Victoria, Staffel 1

Alexandrina Victoria of Kent (Jenna Coleman) wächst nach dem viel zu frühen Tod ihres Vaters isoliert im Kensington Palace auf und ist vollkommen unvorbereitet, als sie 1837 mit achtzehn Jahren zur Königin des vereinigten Königreichs von Großbritannien gekrönt wird.
Unter vielen kritischen Augen muss sich Queen Victoria nun nicht nur in der Welt zurechtfinden, sondern auch ihrer Rolle als Herrscherin gerecht werden.
Die erste Staffel der britischen Historienserie setzt beim Tod des alten Königs ein und zeigt die ersten Jahre ihrer Regentschaft, ihre Hochzeit mit Albert von Sachsen-Coburg (Tom Hughes) und die Geburt des ersten Kindes…

Ich habe schon einige Dokumentationen über Queen Victoria gesehen, finde sie vor allem als ‚Großmutter von Europa‘ sehr spannend und bin daher relativ lange um die erste Staffel der Miniserie, die vom englischen Fernsehsender ITV 2016 ausgestrahlt wurde, herumgeschlichen.
Die Staffel, die aus acht Folgen besteht, hat zwar sehr viel Lob eingeheimst und wartet mit einer großartigen Castliste auf, aber ich war mir nicht sicher, ob sie meine Erwartungen erfüllen würde.

Aber vor zwei Wochen war es dann doch endlich so weit, ich hatte Zeit und die DVD wanderte in meinen Player.
Da ich das Ganze übrigens mit meiner Mutter zusammen angeschaut habe, mußte ich dieses Mal auf den Originalton verzichten und habe mir die deutsche Synchronfassung angetanschaut, was aber auch nur möglich war, weil ich bei keinem der mitwirkenden Schauspieler komplett auf die Originalstimme geeicht bin.

Jenna Coleman, die ich bisher nur in kleineren Rollen gesehen habe, hat mir als Victoria sehr gut gefallen. Sie wirkt kindlich genug, um das naive Mädchen zu spielen, überzeugt aber auch in den Szenen, wo sie sich ihrer Macht bewußt wird und ihren Willen durchsetzt.
Die Deutsche Catherine Flemming, die Victorias deutsche Mutter spielt, finde ich tendenziell immer eher unsympathisch, von daher war sie als Königinmutter gut gecasted und auch Paul Rhys, der Sir John Conroy, den unsympathischen Nachlassverwalter von Victorias Vater spielt, wurde mal wieder als Fiesling besetzt.
Dafür war Rufus Sewell als Premierminister Lord Melbourne endlich mal wieder in einer netten Rolle zu sehen, was mich ausgesprochen gefreut hat!
Sewell gibt zwar in der Regel den Erzschurken sehr gekonnt, aber er kann eben auch die netten Typpen mit Dackelblick spielen und das beweist er in dieser Serie ganz wunderbar.
Außerdem steht ihm die Männermode dieser Zeit auch sehr gut und die Chemie zwischen ihm und Coleman ist so herzerwärmend, dass man durchaus ausblenden kann, daß es diese Miniromanze nie geben hat und sie somit in der Serie historisch vollkommen unkorrekt dargestellt wird.

Die historische Korrektheit ist hier sowieso so eine Sache, die die Macher nicht ganz so ernst genommen haben, was man unbedingt im Hinterkopf behalten sollte.
Die Liebelei zu Melbourne gab es genauso wenig wie die dargestellt Rattenplage im Palast, wenn man also auf historische Fakten in Unterhaltungssendungen allzu großen Wert legt, sollte man sich ‚Victoria‘ vielleicht lieber nicht ansehen!
Aus dem großartigen Cast hervorgestochen sind für mich noch Tom Hughes als Prinz Albert, David Oakes als Alberts Bruder Ernst und Ferdinand Kingsley als Konditor Francatelli.
Übrigens trifft man auch auf zwei alte Bekannte, wenn man The Old Vic’s The Crucible gesehen hat, denn Adrian Schiller und Samantha Colley sind mit von der Partie.

