Aus dem Leben einer Tante #6

Nachdem es in gleich mehreren meiner Lieblingsserien diese Woche um das Thema Kinder ging und ich festgestellt habe, daß ich hier schon lange nichts mehr aus dem Leben einer Tante erzählt habe, dachte ich, ich hole das heute mal nach.

Bei meinem Neffen steht heute die Entscheidung an, ob er sich konfirmieren läßt oder nicht. Dazu besucht er heute mit seiner Mutter eine Infoveranstaltung bei unserer Pfarrerin und ich bin gespannt wie Bolle, wie er sich entscheidet.
In meiner Familie ist eine Konfirmation zwar Tradition, aber entscheiden, darf das jedes Kind letztendlich selber. Meine Schwester und ich haben uns beide dafür entschieden, aber beim Bekanntenkreis meiner Eltern wäre alles andere auch ziemlich dämlich gewesen rolleye113wb
Nach meiner Meinung gefragt, habe ich Neffe am Wochenende eine ehrliche Antwort gegeben und zwar:
„Nervenschonender für alle wäre es, wenn Du es läßt!“ zwinker
Das hat mir zwar von ihm und seiner Oma böse Blicke eingebracht, aber was wahr ist, darf man auch sagen!
Denn vermutlich wird es keine drei Monate dauern, bis er keinen Bock mehr darauf hat, regelmäßig in die Kirche zu gehen und dann ist das Geschrei groß icon_rolleyes

Was die Schule angeht läuft es bei ihm gerade relativ problemlos und seine Mutter hegt schon die Hoffnung, daß er nun ein vernünftiger Schüler geworden ist, und sie nicht alle sechs Wochen bei seinem Klassenlehrer antanzen muss.
Einen Kommentar zu dieser Hoffnung hat sich die Tante (moi) verkniffen, man will ja schließlich nicht dauernd böse Blicke ernten icon_mrgreen auch wenn er bis jetzt eigentlich nur beim Zocken und beim Arbeiten am eigenen Sitzplatz in der Notaufnahme mit Zielstrebigkeit aufwartet.

Apropos Notaufnahme: die wurde erst gestern wieder beehrt, nachdem Neffe beim Spielen mit einem Freund eine mit Leitungswasser gefüllte Plastikflasche an den Kopf bekommen hatte. Wieso man sich gegenseitig Plastikflaschen hinterherschmeißt, konnte mir keiner wirklich plausibel erklären, aber ich bin ja auch schon alt, ich muss das nicht verstehen!
Zuerst nahm er das Ganze relativ cool hin…..bis er das Blut sah. Dann ließ er sich doch relativ problemlos ins Auto verfrachten.
Knapp drei Stunden später, tauchte er mit drei Stichen und einem dicken Verband um den Kopf wieder auf und verkündete mit Grabesstimme: „Gute Nach Godie, ich geh jetzt sterben…“ was mir ein Lob seiner Mutter einbrachte, weil ich mit meinem Lachanfall gewartet habe, bis er verschwunden war yau

Nichte wird in den nächsten Tagen elf Jahre alt und geht seit dem letzten Herbst aufs Gymnasium, was sich leider schwieriger gestaltet als wir alle gehofft hatten.
Auf der Grundschule mußte sich die junge Dame nie größer anstrengen (DAS waren noch Zeiten, als wegen eines Flüchtigkeitsfehlers geweint wurde!) und war auch noch nicht durch die unwillkürliche Zufuhr von Hormonen gehandicapt irre
Nun muss man was tun, wenn man mitkommen will und irgendwie ist das – ich zitiere: „voll scheiße!!!“ beleidigt

