Selma (Originalversion)

USA, 1965:
Obwohl das Wahlrecht für Schwarze mittlerweile gesetzlich zugesichert ist, sieht die Realität gerade im Süden der USA anders aus.
Weiße Beamte verweigern schwarzen Bürgern gezielt die Registrierung zur Wahl und schließen sie somit aus.
Als bei einer friedlichen Demonstration in Selma (Alabama) ein junger, schwarzer Demonstrant erschossen wird, formiert sich eine breite Protestbewegung.
Dieser schließt sich auch Menschenrechtler Martin Luther King (David Oyelowo) an, der versucht seinen Einfluss auf den amerikanischen Präsidenten Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson), doch die Gewalt eskaliert…

In ‚Selma‚ ist ein alter Bekannter für Liebhaber von britischen Fernsehserien in der Hauptrolle zu sehen, aber das allein hat mich nicht ins Kino getrieben, sondern das Gefühl, daß dieser Film wegen seines Themas ein Muss für mich ist.
Dass ich mich für die Originalversion entschieden habe, war in diesem Fall eher ein Zufall, brachte mir aber die interessante Sichtweise von zwei älteren amerikanischen Ehepaaren ein, die im Kino vor mir saßen und sich vor Filmbeginn über ihre Erinnerungen an die Ereignisse austauschten.

Den Anfang des Films empfand ich als etwas ‚hektisch‘, weil die Szenerie zwischen King in Oslo bei der Nobelpreisverleihung, einer Kirche, die einem Bombenattentat zum Opfer fällt und einer schwarzen Dame, die sich für die Wahl registrieren möchte, hin und her springt.
Dieses Gefühl gab sich aber recht schnell und ich begann in der Erzählung zu versinken.

‚Selma‘ ist keine Ein-Mann-Show, aber David Oyelowo hat mich mit seiner charismatischen Darstellung schwer beeindruckt!
Subtil und doch kraftvoll stellt er King als Lichtgestalt, die er war dar, aber eben auch als normalen Menschen, der zweifelt, Fehler macht und weit davon entfernt ist ein Heiliger zu sein.
Oyelowos Mienenspiel, das oft in Großaufnahmen eingefangen wird, ist wundervoll anschaulich, doch nie überzogen und vermochte mich mitzureißen und in einigen Szenen auch zu Tränen zu rühren.

Der Cast war ansonsten gespickt mit (mir) bekannten Gesichtern, die für meinen Geschmack für ihre jeweilige Rolle hervorragend ausgewählt wurden.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine größere Rolle handelt, wie die von Carmen Ejogo als Coretta Scott King oder um eine kleine wie die von Henry G. Sanders als Cager Lee, dessen Enkelsohn Jimmie Lee Jackson von der Polizei bei einer friedlichen Demonstration erschossen wurde.

Ebenso beeindruckend wie die schauspielerischen Leistungen fand ich die Kraft der Bilder, die eindrucksvolle historische Begebenheiten noch eindrucksvoller wirken ließen.
Wenn zum Beispiel die friedlichen Demonstranten über die Edmund Pettus Bridge kommen und sich Auge in Auge mit zum Teil berittenen und schwer bewaffneten Polizisten wiederfinden, braucht es keine dramatische Musik, keine großen Worte, nein, allein dieses Szenenbild reichte, um mir Gänsehaut zu verursachen.

Sehr angenehm (und wichtig) fand ich auch, daß zum einen die christlichen Motive der Aktivisten sehr unaufdringlich dargestellt wurde und zum anderen, daß nicht verschwiegen wurde, daß es innerhalb der Bewegung unterschiedliche Strömungen/Meinungen gab, die durchaus zeitweise kollidierten.
Und trotzdem schaffte man es gemeinsam für eine Sache zu kämpfen, an die man glaube.

Die gezeigte Gewalt wird schonungslos, aber ohne Effekthascherei dargestellt.
Und auch die Schmutzkampagne, die wohl vom FBI gegen King inszeniert wurde, um seine Ehe zu untergraben, wird am Rande thematisiert.
Der Film soll übrigens zu großen Teilen historisch korrekt sein, Kritik habe ich nur an der Darstellung der Beziehung zwischen King und dem Präsidenten gelesen, die wohl zu negativ dargestellt wurde. Allgemein kann ich persönlich wenig zu dem Thema sagen, weil ich einfach zu wenig darüber weiß.

Insgesamt halte ich ‚Selma‘ für einen sehenswerten Film (auch für Jugendliche, allerdings wäre da bei vielen mittlerweile vorher ein Kino-Benimmkurs angebracht), der ein Stück Geschichte gut aufbereitet und angesichts des Weltgeschehens leider aktueller den je ist!

Der englische Trailer

Der deutsche Trailer

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9 Antworten zu Selma (Originalversion)

  1. Hariclea schreibt:

    danke sehr, ich werde mal zusehen dass ich ihn noch im Kino erwische bevor es weg ist

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  2. Servetus schreibt:

    I haven’t seen it yet but I agree, it will have been an important film to see. I’m trying to get over the fact that they cast a British actor as Martin Luther King, Jr.

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  3. franziska-t schreibt:

    Ich fand den Film auch richtig richtig gut. Ich hab ihn auf der Berlinale gesehen und David Oyelowo war da und hat sich artig für Standing Ovations und minutenlangen Applaus bedankt (https://www.facebook.com/606047119479811/photos/a.826652520752602.1073741831.606047119479811/828879287196592/?type=3&theater). Ich kann verstehen, warum alle geschimpft haben, dass der Film nicht mehr Oscarnominierungen bekommen hat. Oyelowo hätte definitiv eine Nominierung verdient gehabt.

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  4. Herba schreibt:

    @Hari: Er lohnt sich wirklich finde ich. Und nachdem ich gestern in den Nachrichten Originalbilder aus Selma gesehen habe, bin ich noch beeindruckter, wie gut die Macher des Films die Szenen nachempfunden haben, als Polizisten den Friedensmarsch auflösten.

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  5. Herba schreibt:

    @Serv: I would love to hear your thoughts about the movie!
    For my (admittedly untrained) ears Oyelowo sounded good as King 🙂

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  6. Herba schreibt:

    @Franziska: Ich fand es auch schade für Oyelowo, daß er bei den Oscars übergangen wurde!

    Gefällt 1 Person

  7. Servetus schreibt:

    I suppose it’s a bit like Tom Cruise playing Stauffenberg …

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  8. Herba schreibt:

    @Serv: Oh, yes, that was bad, but I have to admit that it wasn’t as bad as I feared when I heard they casted him for that role 🙂

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  9. Pingback: Detroit (Originalversion) | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

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