Negativ aufgefallen ist mir in den ersten paar Folgen übrigens auch der Einsatz von CGI, der zum Beispiel bei der Krönungsszene komplett unecht wirkt.
Zum Glück wird gerade im zweiten Teil der Staffel auf Tricktechnik verzichtet, was ich sehr angenehm fand.
Trotzdem habe ich beim Anschauen der Serie nie vergessen können, daß es eine Unterhaltungssendung ist und so kam eher Downton-Abbey Feeling auf, auch wenn die Serie auf reellen Personen und Ereignissen basiert.
Das ist nicht gar nicht negativ gemeint, ist mir aber insofern besonders aufgefallen, weil es englische Historienproduktionen sonst eigentlich eher schaffen, auch das passende historische Gefühl bei mir zu erzeugen.
Dessen ungeachtet sind die Kulissen und Kostüme natürlich wunderschön und die Schauplätze, die der ein oder andere Englandreisende vielleicht sogar wiedererkennen kann, sowieso immer sehenswert!

Auch besonders für mich als Zuschauer waren meine wechselnden Sympathien während des Anschauens.
Normalerweise lege ich mich beim Anschauen von Filmen und Serien (unbewußt) recht schnell fest, wen ich mag und wen ich nicht leiden kann und es bedarf einiges an Entwicklung für eine Figur, um das wieder zu ändern.
Hier war das definitiv anders.
Zuerst hatte meine ganze Sympathie Victoria, dann hielt ich zu Lord Melbourne. Als der von der Bildfläche verschand, ging die frei gewordene Sympathie an Prinz Ernst und als Prinz Albert den sprichwörtlichen Stock aus seinem Hintern entfernt hatte nach seinem Platz am Hof seiner Frau sucht, hatte ich Mitleid mit ihm.

Und natürlich war es schön zu sehen, daß auch die Chemie zwischen Coleman und Hughes stimmt. So kann man sich als Zuschauer nämlich wirklich mit den Beiden mitfreuen, auch wenn mir die Entwicklung von ‚unsympathisch‘ zum unsterblich verliebt sein mal wieder etwas zu schnell ging!

Insgesamt hatte ich viel Spaß beim Anschauen, habe mich gut unterhalten und nie gelangweilt gefühlt und kann die Serie all jenen ans Herz legen, die keine Probleme mit historischen Ungenauigkeiten haben und Fan von britischen Kostümserien sind!

Ein englischer Trailer

Ein deutscher Trailer

Die Serie im deutschen Fernsehen – Termine (zur Zeit leider nicht im FreeTV)

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20 Antworten zu Victoria, Staffel 1

  1. M schreibt:

    Mir hat ‚Victoria‘ auch ausnehmend gut gefallen. Rufus war mein eigentlicher Grund zu gucken und er war ganz wunderbar (Das von einer mit Bad-Boy-Syndrom) und ist viel zu früh aus der Serie verschwunden. 😦
    Ich hatte bei Tom Hughes aber immer irgendwie das Gefühl „Der sieht aus wie Sherlock!“

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  2. Ich habe die Serie noch nicht gesehen, bin aber schon sehr gespannt und habe deshalb vorgenommen, das bald zu ändern. Mit den historischen „Freiheiten“ habe ich schon gelesen, finde es aber okay, so lange die wichtigen Meilensteine stimmen. Ist ja immerhin eine Unterhaltungsproduktion und wenn man es ganz genau wissen will, kann man ja ein entsprechendes Buch oder eine Doku sehen. Bin mir eher unsicher wegen der Besetzung. Jenna Coleman kenne ich aus Doctor Who, wo ich ihre Rolle nicht mochte, sie jedoch gut gespielt hat. Also mal sehen. Zu den anderen Schauspielern habe ich keine ausgeprägte Meinung. Man muss sehen wie Rolle und Schauspieler/in zusammenpassen.

