Jackie: Die First Lady (Originalversion)

USA, 1963:
Knapp eine Woche nach der Ermordung von John F. Kennedy (Caspar Phillipson) trifft sich seine Witwe Jackie (Natalie Portman) auf dem Sommeranwesen der Familie Kennedy in Hyannis Port mit einem Reporter und erzählt ihm über das Attentat in Dallas, die Beerdigungsvorbereitungen und die Prozession zum Friedhof in Arlington…

Jackie‚ ist wieder einer dieser Filme, die ich mir allein vermutlich nie und schon gar nicht im Kino angeschaut hätte.
Ich interessiere mich zwar als Geschichtsfan für die Kennedys, fand den ersten Trailer des Films aber bei Erscheinen nicht ganz so spannend.
Nun habe ich ihn also doch im Kino gesehen und muss sagen, daß das Lob, das Natalie Portman für ihre Darstellung erhält, auf jeden Fall gerechtfertigt ist und sie meiner Meinung nach auch einen Oscar und nicht nur die Nominierung verdient hätte.
Portman scheint ganz in ihrer Darstellung der Jackie aufzugehen und man erlebt als Zuschauer eine traumatisierte, verstörte, zutiefst verzweifelte Frau, die trotzdem mit allen Mitteln dafür kämpft, ihren Mann, den ermordeten Präsidenten im Gedächtnis seines Volkes unsterblich zu machen.
Dabei wirkt sie stellenweise neurotisch, stellenweise kurz vorm Zerbrechen und dann wieder knallhart.
Der übrige Cast (unter anderem Peter Sarsgaard, Billy Crudup, Max Casella, Richard E. Grant und John Hurt in seiner letzten Rolle) ist gut gewählt, bildet aber nur den Hintergrund für Portmans Spiel der absolut zentralen Figur. Man bekommt hier also genau das was draufsteht nämlich 100 Minuten First Lady Jackie Kennedy.
Die Kostüme und die Kulisse erzeugen genau das richtige Flair und die eingebauten Originalaufnahmen, die dann mal mehr, mal weniger auffällig in eine Filmszene übergehen, fand ich recht eindrucksvoll.
Ich empfand den Film als kurzweilig und informativ, weil mir zuvor gar nicht wirklich klar war, daß Jackie das Erscheinungsbild und die Wahrnehmung des Weißen Hauses so stark beeinflußt hat.
Aber den Film anzuschauen war andererseits auch wirklich anstrengend für mich; wegen Portmans/Jackies langsamer und teilweise gedehnter Sprechweise, wegen ihrem Schwanken zwischen willenlosen Püppchen und knallharter Lady, den leicht hysterischen Ausbrüchen und wegen dem Mitleid, das ich für die Frau empfand, deren Leben durch einen Akt der Gewalt aus den Angeln gehoben wird und die damit in aller Öffentlichkeit fertig werden muss.
Insgesamt ist ‚Jackie‘ ein durchaus sehenswerter Film, den man aber nicht so nebenbei konsumiert und auch sicher nicht ständig anschaut.

Ein englischer Trailer

Ein deutscher Trailer

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3 Antworten zu Jackie: Die First Lady (Originalversion)

  1. Servetus schreibt:

    Thanks for the review — I appreciate hearing what you think b/c I know you’re not „voreingenommen“ because it’s about the Kennedys. I haven’t seen it (probably won’t; never caught the Kennedy enthusiasm, probably b/c my parents thought they were crooks). Jackie Kennedy had a really unusual way of speaking (I read an article about this the other day: http://www.vox.com/culture/2017/2/7/14442410/jackie-kennedy-accent-natalie-portman ) and I’ve heard from friends who have seen it that her imitation of Jackie is excellent. Well, maybe I’d watch it on TV.

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  2. Herba schreibt:

    @Serv: You’re welcome!
    Well, I’m interested in them and the myth surrounding this family, maybe because my mother saw JFK as a child when he visited Germany and whenever she tells the story her face brightens up and you can still see the effect this short encounter has on her….

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  3. Herba schreibt:

    @Serv: Thanks for the link, an really interesting read!

    Gefällt 1 Person

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