Pilgrimage (Originalversion)

Irland, 1209 AD:
Ein abgelegenes Mönchskloster beherbergt eine alte Reliquie, der Stein mit dem der Heilige Matthias gesteinigt worden sein soll.
Eines Tages erscheint der Zisterzienser Bruder Geraldus (Stanley Weber) mit einem Brief an den Abt (?), der befiehlt, die Reliquie nach Rom zu transportieren, wo der heilige Gegenstand den nächsten Kreuzzug unterstützen soll.
Widerwillig macht sich eine Gruppe von Mönchen (Tom Holland, Jon Bernthal, John Lynch, Hugh O’Conor, Rúaidhrí Conroy) mit Geraldus auf den Weg durch das unsichere Land.
Bald treffen sie auf den Normannen Raymond De Merville (Richard Armitage), der ein Auge auf die Reliquie geworfen hat.
Werden es die Mönche trotzdem sicher nach Rom schaffen?

Ich mag eigentlich zwischendurch ganz gerne gute Mittelalterfilme, allerdings muss ich schon zugeben, daß ‚Pilgrimage‚ wegen Richard Armitage gleich nach dem Erscheinen der DVD in meinem Player gelandet ist.

Der Film beginnt mit einer Rückblende ins Kappadokien von 55 AD, wo man der Steinigung des heiligen Matthias zuschauen darf und für mich legt diese erste Szene schon gekonnt dar, worauf sich die Zuschauer in den folgenden 99 Minuten einstellen können.
Da wäre zum einen eine wunderschön in Szene gesetzte Landschaft, die später an irischen Drehorten noch viel eindrucksvoller ausfiel und mich wirklich begeistern konnten.
Zum anderen bekommt man einen ersten Vorgeschmack auf die gezeigte Gewalt im Film. Wer ‚Game of Thrones‘ oder ‚Vikings‘ halbwegs ohne Knoten im Magen überstanden hat, wird ‚Pilgrimage‘ auch ohne Brechtüte anschauen können, denn so eklig wie beim Blutadlerritual bei Vikings oder der Red Wedding in GoT wird es meiner Meinung nach nie, aber wer Gewalt in Filmen nur schlecht erträgt, sollte sich das Anschauen gut überlegen!
Was spritzendes Blut oder fliegende Körperteile angeht, befinden sich die Macher des Films im guten Mittelfeld des Machbaren und aktuell Angesagtem (würde ich sagen) und ich bin ganz froh, daß sie sich in dieser Hinsicht nicht exzessiver ausgetobt haben.
Und dann habe ich schon in dieser ersten Szene auch zum ersten Mal leicht mit den Augen gerollt, weil Donnergrollen und Blitze einfach so herrlich klischeehaft daherkamen und meiner Meinung nach nicht die einzige kleine Ungereimtheit geblieben ist.

Die Schauspieler haben alle einen guten Job gemacht, egal ob es Tom Holland als junger Mönch Diarmuid war, der noch nichts von der Welt gesehen hat und vermutlich der Anständigste von allen ist oder Jon Bernthal, der einen Stummen spielt und rein mit seiner Mimik und Gestik agieren kann.
Stanley Weber kannte ich bisher nur dem Namen nach und fand es gut, wie überzeugend er den überlegenen, französischen Mönch gespielt hat. Na, und über John Lynch freue ich mich immer, egal wen oder was er spielt.

Richard Armitage hat mir, trotz leicht merkwürdiger Frisur und (auf mich) leicht albern wirkendem Helm, auch gut gefallen.
Er kann hier seine Fähigkeit Fieslinge mit jeder Menge Wut im Bauch und Hass im Herzen zu spielen, großartig ausspielen und auch seine Intensität in den Szenen eins zu eins wirkt großartig!
Dass er mich stellenweise an Guy of Gisborne oder Thorin Oakenshield erinnert hat und es Gesten und Gesichtsausdrücke gibt, die ich als Fan von vielen seiner Rollen wiedererkennen kann, hat mich hier nicht gestört.
Ob Armitages Französisch gut oder schlecht war, kann ich nicht sagen, weil ich die Sprache nicht spreche, aber dass es französisch sein sollte, konnte sogar ich erkennen, von daher haben sie von meiner Warte aus alles richtig gemacht.

