Lion – Der lange Weg nach Hause (Originalversion)

Saroo (Sunny Pawar) ist fünf Jahre alt und lebt mit seiner Mutter (Priyanka Bose), seinem älteren Bruder Guddu (Abhishek Bharate) und seiner kleinen Schwester (Khushi Solanki) in einem kleinen Dorf in Indien.
Als ihn Guddu eines Tages mitnimmt, um Arbeit als Tagelöhner zu finden, soll Saroo am Bahnhof warten, doch der Kleine klettert in einen Zug und fährt den weiten Weg in die 1600 Kilometer entfernte Millionenmetropole Kalkutta.
Da Saroo weder seinen Nachnamen, noch den Namen seines Dorfes, noch die fremde Sprache in Kalkutta kennt, findet er nicht wieder nach Hause zurück und schlägt sich allein auf der Straße durch, bis er in einem Waisenhaus untergebracht und zur Adoption freigegeben wird.
Das australische Ehepaar Brierley (Nicole Kidman, David Wenham) nimmt Saroo auf und er wird zum Australier, doch noch Jahre später als Erwachsener (Dev Patel) verfolgen ihn Erinnerungsfetzen aus seinem alten Leben. Wird Saroo nun den Weg nach Hause finden?

Auch für ‚Lion‚ galt meine relativ neue Maxime ‚Bloss vorm Anschauen nicht zu viel erfahren‘ und so kannte ich weder eine Inhaltsangabe, noch einen Trailer zum Film, wußte nur, daß es um eine Adoptionsgeschichte geht und bin mehr oder weniger blind ins Kino gegangen.
Ich war überrascht, daß fast die ganze erste Hälfte nicht von Dev Patel, der die erwachsene Hauptfigur spielt, bestritten wurde, sondern von seinem Pendant Sunny Pawar, der den fünfjährigen Saroo spielt.
Aber eigentlich hätte Patel nichts besseres passieren können, denn der kleine Sunny spielt sich als Saroo ganz großartig in die Herzen des Publikums und hat mich durch seinen Ausdruck und die heitere Gelassenheit, die er ausstrahlt, wirklich schwer beeindruckt!
Wenn dann Dev Patel die Rolle übernimmt, fühlt man mit Saroo und wünscht ihm, daß alles gut geworden ist und er auch als Erwachsener seinen Weg findet.
An Patels Darstellung hat mir vor allem gefallen, wie ausdrucksstark er die allgemeine Gefühlswelt, aber vor allem die Zerrissenheit seiner Rolle darstellt.
Nicole Kidman nervt mich leider mittlerweile leicht, aber hier spielt sie so eine sympathische Frau, daß dieses gefühl nie aufkam.
Außerdem war es schön, David Wenham mal wieder in einer netten Rolle zu sehen, auch wenn sei nur klein war.
Die zentralen Themen des Films – Heimat, Selbstfindung, die Wertigkeit von Familie, Suche nach den Wurzeln – sind so elementar, daß sicher jeder schon einmal über die ein oder andere Frage dazu nachgedacht hat und/oder viele der Konflikte, die Saroo bewältigen muss, auch nachvollziehen kann.
Mir hat gefallen, daß der Film nie den moralischen Zeigefinger erhebt, sondern schlicht und ergreifend eine Geschichte erzählt und dem Zuschauer selbst überläßt, was er daraus macht.
Es gibt so viele ergreifende, wunderbare Szenen, daß mir die zwei Stunden, die der Film dauert, nie lang geworden sind und ehrlich gesagt habe ich auch ein paar Tränchen für Saroo und seine Familie verdrückt, die es ja wirklich gibt und nach deren Lebensgeschichte die Romanvorlage und der Film entstanden sind.
Musik, Szenerie, Farbgebung und Kostüme werden stimmig eingesetzt und ich kann diesen wunderbaren Film, der mit der unfreiwilligen Reise des kleinen Sarro beginnt und mit der bewußten Reise des erwachsenen Saroos endet, mit gutem Gewissen weiterempfehlen!

Ein englischer Trailer

Ein deutscher Trailer

Dev Patel erzählt von der #LionHeart Kampagne, die vier Charities unterstützt, die sich um bedürftige Kinder in Indien kümmern

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15 Antworten zu Lion – Der lange Weg nach Hause (Originalversion)

  1. Servetus schreibt:

    I agree — really moving film. Sunny Pawar was amazing!!

    Resolutely non-political, as you say. I read several interviews with Saroo Brierley and he seems determined not to make public any political sympathies he developed as a result of this life experience.