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  3. Hariclea schreibt:

    Dir hat es dann besser als mir gefallen 🙂 Ich fans sie nicht so gut wie in anderen Rollen, teilweise weil mich ihr starrer Blick wegen den Kontaktlinsen irritiert hat. Die ‚interior‘ Szenen fand ich gut, die Aussenszenen viel weniger, London und alles sah mir allzu disney-haft aus yuck! Und allgemein fand ich die Dienergesellschaft viel interessanter als die Herren. Allerdings wurde durch die Bank gut gespielt, was gut war auch wenn mir der Scherpunkt auf de Liebesgeshichte etwas langweilg war. Aber ich habe es auch mit Downton nicht ausgehalten 😉
    Sewell hat mir sehr gut gefallen und die Mutter auch und Adrian Schiller ganz besonders, schade dass es nicht mehr von ihm gab. Vielleicht hast du mal Zeit furs Original, sein Deutsch im Original ist uberraschend gut! Paul Rhys war uberrasched! Ich habe ihn zur selben Zeit live als Uncle Vanya erlebt, einfach ausgezeichnet und seht sehr bewegend und naturlich sehr unterschiedlich! (und live viel junger aussehend).
    Ich wurde es als OK beschreiben und offensichtlich viel Geld gekostet aber fur mich hatte man das Geld intelligenter investieren konnen und etwas mehr draus machen (ist halt der ubliche Unterschied zwischen ITV und BBC.. grins ;-))

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  4. Servetus schreibt:

    It was shown on Sunday nights here which meant sometimes I could watch and sometimes not (it was up against the 9 p.m. local news which, if dad is home and awake, gets priority). I suppose the final judgment for me was that i didn’t try to view the episodes at another time when / if I missed it. I had a similar reaction to you — it’s not really hard history. I read somewhere (the Guardian?) that it was really popular among young women, that somehow this Victoria embodies how young women want to see themselves (or something along those lines)? This is one of those situations where I know more than the average viewer and am not a historical expert, but I think what I didn’t get out of watching this (and wished I would have) is a sense of what made V. tick, particularly in relationship to Albert. She seemed really superficial in a way that I can’t imagine the real Queen V. could have been.

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  5. Herba schreibt:

    @M: das etwas abrupte Verschwinden von Melbourne fand ich auch extrem doof!!!
    Woher kommts? Die Frisur? Oder der Stock im Hintern? 😉

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  6. Herba schreibt:

    @Bette: ich fand die historischen Ungereimtheiten auch nicht so schlimm, weil gerade die Schwärmerei für Melbourne für mich so schön zum Anschauen war ❤
    Ich habe überlegt und glaube, daß ich sie bis jetzt tatsächlich nur aus 'Ein ganzes halbes Jahr' kenne und da war ihre Rolle winzig, das reichte nicht wirklich für eine Meinungsbildung. Aber ich kann Dich insofern gut verstehen, daß es Schauspieler, die beim ersten Eindruck schlecht abgeschnitten haben, bei mir auch immer erstmal sehr schwer haben das zu revidieren.

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  7. Herba schreibt:

    @Hari: Die Nebenplots bei der Dienerschaft hat mir auch sehr gut gefallen. Allerdings fand ich es ziemlich blöd, als die Kammerzofe wegen dem Konditor auf ihre doofe Freundin gehört hat – der meinte es dochw irklich gut mit ihr! *grummel*
    Dass Schillers (lol) Deutsch sehr gut sein soll, habe ich schon gehört, als die Serie im englischen Fernsehen lief, aber ich fürchte, um es noch einmal komplett auf englisch zu sichten, hat es mir dann doch nicht gut genug gefallen 😉
    Jaja, immer diese Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern 😀

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  8. Herba schreibt:

    @Serv: No fight for the remote control for Queen and Country??? *lol*
    Yes, that’s right, the series clearly lacked in that department and I felt that the movie with Emily Blunt did a much better job showing the preasure Victoria was under, her amazement re first love and the difficulty finding a good balance between being a wife and a queen.

