Ich sage das nur ungern, aber Achtung!!!
Für diese Geschichte habe ich mir eine Figur aus dem Film ‚La La Land‘ ausgeliehen. Wer den Film noch nicht kennt, ihn aber noch anschauen will, sollte eventuell vom Lesen Abstand nehmen!!!
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Der Club hatte Ruhetag und wie immer in letzter Zeit wußte Sebastian an diesen Tagen nicht viel mit sich anzufangen.
Draußen regnete es in Strömen, also fiel ein Ausflug ans Meer aus, wo er sich gerne den Wind um die Nase wehen ließ und oft Inspiration für seine Musik fand.
Auch Kino war keine Option, weil sein Lieblingskino, in dem alte Klassiker und Retrospektiven gezeigt wurden, gerade renoviert wurde und deshalb geschlossen war. Seine Schwester Laura war mit ihrer Familie im Urlaub und klapperte die Museen in irgendeiner europäischen Metropole ab, die er vermutlich nie zu Gesicht bekommen würde.
Und sein Kumpel Keith war mit seiner neuen Band auf Tour und hatte ihm vorhin am Telefon schon die Hölle heiß gemacht.
‚Vergiß Dein Selbstmitleid und krieg endlich den Hintern hoch!‘ hatte er Sebastian angeschnauzt.
Nur hatte Sebastian keine Ahnung was das heißen sollte, schließlich hatte er sich seinen Traum von der eigenen Jazz-Kneipe erfüllt und spielte hier selbst seit etwas über einem Jahr sehr erfolgreich Klavier.
Außerdem war es wirklich großartig mit den vielen unterschiedlichen Musikern, die bei ihm auftraten zusammenzuarbeiten. Das war gelebter Jazz, so wie Sebastian sich das vorstellte und den scheinbar auch seine Gäste zu schätzen wußten, denn die Bar war jeden Tag gut gefüllt.
Gedankenverloren klimperte der junge Mann ein paar Noten auf dem Klavier an dem er saß.
‚Do Re Mi Fa So La Ti Do‘
Wer konnte mit Anfang Dreißig schon so viel vorweisen wie Sebastian? Er war mit seinem ersten Geschäft gescheitert, hatte sich danach als Pianist in Restaurants und bei Familienfeiern durchgeschlagen, war durch ganz Amerika getourt, hatte seinen Traum von der eigenen Bar ein zweites Mal, nur dieses Mal erfolgreich, verwirklicht und seine große Liebe verloren.
Vor Sebastians geistigen Auge erschien das Bild einer Frau in einem gelben Kleid, die mit ihm sang und tanzte. Ganz automatisch stimmten seine Finger das Lied an, daß zu dieser Erinnerung paßte und er summte leise die ersten Liedzeilen
‚…The sun is nearly gone
The lights are turning on
A silver shine that stretches to the sea…‘
Sebastian lächelte. Diese Nacht war irgendwie magisch gewesen. Warm, sternenklar und eine Frau an seiner Seite, die sich unversehens in sein Herz gestohlen hatte und deren Anblick in dieser Nacht er wohl mit in sein Grab nehmen würde.
Sebastians Lächeln wurde breiter. Allein an die Farbe des Kleides zu denken, hellte seine Stimmung auf. Das Gelb hatte so hell gestrahlt und damit so wunderbar zu der jungen Frau gepaßt, die das Kleid trug.
Seufzend sang Sebastian weiter und dachte darüber nach, wie schade es war, daß sich die weiteren Textzeilen irgendwie bewahrheitet hatten.
Abrupt hörte er auf zu spielen, knallte den Klavierdeckel zu und stand auf. Jetzt wußte er, was Keith damit gemeint hatte, daß er endlich damit aufhören mußte, sich selbst zu bemitleiden.
Ja gut, er war zur Zeit Single und konnte sich auch nicht vorstellen in nächster Zeit wieder eine Beziehung einzugehen, aber deswegen konnte er doch trotzdem sein Leben leben und ab und zu Spaß haben, ohne zum vollkommen Sauertopf zu werden, der nichts mit sich anzufangen wußte, wenn er nicht arbeitete.
Kurzentschlossen schnappte sich Sebastian seine Schlüssel und ging mit festen Schritten in den Regen hinaus zu seinem Auto.
Als er hinter dem Steuer saß, fuhr er einfach los, ohne sich über sein Ziel klar zu sein. Doch als er nach einiger Zeit anhielt, ausstieg und sich nach ein paar Schritten trotz des Regens auf einer Bank niederließ, um den wunderbaren Ausblick zu genießen, fühlte es sich an, als wäre er genau da gelandet, wo er in diesem Augenblick hingehörte.
Hier an diesem Platz mit der wunderbaren Aussicht über die Stadt der Sterne, wo er sich immer zu Hause fühlen und an die Frau im gelben Kleid denken konnte, die in einer ganz besonderen Nacht mit ihm gesungen und getanzt hatte…
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Dieser Text ist für das Gemeinschaftsblogprojekt von Poe und mir entstanden. Das Thema war ‚Mach was…mit der Farbe Gelb‘.
Für diese Geschichte habe ich mir eine Figur und den Teil eines Liedes aus dem Film ‚La La Land‘ ausgeliehen. Eine Urheberrechtsverletzung ist damit nicht beabsichtigt!
Gesamter Text © Herba für ‚Unkraut vergeht nicht…oder doch?‘
Bitte nicht ungefragt zitieren oder weiterverwenden!!!
Achja, eine tolle Geschichte und ein toller ideengebender Film!
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Schön! Die Szene mochte ich sehr gerne in dem Film, aber sonst fand ich ihn ziemlich flach, ich hatte bei all den Auszeichnungen etwas mehr erwartet.
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Dann kann ich dann noch nicht lesen.
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@Bette: Danke schön!!!!
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@Suzy: Dank Dir! Ich hatte null Erwartungen und konnte so dann nicht enttäuscht werden
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@Poe: Da kann man nichts machen
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So, komme gerade aus dem Kino und konnte jetzt endlich Deine Geschichte lesen. Seufzer!!!
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@Poe: Seufzer???
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Beseelter Seufzer!
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