Da sie gerade in Englisch stinkfaul schwach ist, kam ihre Mutter auf die glorreiche Idee, daß Tante (moi) ja mal mit ihr reden könnte.
„Und was soll ich bitte zu ihr sagen???“
„Na, daß man eben Vokabeln lernen muss, wenn man gut in Englisch sein will!“
„Öhm, ich glaub, daß weiß sie selber!“
„Na, dann erzähl ihr halt, daß Englisch Spaß macht, wenn man Vokabeln lernt, weil man es dann besser versteht!“
„Und woher sollte ich das bitte wissen? Ich dürfte in meiner Schulzeit so ziemlich jeden Vokabeltest verhauen haben, den wir jemals geschrieben haben, weil ich zu faul zum Lernen war…“
„HA! Also hat sie das von Dir!!!“
„Und nu? Soll ich ihr ne Entschuldigung schreiben ‚Sehr geehrte Frau X, meine Nichte kann leider keine besseren Noten in Englisch schreiben, weil sie von mir das Zu-faul-zum-Vokabel-lernen-Gen geerbt hat!‘ oder was?“
In diesem Moment kam Neffe um die Ecke und beschwerte sich brüllend: „Wieso kriegt DIE so ne Entschuldigung und ich NICHT?!?!?!?!?!?!?!“
Leider konnte ihm niemand eine Antwort geben, weil seine Mutter und ich vor Lachen erstmal keine Luft mehr kriegten und er türenknallend abgezogen war, als wir uns halbwegs beruhigt hatten.

Tjaja, das Leben ist schon ungerecht zu den armen Teenies im Mehrgenerationenhaus Herba!

Eine Entschuldigung haben übrigens weder Nichte noch Neffe bekommen, dafür geht Nichte nun zwei mal die Woche zur Nachhilfe.
Das darf aber keiner außer ihrer Mutter wissen, weil sie sonst alle für doof halten. Daher lautet die offizielle Bezeichnung für diese Termine ‚Spielstunde für Sam den Familienhund‘. Der darf nämlich mit dem Hund der Nachhilfedame spielen, so lange Nichte keine Nachhilfe bekommt sonnenbrille

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16 Antworten zu Aus dem Leben einer Tante #6

  1. Servetus schreibt:

    My suspicion is that you’ll need to take her to England to look at the handsome British men before she will exert herself in English. Or New York City.

    Confirmation: don’t get me started. My sister-in-law asked me last week „do you understand all that stuff about ‚in with and under‘ and if so, can you explain it to Niece?“ I admitted that I understood it but suggested that I wasn’t probably the ideal person to explain it to her …

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  2. Guylty schreibt:

    Hehe, freu dich mal einfach nur, dass du als Tante ggf. die Tür selber auch zuknallen kannst :-D. Dat Janze wird ja leider mit zunehmendem Alter der Delinquenten nicht einfacher… Bis dann irgendwann der Groschen von alleine fällt, dass man selber in der Hand hat, wie gut und leicht die Schule laufen kann.
    Englischnachhilfe – nee, im Interesse des guten Tante-Nichte-Verhältnisses vielleicht lieber doch nicht :-D.
    Oh, und ich musste laut lachen über deinen trockenen Kommentar „… aber beim Bekanntenkreis meiner Eltern wäre alles andere auch ziemlich dämlich gewesen“. Treffend, ohne es direkt in Worte zu fassen. Wie der Lateiner so schön sagt: Pecunia non olet.

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  3. Die Poe schreibt:

    Muhahahaaa!!!
    Ich hatte das „Glück“ eine strenge Englischlehrerin in der 5. und 6. Klasse zu haben (wir mussten die Vokabeln samt Lautschrift ins Vokabelheft schreiben), was dabei geholfen hat, dass der Grundwortschatz stand und spätere Faulheit beim Vokabellernen war dann nicht mehr ganz so schlimm.
    Im Gegensatz zu den Französischvokabeln ab Klasse 7…mon dieu…

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  4. Esther schreibt:

    Ha! Lustig! Und die Diskussionen, die ich hier lese erinnern mich an Diskussionen mit meinen eigenen Kinderen (obwohl wir noch nie über Konfirmation oder sowas gesprochen haben, ist bei uns kein Thema). Oh und es ist viel einfacher eine Sprache zu lernen wenn man in einem Land lebt, wo die Sprache gesprochen wird… vielleicht die Nichte Mal nach England schicken? 😉

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  5. Herba schreibt:

    @Serv: I tried to introduce her to some nice british men by showing her some bedtime stories but no luck so far. They might be all a bit too old for a eleven year old girl 🙂

    *lol* my nephew will indeed do it but the good news is that he has to go to church only every second sunday, so at least we won’t have dramatime every weekend 😉

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  6. Herba schreibt:

