Jenny Malcolm hält ihr Leben für nahezu perfekt.
Sie ist mit einem erfolgreichen Chirurg verheiratet, arbeitet selbst erfolgreich als Ärztin, lebt in einem schönen Haus und ihre beiden siebzehnjährigen Zwillingssöhne und die fünfzehnjährige Tochter könnten wohlgeratener nicht sein.
Doch eines Tages verschwindet Tochter Naomi einfach spurlos und Jenny muss feststellen, daß wenig so ist wie sie dachte…
‚Am Anfang war die Schuld‚, das Romandebüt von Jane Shemilt, hat es mir nicht einfach gemacht, weder beim Lesen noch jetzt beim darüber schreiben.
Die Autorin hat einen gut lesbaren Schreibstil und scheint zu wissen, wovon sie schreibt, wenn sie über ärztliche Behandlungen und Familie schreibt. Allerdings wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Jenny erzählt und diese Erzählart mag ich generell nicht so gern, was immer dazu führt, daß ich mich schwer tue einen gewissen Lesefluss zu entwickeln.
Shemilt erzählt in zwei Zeitebenen, einmal kurz vor und nach Naomis Verschwinden und einmal gut 13 bis 14 Monate später.
Dabei wird natürlich einigen Wert auf die Suche nach dem Mädchen und den genauen Umständen ihres Verschwindens gelegt, aber das meiste Augenmerk liegt auf Jenny, ihren Gefühlen, dem Umgang mit dem Verlust ihrer Tochter und dem was sie über ihre Familie herausfindet.
Das fand ich sehr spannend und gut beschrieben, was das Buch definitiv lesenswert macht.
Andererseits fehlten mir die sympathischen Protagonisten, denn ich konnte weder für Jenny, noch für Naomi oder für den Ehemann und die Zwillingssöhne große Sympathie entwickeln.
Jeder scheint nur um sich selbst zu kreisen und andere Mitglieder der Familie für irgendetwas das schiefläuft verantwortlich zu machen, ohne den oder die Anderen mal konfrontieren zu können oder zu wollen.
Das ist durchaus menschlich, trug aber nicht gerade dazu bei, eine der Figuren wirklich mögen zu können.
Die Auflösung der Geschichte hat mir dann wieder sehr gut gefallen.
Alles in allem bleibe ich ein bißchen zwiegespalten zurück.
Leser, die ein gut geschriebenes Familiendrama zur Hand nehmen möchten, dürften bei diesem Roman aber prinzipiell richtig liegen.