Doktor Johannes Faustus ist beim Volk als Schwarzkünstler berüchtigt und wird von der Kirche als Teufelsanbeter gejagt.
Als sein langjähriger Feind der Inquisitor Konrad von Asendorf ihn schließlich gefangennehmen kann und ihn in Wittenberg ins Gefängnis sperrt, glaubt Faustus, sein letztes Stündlein hätte geschlagen, doch sein Freund, der Priester Martinius, schickt seinen Schüler Christof Wagner, der Faustus befreit.
Fortan sind die beiden Männer auf der Flucht vor der Kirche und einem Geheimnis, das bis nach Rom in den Vatikan reicht auf der Spur…
Dass es für Goethes Faust eine historische Figur gibt, an die der deutsche Dichterfürst seinen Faust angelehnt hat, war mir gar nicht wirklich bewußt (wenn ich das in der Schule beim Durchkauen des Schmöker Klassikers schonmal zu hören bekommen habe, habe ich es verdrängt oder vergessen) und daher war es für mich nun spannend, was ein Fantasyautor aus meiner Zeit aus diesem Stoff machen würde.
Kai Meyer beschreibt in seiner Romantrilogie einen großen, dunkelhaarigen, dürren Mann mit schwarzen längeren Haaren, der viel jünger ist, als seine Zeitgenossen das von ihm annehmen.
In gut lesbarer aber für einen historischen Roman angemessener Sprache beschreibt der Autor einen Mann, von dem sich selbst sein Schüler und treuer Weggefährte Wagner nicht sicher ist, ob er wirkliche Macht besitzt oder einfach nur ein Scharlatan ist, der so tut als ob.
Faustus ist nicht unbedingt in jeder Situation ein Sympathieträger und vermittelt oft den Eindruck als würde er seine eigene Großmutter verkaufen, wenn ihm das von Nutzen wäre. Trotzdem mochte ich den geheimnisvollen Mann irgendwie.
Sein Schüler Wagner ist ihm treu ergeben, auch wenn er sich oft über ihn ärgert oder an ihm zweifelt. Wagner ist übrigens der Erzähler der Geschichte und mit recht viel Selbstvertrauen gesegnet, das nicht immer angebracht ist. Doch das liebenswerte Großmaul ist mir sofort ans Herz gewachsen.
Für die weibliche Note in der Geschichte sorgt eine stumme junge Frau, die von den beiden Männern den Namen Angelina bekommt und deren Geheimnis im Lauf des Sammelbandes gelöst werden soll.
Der erste Band (Der Engelspakt) spielt in Wittenberg, führt gekonnt die Hauptfiguren ein und macht neugierig darauf wie es weitergeht.
Der zweite Band (Der Traumvater) unterbricht leider die Rahmenhandlung um Angelina, spielt im Spreewald und beschäftigt sich mit einer Sagenfigur aus der Gegend, dem sogenannten Traumvater und der Krone des Schlangenkönigs. Diesen Erzählstrang fand ich nicht ganz sp spannend und daher erschien mir der zweite Band auch als der schwächste der Reihe.
Im dritten Band (Die Engelskrieger) geht es dann nach Rom und Faustus schlägt sich einmal mehr mit der katholischen Kirche und der Inquisition herum, was mir wieder besser gefallen hat.
Insgesamt fand ich es schade, dass die fanastische Note etwas kurz kam, denn ich hätte gerne mehr über Faustus wirkliche Fähigkeiten und seinen Hund Mephistopheles erfahren.
Und leider endet Band Drei auch sehr offen, sodas man als Leser den Eindruck gewinnt, daß die Reise des Fuastus noch weitergehen soll. Ich kann allerdings nicht sagen, ob Kai Meyer weitere Teile plant.
Insgesamt war Faustus für mich ein lesenswerter historischer Roman mit leicht phantastischem Einschlag auch wenn mir der Mittelteil und das Ende nicht ganz so gut gefallen haben.
Die einzelnen Bänder der Faustus-Trilogie:
Der Engelspakt
Der Traumvater
Die Engelskrieger
Die Homepage von Kai Meyer
Weitere Infos zu Faust (historisch, in der Literatur)