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  9. Hariclea schreibt:

    @Herba ne kann ich gut nachvollziehen, einmal ist genung! Na ja manchmal machen sie es aber auch sehr gut die neue Broadchurchserie ist einfach nur erste Sahne! Ich kanns nicht glauben dass es schon nachste Woche vorbei ist und ich bin icht da weil Ostern bei Eltern, muss vom Internet webleben biss Dienstag Nacht wenn ich es mir ansehen kann falls meine Aufnahme klappt! Schade denn sie zeigen es auch im Kino mit extra Kontent usw, verpasse ich aber. Hatte nicht gedcht dass sie die letzte Folge zu Ostern zeigen wegen Thema usw aber hier ist Ostern ausser der massiven Schokoladeneinfresserei eigentlich eher Ferien als grosses Fest.

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  10. linnetmoss schreibt:

    Rufus is very sexy in this! Based on the trailer it looked like they made V. more attracted to Melbourne than to Albert. The actress is too cute and pretty, which is a shame–she looks like a princess from a Disney movie. They would have done better to cast someone mildly attractive, but with more dignity. That’s what Claire Foy managed so well in „The Crown.“ Still, I am intrigued!

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  11. rina.p schreibt:

    Ihre Augen machen mich verrückt. Ich habe mir Bilder von ihr angeschaut, eigentlich hat sie braune – die Kontaktlinsen nerven mich total. Ansonsten ist sie wirklich gut gewählt. Trotzdem springt der Funken noch nicht so ganz über, bin bei Folge 4. Rufus mag ich sehr. Die Serie ist auf jeden Fall wert mal gesehen zu werden. Für The Crown und Downton Abbey Fans auf jeden Fall. LG

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  12. Herba schreibt:

    @Hari: AUf Broadchurch bin ich auch sehr gespannt, allerdings habe ich mit der aktuellen Staffel noch nicht angefangen, sondern sie nur aufgenommen und warte dann, bis ich es am Stück anschauen kann, damit ich keine Probleme mit Cliffhangern kriege 🙂
    Die Ausstrahlung der letzten Folge an Ostern fand ich auch etwas merkwürdig, das wäre im deutschen Fernsehen so eher nicht geplant worden.

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  13. Herba schreibt:

    @linnetmoss: I feared that but they managed to show a credible love between Victoria and Albert too. It only was a different kind of love than that for Melbourne.
    ‚The Crown‘ is on my watchlist too, Claire Foy is a great actress and really kind to her fans

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  14. Herba schreibt:

    @Rina P.: The Crown habe ich noch nicht gesehen, aber davon erhoffe ich mir eigentlich nun weniger Downton Abbey und mehr richtiges Historienfeeling!

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  15. rina.p schreibt:

    Ich fand es interessant weil da manche Verhaltensmerkale der Queen endlich Erklärung bekommen.

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  16. Hariclea schreibt:

    Finde ich auch etwas seltsam…. eher kein Osterprogramm… aber die Leute haben halt frei und Zeit zu kucken und sie dachten such wohl nicht langer warten lassen

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  17. Esther schreibt:

    Meine Mutter und ältere Schwester haben es gesehen im Holländischen Fernsehen und waren begeistert! Ich mag normalerweise gerne Englisches Kostümdrama, aber Downton Abbey hat mich nie ergreifen können (meiner Mutter schon) und bei Victoria habe ich auch immer das Gefühl der Hype ist größer als die Wirklichkkeit. Aber ich habe germerkt, daß ich oft ähnlichen Geschmack wie Du habe in TV/Filme, also werde ich Victoria vielleicht doch mal versuchen. 🙂
    Wird aber nichts für meinen Mann sein, er ärgert sich immer daran wenn zu Viel herumgespielt wird mit historischer Wahrheit. 😉

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  18. Herba schreibt:

    @rina.p: Das klingt interessant!

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  19. Herba schreibt:

    @Hari: ja, eine längere Pause vor der letzten Folge macht wenig Sinn. Man die Ausstrahlung gleich anders planen können, um schon vor Ostern fertig zu sein. Nun bin ich mal gespannt wie die Einschaltquoten so waren!

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  20. Herba schreibt:

    @Esther: Meiner Mutter hat es auch gefallen, auch wenn ihr durchaus auch die historischen Unkorrektheiten aufgefallen sind. Es war für uns auf jeden Fall gute Unterhaltung an einem trüben WE!

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