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  2. Camassia schreibt:

    Gerade gestern habe ich mir diesen Film angeschaut und kann dir, mit Einschränkungen, zustimmen. Die erste Hälfte ist wunderbar, sehr stimmig und nie melodramatisch.Die unglaubliche Reise des kleinen Saroo, sein Überlebensinstinkt und Selbständigkeit haben mich echt beeindruckt. Der Darsteller des Saroo und auch von Guddu waren toll.
    Und dann der Kontrast von Kalkutta zum westlichen Tasmanien, alles aufgeräumt und sauber, aber auch irgendwie leblos.
    Die zweite Hälfte des Films fand ich ein bisschen einseitig und ingesamt etwas farblos. Ich hätte gern noch etwas mehr zum Werdegang von Saroo erfahren, der Zeitsprung war schon sehr groß. Der Konflikt mit dem Stiefbruder, das Verhältnis zu den Eltern, war alles nur angedeutet. Die Suche nach dem Heimatort war das zentrale Thema, das Finden erschien aber wie ein glücklicher Zufall. Die Darsteller der Erwachsenen fand ich jetzt alle auch nicht so überzeugend, nicht mal Dev Patel. Nicht schlecht, aber jetzt auch nicht überwältigend. Das Ende mit den echten Charakteren hat mir gut gefallen.
    Insgesamt bereue ich nicht, ins Kino gegangen zu sein, aber ein absolutes Highlight war es auch nicht.

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  3. Luscinnia schreibt:

    Vielen Dank für diese großartige Rezension. Ich fand den Film wunderbar

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  4. Esther schreibt:

    Ja, ich liebe diesen Film auch! Jeder war beeindruckend, die Geschichte so schön erzählt!

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  5. Herba schreibt:

    @Serv: The non-political aspect really amazed me because it would have been easy to go the political road and maybe more effective for selling a movie

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  6. Herba schreibt:

    @Camassia: ich war mit drei anderen Leuten im Kino und rir haben in der Tat nach dem Film darüber diskutiert, ob ein wenig mehr Füllstoff zwischen dem kleinen und dem großen Saroo dem Film gut getan hätte. Ich persönlich wüßte gern, ob solche Szenen eventuell sogar der Schere zum Opfer gefallen sind oder ob sie nie angedacht waren, habe aber letztendlich für mich entschieden, daß es für die Geschichte, die ich erzählt bekommen habe letztendlich keinen Unterschied macht. Aber einem freund, der im Kino dabei war, erging es wie Dir. Der fand diesen krassen Wechsel zwischen jung und älter ziemlich unbefriedigend…
    Zum Finden des Heimatorts: War es denn letztendlich nicht auch reiner Zufall?

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  7. Herba schreibt:

    Hallo Luscinnia und danke für Deinen Kommentar!!!

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  8. Servetus schreibt:

    I got the book this week on my library trip so I’ll see if he has anything else to say, but I doubt it.

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  9. Servetus schreibt:

    I have the impression that the Brierley family dynamic has something to do with the sudden time shift — I did some googling about the brother (Mantosh) and he’s not entirely on board with his depiction in the film. So maybe family sensitivities / privacy issues were part of it. I can also imagine that plumbing Mrs. Brierley’s believe that G-d wanted her to adopt brown children could also get tricky, quickly. I’m hoping the book says a little more.

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  10. Herba schreibt:

    @Serv: Please let me know if you’ll find something interesting!

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  11. Herba schreibt:

    @Serv: That would make a lot of sense. It sure could be hard for Mantosh to watch this…

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  12. Servetus schreibt:

    I read the book this morning (quick, short read written with the help of a ghostwriter). Saroo doesn’t seem to be the instrospective type, and I think that the description of him in the film as someone who seized every opportunity must be accurate. Lots more detail about exactly how poor his life in India was — I think the film, as vivid as it is, doesn’t make clear the extreme wretchedness of his circumstances. There isn’t much about his childhood in Australia in the book, either. He really liked going to school, skipped a grade, had a bit of a difficult adolescence but his parents straightened him out by telling him he either had to buckle down in school, or leave and they would make him get a job or join the military. By the time he’d finished his course in hospitality management he decided he didn’t want to work in that area, and went to work for his father in the family business — one big theme of the book is how he isn’t comfortable away from his family. A little bit more about Mantosh’s childhood, whose pre-adoption story is rockier (he had known living relatives who might have been able to take responsibility for him, but because he was left with an elderly grandmother who couldn’t, he ended up in the first place we saw in the film — which is apparently like a catch-all institution for juveniles including criminals, not just an orphanage — for two years while the Indian law wrestled with whether he could be adopted), but less than in the film about his adult life. A little bit more about Sue Brierley’s background — she had a miserable childhood as well, with an abusive, mental ill parent. Quite a bit more of the book discusses about how Saroo searched — it actually took him five years and for long stretches of time he spent seven hours a day at it, which was rough on his relationships — and the book tries to reconstruct the actual path from Ganesh Thalai to Calcutta (there are different ways they could have gone). A bit more about his surviving family members — as of the writing of the book his father was still alive in a different city, but Saroo hadn’t met him.

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  13. Herba schreibt:

    @Serv: Thanks for the insight!!!
    Mmmmh, seems to me the moviemakers did a good job transforming the book into a movie.

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  14. Servetus schreibt:

    I think so, too. It added a bit of emotion to the search — I mean, how do you portray five years of computer searches in a movie?

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  15. Herba schreibt:

    @Serv: Yes, I think they did a pretty good job to show how long and random the search was without boring the viewers to much

    Gefällt 1 Person

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