13th (Originalversion)

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Die Netflix-Dokumentation ist nach dem 13. Verfassungszusatz benannt, der Sklaverei verbietet. Die Ausnahme zu diesem Verbot stellt die Bestrafung für ein Verbrechen dar.
In ’13th‘ wird das Gefängnissystem der USA beleuchtet und argumentiert, daß es durch Masseninhaftierungen sehr wohl noch Sklaverei in den Vereinigten Staaten gibt.
Die Filmaufnahmen entstanden im Geheimen und zu Wort kommen Menschenrechtler, Politiker, Historiker, Juristen und ehemalige Häftlinge…
 
 
 
 

Ich bin vor ein paar Wochen durch Zufall im Fernsehen über eine Dokumentation gestoßen, die sich mit dem amerikanischen Strafsystem befaßte und war schockiert.
Es wurde unter anderem über ein riesiges Gefängnis berichtet, daß zwei Mal im Jahr einen Tag der offenen Tür zelebriert, der fast Jahrmakrtartig anmutet und bei dem Gefangene, die sich gut benehmen für Vergünstigungen an Unterhaltungsnummern für die Zuschauer teilnehmen dürfen.
Da gibt es dann so lustige Dinge wie Poker-Rodeo, bei dem vier oder fünf Personen an einem Tisch sitzten, so tun als würden sie Karten spielen, dann wird ein Bulle losgelassen und wer am Ende nicht vom Bullen vom Stuhl geholt wurde und noch am Tisch sitzt, hat gewonnen.
Mich hat das an Gladiatorenkämpfe im alten Rom erinnert, verstört und mit der Frage zurückgelassen: Wer zum Henker schaut sich sowas an???? Freiwillig, gegen Eintritt? Was stimmt nicht mit uns Menschen? Und wieso machen Gefange bei so etwas mit?

Von dieser Dokumentation war es dann nicht mehr weit zu ’13th‘, der Netflix-Dokumentation, die schon einige Preise gewonnen hat und gerade unter anderem für einen BAFTA nominiert ist.
Für mich sehr schlüssig legen verschiedene Historiker dar, wie nach dem amerikanischen Bürgerkrieg die Wirtschaft nach der Sklavenbefreiung am Boden lag und was unternommen wurde, um das zu ändern und an billige Arbeitskräfte zu kommen.
Dazu wurde ein düsteres Bild des männlichen, schwarzen Amerikaners gezeichnet, der sich überwiegend kriminell durchs Leben schlug.
Dieses Bild setzte sich so fest, daß selbst schwarze Amerikaner daran glauben.

Durch Zahlen wird belegt, daß seit den 70iger Jahren die amerikanische Gefängnispopulation, die mittlerweile bei über 2 Millionen Insassen liegt, immer weiter ansteigt.
Dabei stellen 6,5 Prozent schwarze Amerikaner 40,2 Prozent der Gefängnisinsassen.
Diese Zahlen finde ich zutiefst erschreckend, genau wie den Fakt, daß circa 97 Prozent der Häftlinge auf ihr Recht auf einen Prozess verzichten, um eine Absprache mit der Staatsanwaltschaft zu treffen und einer weit höheren Strafe zu entgehen.
Außerdem erstreckt mich die ‚three strikes‘ Regel, die Bill Clinton eingeführt hat und die dafür sorgt, daß jeder, der zum dritten mal wegen irgendetwas verurteilt wird, lebenslang im Gefängnis sitzt.

All das klingt auf dem Papier jetzt vielleicht dröge, aber diese Zahlen werden anschaulich verpackt. Zu vielen verschiedenen Bereichen, die ich hier nur angerissen habe, werden Originalaufnahmen (Bild und Ton) aus unterschiedlichen Zeiten gezeigt und Historikern, Menschenrechtlern, Politikern und Betroffenen steuern ihre eigene Perspektive bei.
Dabei habe ich mich übrigens über die vielen Frauen, die zu Wort kommen gefreut und daß unter den Interviewten auch Bryan Stevenson war, dessen Buch ich 2015 gelesen habe.

Beim Anschauen habe ich so einiges über die USA erfahren, das ich vorher nicht wußte und einiges, wie zum Beispiel die Geschichte von Kalief Browder, hat mich sehr berührt.
Die Dokumentation hat mir außerdem einmal mehr bewußt gemacht, wie unterschiedlich die Mentalitäten in Deutschland und den USA bei allen Gemeinsamkeiten, die es natürlich gibt, teilweise sind (nur eine Feststellung, keine Wertung meinerseits).

Im letzten Teil der Doku hatte ich übrigens ziemlich viel Gänsehaut, denn dort werden O-Töne vom aktuellen amerikanischen Präsidenten Donald Trump über Filmaufnahmen aus dem Amerika des 20. Jahrhunderts gelegt, was die Aussagen des Herrn für mich noch schrecklicher machen, als sie sowieso schon sind.

Ich hoffe, daß sich sehr viele Menschen auf der Welt diesen Film anschauen und er so idealerweise ein wenig Einfluss auf unser Miteinander nehmen kann.
Denn wie sagt Bryan Stevenson am Ende (frei aus dem Englischen übersetzt):

‚Wenn Menschen zu mir sagen, daß sie nicht verstehen wie die Menschen die Diskriminierungen damals geschehen lassen konnten, dann antworte ich: wir leben auch noch in solchen Zeiten und wir lassen es auch geschehen und zwar jeden Tag!‘

Also, Ankucken und eine eigene Meinung bilden!!!

Die Doku bei Netflix Deutschland

Der englische Trailer

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