal in meine Kritik reingeschaut (http://adoringaudience.de/nt-live-whos-afraid-of-virginia-woolf-o-2017/ ) und ich fand Herrn Treadaway auch nicht so berauschend.

    P.S. Mir ist gerade erst aufgefallen wie viele Theaterkritiken du schon veröffentlicht hast. Ich sollte mir deine Seite echt mal häufiger anschauen…

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  11. Herba schreibt:

    @AdoringAudiences: Leider ist das nun rückläufig, weil ich keinen Zugang zu NTlive mehr habe und leider nur selten ‚richtig‘ ins Theater komme.

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