The Blood of Emmett Till von Timothy B. Tyson

Im Sommer 1955 besucht der 14jährige Farbige Emmett Till, der mit seiner Mutter in Chicago lebt, seinen Großonkel Moses Wright in Money, Mississippi.
Am 24. August 1955 geht er zusammen mit seinen Cousins in einen kleinen Lebensmittelladen, der von dem jungen weißen Ehepaar Bryant geführt wird, um Limonade und Süßigkeiten zu kaufen. Emmett Till wechselt ein paar Worte mit der Besitzerin Carolyn und verläßt das Geschäft unbehelligt.
In der Nacht vom 28. August holen Roy Bryant und sein Halbbruder J. W. Milam Emmett Till aus dem Bett und packen ihn in ihren Wagen, weil er angeblich Carolyn ungehörig angesprochen hatte. Erst drei Tage später taucht der Junge tot wieder auf: sein aufgedunsener und entstellter Körper wird im Tallahatchie River gefunden…

Wenn man in den letzten Jahren eine der zahlreichen Dokumentationen über die Rassentrennung in den USA gesehen hat, stolpert man zwangsläufig über den Namen Emmett Till.
Wirklich ausführlich habe ich mich allerdings nicht mit seiner Ermordung, bis ich (auf Servetus Blog?) auf das Buch von Timothy B. Tyson aufmerksam wurde. Und weil es mich wirklich interessiert hat und das Buch außerdem leicht zugänglich in der Bibliothek meines Vertrauens steht, habe ich es nun endlich einmal gelesen.
Der Autor schildert relativ genau, aber gut lesbar, Till’s Familiengeschichte und die allgemeinen Zustände die in Chicago beziehungsweise in Mississippi in Bezug auf das politische Klima und die Rassentrennung herrschten.
Chronologisch wird das Leben des Jungen, seine Entführung und sein Wiederauftauchen beschrieben.
Auch auf die polizeilichen Ermittlungen, den Prozess und die Proteste, die damit einhergingen, geht der Autor ausführlich ein.
Das alles kam mir als Neuling, was Emmett Till angeht, natürlich sehr gelegen.
Andererseits muss ich sagen, daß ich auch ein klein wenig enttäuscht darüber war, daß auf das Interview, das Tyson mit Carolyn im Jahr 2007 führte und währenddessen sie gestand, gelogen zu haben, nicht näher eingegangen wurde.
Ja, der Autor erwähnt, daß sie zugibt gelogen zu haben und dass Emmett Till auf keinen Fall verdiente gelyncht zu werden, aber das war es dann auch schon.
Viele Fakten aus dem Buch haben mich übrigens noch sehr lange beschäftigt:
Ich finde es unfassbar, daß es trotz einem anständigen Richter und Staatsanwalt nicht möglich war, die Mörder zu verurteilen. Recht hat eben nichts mit Gerechtigkeit zu tun!
Emmett Tills Mutter Mamie hat mich mit ihrer mutigen Haltung schwer beeindruckt. Sie hat für ihr totes Kind gekämpft und sich nicht mundtot machen lassen, auch wenn das sicher einfacher gewesen wäre.
Und letztendlich haben mich so einige Parallelen, die ich zwischen damals und heute ziehen konnte, wirklich erschreckt – schade, daß wir nicht mehr aus unserer Geschichte lernen!
Insgesamt ist ‚The Blood of Emmett Till‚ trotz einem kleinen Kritikpunkt für mich ein lesenswertes Buch, das mich schockiert und schwer beschäftigt hat.

Timothy B. Tyson bei Simon & Schuster
Ein VanityFair-Artikel zum Erscheinen des Buches: How Author Timothy Tyson Found the Woman at the Center of the Emmett Till Case

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7 Antworten zu The Blood of Emmett Till von Timothy B. Tyson

  1. Servetus schreibt:

    I did blog extensively about Emmett Till, but before I’d read this book. I was disappointed too, although I guess the complete interview is in the Duke University archive and will be unsealed in a decade or two, when Carolyn’s children will probably be dead.

    It’s been a discouraging week in this regard. A police officer murdered Philando Castile during a traffic stop which was also racially motivated, and despite video evidence that shows clearly what happened, the jury still exonerated him. We used to „explain“ the Emmett Till case away with the fact that it was a very rural, uneducated, conservative area in the South — but Castile was murdered in Minneapolis, one of the most well-educated, open, modern cities in the North. Serious shame on us.

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  2. Herba schreibt:

    @Serv: Maybe it was a case of a bad publicity strategy but now I don’t feel like the full interview would add much new info….
    Yes, I heard about the exoneration in the Castile case but hadn’t the heart to research the jury’s explanation why they decided that way *sigh*
    At the moment I feel like I am too absorbed in politics and that’s not good because I feel so bad and mad about so many things that I can’t change and the feeling of helplessness is overwhelming 😦

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  3. Servetus schreibt:

    I think it must say more, or they wouldn’t have requested for it to be sealed. Maybe more detail or something. Although she did say she didn’t remember any more what exactly had passed between herself and Till, maybe she was actually present at the murder, or knows more about the events after they kidnapped Till.

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  4. linnetmoss schreibt:

    The series of shootings of Black men and boys in the US, including one close to where I live (a boy playing with a toy gun), has really opened my eyes to the extent of the problems we face here. Lynchings may be rare these days but there is institutionalized racism that kills, and it kills in multiple ways. As a young person, I thought that when I left the South I would leave that behind, but it’s everywhere in this country.

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  5. Herba schreibt:

    @Serv: You have a point there!!! Maybe we’ll get to know it some day

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  6. Herba schreibt:

    @linnetmoss: It’s heartbreaking!!!

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  7. linnetmoss schreibt:

    Yes. And it hasn’t stopped even with the introduction of body cameras.

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