Just Mercy von Bryan Stevenson

Bryan Stevenson wuchs im Süden der USA auf und studiert Jura. Als junger Anwalt beginnt er für die gemeinnützige Organisation ‚Southern Center for Human Rights‚ in Atlanta zu arbeiten und Todeszellen-Kandidaten zu verteidigen.
Außerdem setzt er sich für Kinder in Erwachsenengefängnissen und für Verurteilte, deren Strafen unverhältnismäßig hoch sind, ein.
Seine Erfahrungen zu diesen Themen hat er in ‚Just Mercy‚ zusammengefaßt…

Ich finde es spannend mich auch mal mit Justizsystemen anderer Länder zu beschäftigen.
Allerdings versuche ich dabei eine wirkliche Beurteilung zu vermeiden, weil ich natürlich nie so tief einsteige, um es wirklich beurteilen zu können.
Das amerikanische System ist mir nach dem (eigenen) deutschen System vor allem durch Filme scheinbar am vertrautesten, allerdings gibt es viele Aspekte dieses Systems, die für mich sehr gewöhnungsbedürftig sind.
Gewählte Sheriffs und die Todesstrafe sind da nur Beispiele, die mir als erstes in den Sinn kommen, wenn ich an die amerikanische Justiz denke.
Aber genau diese beiden Beispiele tauchen immer wieder im Zusammenhang mit Fehlurteilen und Ungerechtigkeit auf, zum Beispiel in der Dokumentation ‚West of Memphis‚, die mich schwer beschäftigt hat.

Als ich zur deutschen Erstveröffentlichung über ‚Just Mercy‘ gestolpert bin, war ich sofort interessiert und habe mir die englische Originalausgabe besorgt.
Ich hatte ein interessantes Buch von einem Menschenrechtler und Jurist erwartet, der in seiner Laufbahn einiges erlebt hat.
Nicht erwartet hatte ich wie tief mir dieses Buch unter die Haut geht.
In klarer, gut verständlicher Sprache schildert Stevenson den Fall seines Klienten Walter McMillian, der in den Achtziger Jahren trotz Alibi für einen Mord zum Tode verurteilt wurde.
McMillians Fall zieht sich als roter Faden durch das Buch, allerdings werden noch viel mehr Schicksale geschildert, die alle eines gemeinsam haben: sie haben mich schockiert, bewegt und die Frage aufgeworfen:
Wie kann sich ein Land, das sich selbst für das fortschrittlichste Land der Welt hält, solche Ungerechtigkeiten leisten?
Vor Bryan Stevenson habe ich beim Lesen einen tiefen Respekt entwickelt. Sich so stark zu engagieren, gegen Windmühlen anzukämpfen, trotz schlechter Bezahlung und Morddrohungen, das ist wirklich aller Ehren wert!!!
Leider wird vermutlich niemand dieses Buch zur Hand nehmen, der nicht sowieso schon Vorbehalte gegen die Todesstrafe hat, aber ich würde mir wünschen, daß es vielleicht doch den ein oder anderen an massgeblicher Stelle zum Nachdenken bringt und kann das Lesen wirklich empfehlen!!!

Die Homepage von Bryan Stevenson
Bryan Stevenson bei der ‚Equal Justice Initiative‘
Bryan Stevenson bei Piper (dort ist die deutsche Ausgabe von ‚Just Mercy‘ erschienen)

Bryan Stevenson – ‚We need to talk about an injustice‘

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7 Antworten zu Just Mercy von Bryan Stevenson

  1. nettebuecherkiste schreibt:

    Darüber hab ich was in der „Zeit“ gelesen, echt schockierend.

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  2. Herba schreibt:

    @Nette: Ja, schockierend und einfach unglaublich traurig!

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  3. Servetus schreibt:

    I think it’s always hard to explain the contradictions in the heart of any people (and add to this that the death penalty is executed differently in each state, so it’s hard to generalize). I think the „average American“ (by which, I mean the average one who participates in the electorate) thinks that if you are innocent, you wouldn’t be on death row (evidence to the contrary notwithstanding) and that the cops generally honest. So most such people think, „that can’t happen to me.“ We also lack the experience of the widespread generally perceived injustice in the police and judiciary that Germans had during the war years, that was such a motivation to end the death penalty. In general, we tolerate much more visible and legal violence in our society than Germans do.

    it will be interesting to see whether the current wave of social media exposure of police brutality in the US will change the American middle class consensus that the police are good guys.

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  4. Herba schreibt:

    Thanks for your comment Serv!
    I think it is normal to assume that trails are fair and the professional people involved are honest. But I would hope for a widespread discussion and the will to change things among the ‚average Americans‘ after a lot of people had been wrongfully convicted.
    It really seems to be a cultural thing build on historical experiences of a nation.
    Do you think the social media exposure will be able to change things?
    I hoped so for Obamas attempt to restrict the possession of guns after all the amok shooters but it seems the time wasn’t right yet :/

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  5. Servetus schreibt:

    I really hope so. There seems to be a mood at the moment around the racism problem — that is certainly assisted by social media. It seems to build solidarity across wider spaces. But then again, half of American seems to be fighting over the color of Starbucks‘ latest Christmas cup. So who knows. I did think after we failed to legislate after Sandy Hood that we might not ever do so, or at least not in my lifetime.

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