Allgemein etwas gefehlt haben mir allgemein Hintergrundinformationen.
Wieso braucht der Papst ausgerechnet eine Reliquie aus dem tiefsten Irland? Gibt es einen Grund dafür, daß ausgerechnet Geraldus losgeschickt wird? Wieso haben die Brüder den stummen Kerl aufgenommen? Und wieso liegt Raymond mit seinem Vater (Éric Godon) im Clinch?
Leider kann ich dazu nicht mehr sagen, ohne zu spoilern, aber gerade am Ende habe ich mich schon gefragt, was das nun alles eigentlich sollte!

Gesprochen wird übrigens Gälisch, Französisch, Englisch und auch mal Latein und der Zuschauer bekommt Untertitel zu den ‚unbekannten‘ Sprachen.
Dabei habe ich mich gefragt, ob es logisch ist, daß die irischen Mönche teilweise englisch und franzözisch (wobei das Französisch erklärt wird) sprechen und ob Geraldus und die Mönche untereinander nicht eher Latein benutzt hätten, weil Universalsprache der katholischen Kirche und so…
Wo wir gerade bei Authentizität sind, fallen mir noch die vielen schönen Stiefel (oder zumindest stiefelähnlichen Gebilde) ein, die alle vom Ritter bis zum Mönch anhatten und die mir in der Form eher supsekt waren. Mit dem Mißtrauen kann ich aber auch falsch liegen, ich bin schließlich kein Historiker!

Die Musik fand ich unauffällig bis stimmig und ich war allgemein froh nicht mit einem überdramatisch lauten Soundtrack erschlagen zu werden!
Den Verlauf der Geschichte fand ich jetzt auch nicht sooooo sonderlich erstaunlich, nur der ‚Hannibal‘-Moment am Ende hat mich wirklich überrascht, zumal er wohl nicht als Absicht als Anspielung auf die Fuller-Serie so gewählt wurde.

Insgesamt ist ‚Pilgrimage‘ für mich ein Film, den man, gerade als Fan von Armitage, Holland oder Bernthal sehen kann, aber nicht unbedingt gesehen haben muss, denn eine Zirde seines Genres ist er in vielerlei Hinsicht definitiv nicht!

Der Film wird übrigens unter dem bescheuerten deutschen Titel ‚Gottes wege sind blutig‚ Anfang September in Deutschland erscheinen.

Der englische Trailer

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22 Antworten zu Pilgrimage (Originalversion)

  1. Servetus schreibt:

    Spot on — the script doesn’t make much sense. I appreciated the comparison to Vikings or GoT, which I don’t watch, good to know (I guess) that it’s not „worse.“ I think you’re right that the setting and casting / performances are the main thing that will make this film worth seeing. People will watch it for Holland, Bernthal and Armitage, not for the plot.

    Armitage is just so menacing here. I was looking at the scene at mass last night and thinking, okay, I know Lucas does that with his mouth, too — but Lucas never did it with that much malice in his eyes.

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  2. Herba schreibt:

    @Serv: Thanks!
    Vikings and GoT are much more bloodier and gorier than Pilgrimage. But that makes the bloody scences in Pilgrimage not more watchable of course!

    I wish they’d explained some of Raymonds malice….so much wasted potential :/

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  3. Servetus schreibt:

    It was that debacle in Constantinople that ended the Fourth Crusade, no doubt. Or his mother didn’t love him.

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  4. Herba schreibt:

    @Serv: Yes, something like that. Vielleicht wurde er auch zu früh aufs Töpfchen gesetzt

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  5. Servetus schreibt:

    The thing I really wanted to know that was never discussed was the Mute’s motivation. If he was so damaged by his Crusade experiences, why did he hang out with the monks after his shipwreck? Why did he take up the sword again and start fighting at all? (loyalty to Diarmuid or was he actually convinced by something Geraldus said or was it his PTSD taking over?) And why did he decided to start that suicidal encounter at the end of the film?

