Die erfolgreiche Lobbyistin Elizabeth Sloane (Jessica Chastain) muss vor einem Senatsausschuss erscheinen, weil sie während ihrer Zeit als Angestellte bei einer großen Lobbyismus-Firma die Ethikregeln des Senats verletzt haben soll.
Diese Vorladung ist ein Racheakt, denn drei Monate vorher sollte Sloane die Kampagne der Waffenindustrie gegen schärfere Waffengesetzte übernehmen.
Stattdessen kündigte sie und schloss sich der kleinen Firma von Rodolfo Schmidt (Mark Strong) an, die für die Gesetztesveränderung kämpft. Das bedeutet Krieg mit der mächtigen Waffenindustrie.
Wird es Elizabeth und ihren Kollegen trotzdem gelingen, den Senat in ihrem Sinn zu beeinflussen?
Ich sehe Jessica Chastain wirklich gerne, aber ich hätte mir ‚Die Erfindung der Wahrheit‚ wohl nie im Kino angeschaut, wenn mich vor kurzem ganz spontan nicht die Sehnsucht nach Mark Strong auf der großen Leinwand überkommen hätte.
Und auch wenn Strong nur eine kleine Rolle spielt, hat sich das durchaus gelohnt, denn er spielt ausnahmsweise mal einen sympathischen Menschen, der nicht ganz überblicken kann, welchen Ärger er sich mit der neuen Mitarbeiterin eingekauft hat und der deswegen zwischendurch immer mal herrlich verstört schauen darf.
Gugu Mbatha-Raw als Esme hat mir auch gut gefallen, weil sie die Mitarbeiterin von Sloane, die auch mal unangenehme Fragen stellt, wunderbar darstellt.
Ansonsten ist dieser Film eher eine Ein-Frau-Show, der mehr oder weniger komplett von Jessica Chastain getragen wird.
Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, hat mit Abstand die meiste Screentime und schultert diese Verantwortung gekonnt und sehenswert.
Ich bin ja eigentlich nicht unbedingt ein Fan davon wie weibliche Führungspersönlichkeiten in (amerikanischen) Filmen dargestellt werden, aber hier fand ich die Darstellung gelungen, auch wenn sie vielleicht hier und da ein klein wenig überzeichnet war.
Miss Sloane benimmt sich genau so, wie man sich das auch von einem Mann mit so viel Macht vorstellen würde. Sie arbeitet die meiste Zeit des Tages, hat ihre Mitarbeiter fest im Griff, ist ihrer Umwelt scheinbar immer drei Schritte voraus und leistet sich regelmäßig einen Callboy zum Dampf ablassen.
Das alles macht sie gut in ihrem Job, aber nicht eben zum sympathischsten Mensch des Jahres.
Chastains Darstellung hat mir vor allem so gut gefallen, weil sie die kühle Fassade ihrer Rolle so überzeugend herüberbringt und ihr die Überlegenheit quasi aus jeder Pore dringt.
Außerdem verliert sie auch gegen die Altherrenriege, die die politische Macht im Film symbolisiert, selten die Fassung.
Über Sloanes Hintergrund erfährt man relativ wenig, da hätte ich mir zum Ende hin ein wenig mehr Licht im Dunkeln gewünscht und ob ich das Ende des Films gut oder schlecht finde, weiß ich immer noch nicht, aber insgesamt kann man sich diesen spannenden Politfilm, der mit einigen bekannten Film-Gesichtern im eher unauffälligen Cast aufwarten kann, durchaus anschauen.
Ein englischer Trailer
Ein deutscher Trailer
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