    @Guylty: Ich bevorzuge das Understatement einer leise geschlossenen Tür, auch wenn die Kids noch zu jung sind, um diese Geste in voller Umfänglichkeit zu kapieren 😉 Wir warten alle sehnsüchtig auf das Fallen des Groschens, das kann ich Dir sagen *seufz*

    Zum Glück stand es nie wirklich zur Debatte, daß ich ihr Nachhilfe gebe. Ich stehe weiterhin zur Hausaufgabenhilfe zur Verfügung, aber als Nachhilfetante ist die Bekannte meienr Schwester, die mit einem Amerikaner verheiratet ist und ihre dreijährige Tochter zweisprachig erzieht, viiiiiiiiel besser geeignet. Und wer weiß, vielleicht hilft der spielerische Umgang mit der Sprache (in der letzten Stunde waren sie zusammen einkaufen und haben zusammen Kuchen gebacken), um ihr zu zeigen, daß das Ganze durchaus auch Spaß machen kann…

    :mrgreen: hihi, ja, ich wollte nicht zu deutlich werden, aber es war definitiv lukrativ! Für dieses Ergebnis hätte ich ziemlich viele Ferienjobs annehmen müssen 😎

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  7. Herba schreibt:

    @Poe: Streng ist die Dame auch und sie verlangt echt viel. Das wird Nichte später auch zugute kommen….wenn sie sich durchbeißt. Allerdings sieht es momentan eher schlecht aus und das wird dann auch wieder ein Drama geben, weil sie eigentlich unbedingt in der jetztigen Klasse bleiben will. Nur daß sie dafür mal langsam die Arschbacken zusammenkneifen was tun muss, hat sie irgendwie noch nicht kapiert *seufz*

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  8. Herba schreibt:

    @Esther: Ich glaube jeder der Kinder hat, hat diese oder ähnliche Diskussionen irgendwann mal geführt (Wenn nicht bitte DRINGEND bei mir melden!!! Ich wüßte gern, wie man das vermeidet 😉 )
    Ich glaube für einen Englandaufenthalt ganz allein ist sie noch nicht ‚reif‘ genug. Und ich fühle mich ehrlich gesagt nervlich nicht gefestigt genug, um mit den Kids mal für ein WE allein nach London zu fahren 😉 Das probieren wir mal aus, wenn sie noch zwei, drei Jahre älter sind :mrgreen:

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  9. Esther schreibt:

    Ja, gute Idee! Wir haben es auch erst kürzlich zum ersten Mal gemacht (Kinder sind jetzt 12 und fast 15)… 🙂

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  10. nettebuecherkiste schreibt:

    😀 Glücklicherweise hat sich mein Neffe auf dem Gymnasium wie schon meine Schwester und ich als Englisch-Nerd herausgestellt… und glücklicherweise ist er mittlerweile 22 🙂

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  11. suzy schreibt:

    Oh je! Teenager in der Pubertät 🙂 Und es fängt bei Euch gerade erst an,viel Spaß! Nicht dass ich damit durch wäre…..

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  12. Die Poe schreibt:

    Das wär dann echt schade

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  13. Herba schreibt:

    @Nette: Das ist natürlich doppelt gut 🙂

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  14. Herba schreibt:

    @Suzy: Danke! Wie sagt meine Mutter immer: Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen. 😀

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  15. Herba schreibt:

    @Poe: Ja, definitiv!

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  16. fleischfee schreibt:

    Witzig, meine älteste Nichte ist nur 5 Jahre jünger als ich. Ich habe sie als sie 12/13 Jahre alt war in diverse Bars und Clubs mitgeschleppt. Sie bekam immer schön ihre Alkoholfreien Drinks. Als Sie 15 J. war habe ich sie auf der Kieler Woche mit Freunden und einer Flasche Sekt erwischt. Da hab ich Ihr vor Ihren Freunden eine Standpauke gehalten und habe Ihr dann einen Bacardi Cola ausgegeben. Ich habe es gemacht um ihr zu zeigen, dass sie in Begleitung eines Erwachsenen etwas trinken darf, aber nicht allein. Ich war wohl nicht wirklich ein Musterbeispiel einer Tante. Ups. 😀

    3 Meiner Nichten sind mittlerweile selbst Mütter, nur die jüngsten beiden (22 J. und 3 J.) noch nicht.

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