Spotlight (Originalversion)

Die Tageszeitung ‚The Boston Globe‘ unterhält ein Team von Journalisten, das für investigative Artikel monatelang recherchiert, sich aus dem Tagesgeschehen heraushält und Spotlight genannt wird.
Als die Zeitung mit Marty Baron (Liev Schreiber) einen neuen Herausgeber bekommt, beauftragt dieser das Spotlight-Team Anschuldigungen zu untersuchen, daß der Erzbischof von Boston von Kindesmissbrauch seiner untergebenen Priester wußte und nichts dagegen unternommen hat.
Je mehr das Team recherchiert, desto schlimmer wird das Bild, das sich ihm bietet…

Der Film, der sich mit einer wahren Begebenheit beschäftigt hat mich aus zwei Gründen interessiert.
Erstens, weil ich den Cast großartig finde und zweitens, weil mich das Thema ‚Vertuschung von Missbrauch in der katholischen Kirche‘ interessiert.
Zuerst mal ein paar Worte zum Cast: Meiner Meinung nach haben die Verantwortlichen hier einen sehr guten Job gemacht und eine homogene Schauspieltruppe zusammengestellt, die auf eine leise Art als Ensemble glänzt.
Daher kann und will ich auch niemanden hervorheben; Michael Keaton, Rachel McAdams, Mark Ruffalo, Stanley Tucci (um nur ein paar Namen zu nennen) – alle großartig.
Was die katholische Kirche und die Vertuschung von Skandalen im allgemeinen und von Missbrauchsfällen im Besonderen angeht, kann ich nur sagen, daß mich das wirklich anwidert!
Nicht so sehr, weil es um eine christliche Institution geht, bei der man das Gefühl hat, das sie Wasser predigt und Wein säuft, sondern weil eine mächtige Institution ihre Macht und das Wohlwollen ihrer Anhänger ausnutzt, um Straftaten zu vertuschen, dabei über Leichen geht und nach außen hin von Einzelfällen schwadroniert. Scheinheiliger geht es kaum noch!!!
Vielleicht finde ich daher Filme wie dieser auch so wichtig. Solche Machenschaften gehören an die Öffentlichkeit, damit die Verantwortlichen wenigstens ab und an mal gezwungen sind Verantwortung zu übernehmen!
Spotlight‚ ist kein lauter Film, kein spannender Film, den man atemlos verfolgt, kein kurzer Film, kein Film wo in jeder Szene ein Feierwerk an Handlung abgebrannt wird.
Und dennoch habe ich mich in den zwei Stunden, die der Film dauert, zu keiner Zeit gelangweilt und gehöre zu den Zuschauern, die diesen Film gut finden und den Oscar für den besten Film als verdient verbuchen (allerdings kenne ich die Mitnominierten nur dem Namen nach und kann nicht beurteilen, inwieweit ein anderer es noch mehr verdient hätte).
Im Nachhinein hat mich, glaube ich, am meisten die leise Eindringlichkeit beeindruckt, mit der die Geschichte erzählt wird und die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Und die Erkenntnis von Walter „Robby“ Robinson alias Michael Keaton, daß ‚wir alle weggesehen haben‘.
Auf eine Empfehlung verzichte ich bei diesem Film, auch wenn ich ihn absolut sehenswert finde, denn diese Art des Films ist sicher nicht jedermanns Sache.

Der englische Trailer (den ich übrigens zu reißerisch für diesen stillen Film finde)

Der deutsche Trailer

Dieser Beitrag wurde unter Filme und Serien, Spielfilm abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

17 Antworten zu Spotlight (Originalversion)

  1. Elanor schreibt:

    Das ist ein sehr aufwühlendes Thema. Eine große Schande für die Katholische Kirche, die gründlich aufgearbeitet werden muss, viel gründlicher noch als das jetzt ansatzweise passiert. Es gibt noch genug lebende Täter, die zur Verantwortung gezogen werden müssen und genug Menschen, die diesen Missbrauch erlitten haben und die Wiedergutmachung (soweit das möglich ist) verdienen.
    Die Frage, die mich aber auch beschäftigt, ist die: Wie können solche Untaten in Zukunft verhindert werden?

    Gefällt 1 Person

  2. suzy schreibt:

    Der steht auch noch auf meiner to watch liste, aber wahrscheinlich finde ich niemanden der mit kommt 😦 na ja spätestens auf der Leihliste! Ich finde das Thema spannend. Unglaublich was früher alles passiert ist und was ich einfach nicht kapiere, dass niemand den Kindern geglaubt und/oder geholfen hat! Denn sie haben sich bestimmt jemandem anvertraut der aber NICHTS unternommen hat. Solche Geschichten gibt es bestimmt heute auch noch, aber heute ist die Wahrscheinlichkeit dass die Kinder jemanden finden der ihnen zuhört viel größer!
    Aer das ist das Schlimme an uns (ganz allgemein) wir überlegen immer so lange ob wir gegen etwas eintreten können was so offensichtlich falsch ist und leider entscheiden sich so viele den Mund zu halten weil es bequemer ist….