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  6. Herba schreibt:

    @Serv: Yes, absolutley! I hoped till the end that someone would shed some light on the Mute’s backstory. Some of his actions I would explain with the loyalty to Diarmiud but it is enough for everything he did? Seems a bit thin to me….
    And the Hannibal moment was a bit weird, wasn’t it? I thought it would take a lot to do what the Mute did with Raymond and I couldn’t explain that to myself….oh well….maybe I am to demanding…

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  7. Guylty schreibt:

    Scheixxe, ich seh schon, was da also am Ende auf uns Fans lauert. Und Armitage ist abonniert auf Johns oder auf schöne Leichname 😕

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  8. Servetus schreibt:

    yeah — the whole „loyalty to Diarmuid“ argument hangs off one line in the script, even if it’s demonstrated a few times.

    I’m trying to think if the Hannibal moment is in any way medieval. People keep saying, oh yeah, medieval Europe was violent, and I don’t contest that, but there were types of violence that we think entirely normal today that were unknown back then. I suppose we can excuse it with the „sack of Constantinople“ argument but I am struggling against the conclusion that the filmmakers just decided to put something shocking in for effect.

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  9. Herba schreibt:

    @Guylty: Also schön, würde ich in dem Fall nicht unbedingt sagen, aber ja, das Schicksal so mancher seiner Rollen wiederholt sich…

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  10. Herba schreibt:

    @Serv: After watching the making of my impression is that the actors talked about lot of the motives with the filmmakers and created plausible backstories but somehow most of it got lost in translation when they actually made the film.

    I don’t know what I’ve thought if the Mute grabbed a sword or something last minute and killed Raymond with it because it’s so chlichéd, but somehow the Hannibal moment isn’t compelling for me too.

    Why does he sound so sexy speaking French????? If not I could stop thinking about this and forget the movie *prmpf* 😉

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  11. Servetus schreibt:

    Is he a subset of the general „Spoken French is sexy“ situation, or a special case? 🙂

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  12. Herba schreibt:

    @Serv: For me he sure is a special case because I don’t consider spoken French per se (or ever) as sexy 🙂

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  13. Servetus schreibt:

    oh, wow. Interesting. I often think it’s sexy to listen to. The French accent in English is often cited as particularly sexy.

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  14. Herba schreibt:

    @Serv: Yes, I know, but I never really got that. Instead I am a ‚I find scottish or irish accents sexy‘ kind of girl 🙂

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  15. Servetus schreibt:

    Interesting. I’d say Scottish can be sexy but Irish is definitely not! 🙂

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  16. Herba schreibt:

    @Serv: Then your Irish is my Sächsisch :mrgreen:

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  17. Servetus schreibt:

    Does anyone think that’s sexy? #maschendrahtzaun

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  18. Esther schreibt:

    Ich hatte genau die gleichen Fragen und auch dieses ‚was soll das eigentlich alles bedeutet haben?‘ Gefühl.

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  19. Herba schreibt:

    @Serv: I guess so because people who talk that way are not yet extinct 😉

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  20. Herba schreibt:

    @Esther: Das ist sehr beruhigend! Aber auch schade, weil man das gefühl hat, daß man so viel mehr aus dem Film hätte machen können!

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  21. suzy schreibt:

    Man kann es ja auch ironisch sehen – die schleppen einen Stein durch die Gegend! Und als das Ding zwischendrin verloren ging schoss mir dann doch der Gedanke durch den Kopf ob sie wohl den richtigen Stein wieder aufgelesen haben? Denn das führt das ganze dann ad absurdum oder nicht?
    Die Landschaftsaufnahmen sind grandios, die Musik verpasst dem Film Spannung wo keine ist, aber ich habe mich gerade gut unterhalten. Das ODB darf richtig gut aussehen und mal wieder den Bösen spielen und das Ende überrascht uns nicht wirklich oder? lol

    Ich wünsche noch ein schönes Restwochenende!

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  22. Herba schreibt:

    @Suzy: DAS dachte ich auch! Wobei es für die Reliquienverehrung vermutlich keinen großen Unterschied macht, ob es der Stein aus der Schatulle oder einer aus dem Wald war 🙂
    Nein, überrascht hat mich am Ende nur die Ausführung *würg*

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