Der Arzt Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston) zieht in ein gerade neu gebautes und hypermodernes 40stöckige Hochhaus, weil er einen Neuanfang starten möchte und ist fasziniert von seinen neuen Nachbarn. Der Dokumentarfilmer Richard Wilder (Luke Evans) scheint ein wilder Freigeist zu sein, die alleinerziehende Mutter Charlotte Melville (Sienna Miller) zieht Laing magisch an und der Architekt des Hauses Anthony Royal (Jeremy Irons), der im Penthouse residiert, schwebt mit seiner arroganten Erhabenheit über allem.
Als in dem Gebäude, das alles was Menschen zum Leben brauchen enthält, immer wieder die Technik ausfällt, tritt eine Dysfunktionalität zu Tage, die sich schnell auf die Bewohner überträgt und sich gewaltsam Bahn bricht…
Ich kann nicht leugnen, daß dieser Film, genau wie die Romanvorlage (mein Leseeindruck findet sich hier) nur auf meinem Radar gelandet ist, weil Tom Hiddleston involviert ist. Ansonsten ist das nicht unbedingt das, was ich gerne lese oder anschaue, aber Horizonterweiterung ist ja eigentlich immer gut.
Das Buch beginnt mit einer ziemlich gewöhnungsbedürftigen Szene und geht dann zeitlich zum Einzug Dr. Laings zurück und ich war gespannt, wie der Film das aufgreifen würde.
Erstaunlicherweise ist man bei diesem Aufbau geblieben und der Zuschauer darf zuschauen, wie der ziemlich abgerissene und mittlerweile bärtige Arzt auf einem Balkon etwas über einem offenen Feuer grillt.
Das beweist zum einen den Mut der Beteiligten, die auch vor eventuell diskussionswürdigen Szenen nicht zurückschrecken und zeigt zum anderen, daß Mister Hiddleston auch im leicht derangierten Zustand durchaus einen gewissen visuellen Reiz bietet (mir zumindest, auch wenn ich kein Bartfan bin!).
Visuell ist bei diesem Film sowieso genau das richtige Stichwort, denn Dialoge werden meinem Empfinden nach nur sehr sparsam eingesetzt und man setzt ganz auf das Auge des Betrachters, das sich in der Inszenierung verlieren soll.
Der Stil der Siebzieger Jahre wird hier nicht discohaft schrill, sondern farblich sehr zurückgenommen umgesetzt und das Hochhaus an sich besticht durch viel Beton und Glas und wird nur im Dachgarten der Royals üppig-bunt.
Bei der Romanvorlage fiel es mir leichter der Handlung zu folgen, die einzelnen Szenen des Films wirkten dagegen auf mich aneinandergereit und je weniger ich die Handlungen von Dr. Laing nachvollziehen konnte, desto stärker empfand ich diese Aneinandereihung.
Hiddleston hat mir als junger Arzt und Verbindungsglied zwischen den armen (unten) und reichen (oben) Bewohnern des Hochhauses sehr gut gefallen. Gerade am Anfang, als er fast nur beobachtet und die Dynamik zwischen den Bewohnern in sich aufnimmt, wirkt er sehr glaubhaft. Später benimmt er sich dann genauso merkwürdig und nicht ganz nachvollziehbar wie der Rest der Hochhausbewohner.
Luke Evans als leicht irrer Dokumentarfilmer Wilder hat mir auch sehr gut gefallen, vor alleim, weil ich an ihm sehr gut den fortschreitenden Verfall des Hochhauses ablesen konnte. Allerdings war ich sehr dankbar, daß sich die Filmemacher hier nicht sklavisch an die Vorlage gehalten haben und Wilder nicht unten ohne durchs Haus rannte!.
Jeremy Irons spielt den reichen Stararchitekten herrlich aristokratisch blasiert und auch James Purefoy hat mir als schleimiger Oberschichtenbewohner gefallen.
Die Damen des Hauptcasts sind alle drei wunderbar passend ausgesucht, gingen mir aber auch alle Drei gehörig auf die Nerven!
Bei Sienna Miller und Elisabeth Moss ist das bei mir fast schon pathologisch, Keeley Hawes hat sich das als spinnerte Architektengattin redlich verdient.
Imponiert hat mir, daß die Filmemacher nicht vor Nacktheit, Sex und Gewalt zurückgeschreckt sind und dennoch für meine Begriffe den Spagat zwischen zu wenig für die Geschichte und zu viel für den Zuschauer geschafft haben (bis auf die Szene mit dem Menschenkopf vielleicht) und ich bin ganz sicher, daß die Schauspieler jede Menge Spaß beim Drehen hatten, konnten sie doch ungehemmt die sprichwörtliche Sau rauslassen.
Wer sich nicht als Fan der mitwirkenden Schauspieler versteht und/oder herkömmliche Erzählstrukturen braucht, um sich beim Filme schauen gut unterhalten zu fühlen, wird es vermutlich bereuen sich diesen Film, der mehr Fragen aufwirft als er beantwortet, angeschaut zu haben.
Für mich war es eine interessante Erfahrung, auch wenn ich immer noch nicht verstehe, wieso die Menschenn das Haus nicht einfach verlassen und „High-Rise“ sicher nicht zu meinen Lieblingsfilmen mutieren wird!
Der englische Trailer:
Der deutsche Trailer:
Na, da bin ich ja mal gespannt wie der sprichwörtliche Flitzebogen 😉
Ganz klar, ohne Beteiligung von TH (TheHiddles) wäre das kein Film, den ich dringend im Kino sehen müsste. Aber was tut man nicht alles, wenn einen die Neugier treibt 😎
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@CraMERRY: Ich muss ja sagen, daß ich Tom für seinen Mut bewundere, diese Rolle hätte nicht jeder angenommen, aus Angst, daß der Ruf (oder die empfindsamen Fans) Schaden nehmen…
Auf jeden Fall ne Sonnenbrille einpacken, beim nackten Mr. Hiddleston droht sonst Schneeblindheit ;))))
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Manchmal muss man einfach gaaaanz tapfer sein und sich den nackten Tatsachen furchtlos stellen 😁😎
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@CraMERRY: Das ist natürlich auch wieder wahr! Und zum Glück gibt es ja die Weltom-Broschüre, die dämpft das Alpinaweiß etwas
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Pingback: Hochhaus von J.G. Ballard | Unkraut vergeht nicht….oder doch?
I am not sure I can watch anything where Tom Hiddleston kills a dog and roasts it!
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@linnetmoss: You only get to see the roasting not the killing but I totally understand that.
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Bei uns wird HR leider nicht in der OV angeboten 😦 ob ich mir das auf Deutsch ansehen will weiß ich noch nicht…… ich mag seine originalstimme ja wirklich gerne 🙂 vielleicht warte ich doch besser auf die DVD..
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@Suzy: Das ist doof! Wegen der OV war ich so schnell im Kino, ich gehe nämlich ehrlich gesagt nicht davon aus, daß die so lange laufen wird und ich mag Hiddles auch wesentlich lieber im Original. Wobei in diesem Film jetzt eh nicht sooo viel gesprochen wird 🙂
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