    Like

  3. Elanor schreibt:

    @ Suzy: Ich glaube, ich werde abwarten und diesen Film in aller Ruhe zu Hause ansehen. Das ist kein Thema, das ich mir unbedingt im Kino ansehen muss. Aber man braucht nach so einem Film ganz sicher jemandem, mit dem man darüber sprechen kann. Das schaut man sich nicht zum Vergnügen an …

    Like

  4. Herba schreibt:

    @Elanor: Da stimme ich Dir zu!
    Verhindern wird man solche Taten wohl nie können, aber ich denke große Organisationen wie die katholische Kirche können mit ihrem Handling dafür sorgen, daß keine Duldungskultur entsteht. Jeder muss wissen, daß Mißbrauch Konsequenzen hat, rechtliche und arbeitgeberseitig!
    Stattdessen vertuscht die Kirche, versetzt den betreffenden Priester und läßt die Opfer im Regen stehen. Aber fast noch schlimmer finde ich, wie im Fall von Boston, die Gläubigen, die aktiv und passiv mithelfen zu vertuschen!!!

    Gefällt 1 Person

  5. Herba schreibt:

    @Suzy: ich glaube nicht, daß das ein reines Problem von früher ist. Menschen, die Kinder missbrauchen hören nicht einfach damit auf und schon gar nicht, wenn sie unbehelligt bleiben.
    Im Fall von Boston gab es durchaus Menschen, die versucht haben zu helfen. Leider sind die gegen eine Wand gelaufen, weil die Kirche (und die Gesellschaft von Boston) einfach zu mächtig waren.
    Im Film kommt auch zur Sprache, wie schrecklich gerade Missbrauch ist, der von Priestern begangen wird, weil man den Opfern damit nicht nur ihre Psyche sondern auch ihren Glauben zerstört.

    Like

  6. Herba schreibt:

    @Elanor: Ich hatte fast 24 Stunden erstmal gar kein Bedürfnis darüber zu sprechen und mußte das Gesehene erstmal veratmen, aber danach folgte dann doch der Drang meine Gedanken dazu irgendwie zu teilen.
    Im Kino war es übrigens mucksmäuschenstill und selbst als dann der Abspann lief, gingen die Zuschauer ganz still und ohne viel zu sagen nach draußen

    Like

  7. linnetmoss schreibt:

    I haven’t had a chance to see this, but it looks amazing. What a cast, and what a story.

    Like

  8. Esther schreibt:

    Ich habe den Film letzt auch gesehen und es hat mir sehr gut gefallen! Wie Du so schön sagst, die „leise Eindringlichkeit“ hat mich sehr beeindruckt und auch diese Erkenntnis, dass wir alle weg gesehen haben… Ja, ein sehr guter FIlm!

    Like

  9. Herba schreibt:

    @Esther: Schrecklich, oder? Wie alle die Augen verschlossen haben, weil nicht sein kann, was nicht sein darf 😦

    Gefällt 1 Person

  10. Esther schreibt:

    Ja! Ich glaube auch, dass das aber öfter passiert. Man will das unfassbare einfach nicht glauben…

    Gefällt 1 Person

  11. Servetus schreibt:

    The day after this film won the Oscar, another huge abuse case broke (diocese of Altoona – Johnstown, Pennsylvania) and the National Catholic Observer posted an editorial saying how important this film was as a means of raising awareness and yes, shaming the Church. I believe that certainly the lower tiers of the Church really want to change things. I am skeptical about the curial level. Their attitude to almost any change seems to be „we will wait it out.“

    Like

  12. Herba schreibt:

    @Serv: Wow, this didn’t even made it to German news or at least I think so, because I never heard of it.
    But I am really, really glad Spotlight has such a great impact on things and I hope catholics will be able to figure such things out.
    Like you I doubt that the curia is ready to face these scandals in a proper manner. They will continue to try and burry what they can…..in the end the Vatican archives are large and quite 😦

    Like

  13. Servetus schreibt:

    http://www.pennlive.com/news/2016/03/altoona_diocese_catholic_clerg.html

    People are reeling. The diocese had 115 THOUSAND documents stored relating to incidents that stretched into the 1990s. Suicide clusters in a particular parish suddenly make sense … the new bishop is doing a good job of shedding light on what happened and changing procedure for dealing with the problem, but it doesn’t change the general picture.

    Like

  14. Herba schreibt:

    @Serv: Thanks for the link!!! I am happy to hear that the new bishop tries to change things. Hopefully it isn’t only an attempt to calm down people!!!

    Gefällt 1 Person

  15. Pingback: Beasts of no nation (Originalversion) | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

  16. Pingback: Die Verlegerin (Originalversion) | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

  17. Pingback: Heute vor… | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

Ich freu mich über Kommentare! Indem Du die Kommentarfunktion hier nutzt, erklärst Du Dich mit der Verarbeitung Deiner angegebenen Daten durch Automatic Inc. sowie den Dienst Gravatar einverstanden.

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..