The Honourable Woman (Originalversion)

Nessa Stein (Maggie Gyllenhaal) muss als kleines Mädchen zusammen mit ihrem älteren Bruder Ephra (Andrew Buchan) mitansehen, wie ihr Vater (Aidan Stephenson) von einem palästinensischen Attentätter ermordet wird.
29 Jahre später leitet sie das Familienimperium, mit dem ihr Vater einst Israel mit Waffen versorgte.
Nessa produziert jedoch keine Waffen mehr, sondern möchte auf andere Weise in den Nahostkonflikt eingereifen: sie stiftet Universitäten und will das Westjordanland mit leistungsfähigem Internet ausstatten, um die Bildungschancen der Bevölkerung zu erhöhen und so die Wirtschaft fördern.
Kann dieses Vorhaben wirklich gelingen?

Wenn man so wie ich das Geschehen im englischen Fernsehen und drumherum mitverfolgt, mußte man einfach bemerken, dass in den letzten Wochen wahnsinnig viele Menschen über ‚The Honourable Woman‚ gesprochen haben.
Die politische Miniserie wird als ganz großes Fernsehevent gelobt und bis jetzt habe ich nur Gutes darüber gelesen.
Da ist es natürlich Ehrensache, dass der Achtteiler auf meiner Kuckliste landet, allerdings ist sie dort sowieso schon vor längerem gelandet und zwar wegen Andrew Buchan und Tobias Menzies, die ich wahnsinnig gerne sehe!

Ich schaue zur Zeit gerade solche Miniserien am liebsten so weit am Stück wie es geht, also war ich tapfer, habe alle Teile aufgenommen und bis nach dem Finale am letzten Freitag mit dem Anschauen gewartet, was sich für mich definitiv bewährt hat.
Die Serie ist nämlich definitiv nichts, was man einfach so nebenbei anschauen kann und ich weiß nicht, ob sich mir alles so genau erschlossen hätte, wenn ich immer eine Woche Pause zwischen den einzelnen Folgen hätte machen müssen.
Es mischen sehr viele Personen aktiv mit, es gibt Rückblenden, die 29 bzw. 8 Jahre zurückreichen und gerade in den ersten drei Folgen war ich öfter mal verwirrt und mußte mich erst einmal besinnen, wer nun zu wem gehört.
Insofern denke ich, dass die Serie ganz gut die Wirklichkeit im Nahen Osten wiederspiegelt, denn sie zeigt, daß wirklich jeder eine eigene Agenda hat, für die gelogen, betrogen und getrickst wird und zwar ohne Rücksicht auf (menschliche) Verluste.

Die weibliche Schauspielriege liefert eine großartige Leistung ab, das muss ich neidlos anerkennen, auch wenn ich gerade zu Maggie Gyllenhaal im Allgemeinen eine etwas gespaltene Meinung habe.
Als Nessa gelingt es ihr gnadenlos gut zwischen Zerbrechlichkeit, Stärke und Hilflosigkeit hin und her zu wechseln und mir wurde beim Anschauen sehr schnell klar, daß die Macher der Serie vermutlich keine verklärte Menschenrettungsgeschichte erzählen möchten.
Gyllenhaal zeichnet eine Figur, die schnell erkennen muss, dass ihre Ziele nicht so einfach zu erreichen sind, wie sie sich das vorgestellt hat und dass sie eigentlich niemandem vertrauen kann.
Und auch Nessa Stein sollte keiner so einfach vertrauen, auch nicht ihr nächstes Umfeld, das weiß, wie verletzlich und zerbrechlich sie ist und wie viel sie mitgemacht hat.
Absolut großartig spielt auch Lubna Azabal als Palästinenserin Atika, die ihre gesamte Familie verloren hat und nun im Exil in England lebt.
Auch erwähnen muss ich Janet McTeer, die ich in letzter Zeit recht oft gesehen habe und von der ich total begeistert bin, weil sie allein durch ihre Körperhaltung so viel auszudrücken vermag.

Die männlichen Rollen sind eenfalls sehr gut gecastet.
Andrew Buchan konnte als Ephra einmal mehr zeigen, dass er ein vielseitiger Schauspieler ist, der sein Handwerk versteht.
Tobias Menzies hat mir als Bodyguard von Nessa ebenfalls gut gefallen, aber das war auch kein großes Kunststück, denn ich sehe ihn immer gerne in Rollen, wo er nicht nur einfach böse ist.
Begeistert war ich von Jigal Naor, der als Freund der Familie Stein und leicht undurchsichtiger Unternehmer, brillierte und genauso hat mich Stephen Rea als typisch britischer Beamter, der so unscheinbar und leicht derangiert daherkommt und der doch sein Handwerk versteht.

Von der Machart her ist die Serie typisch britisch, mit gedämpften Farben und viel weniger durchgestylt, als man das aus amerikanischen Produktionen meist gewohnt ist.
Besonders aufgefallen sind mir die vielen stillen Szenen, wo man als Zuschauer wirklich nur das Bild und Hintergrundmusik geboten bekommt und die jeweilige Stimmung in sich aufnehmen kann, ohne das ein Dialog einem genau erklärt, was man gerade wahrnehmen/fühlen sollte – einfach großartig!
Insgesamt fand ich sowieso die Musik sehr kraft- und stimmungsvoll. Da hat jemand bei der Auswahl einen wirklich guten Job gemacht!

Gewalt ist natürlich auch ein Thema und jemand, der kein Blut sehen kann oder leicht Albträume bekommt, sollte sich die Serie nicht anschauen. Allerdings wird nicht plakativ mit Blut gespritzt, sondern die Realität von Mord und Gewalt gezeigt, was durchaus beabsichtigt beängstigend ist.

Für mich ist ‚The Honourable Woman‚ ein gutes Beispiel für hochwertige Fernsehproduktionen, die jedes Lob verdient haben und ich hoffe, daß es auch diese englische Miniserie irgendwann ins deutsche Fernsehen schafft – wobei die Chancen durch die hochkarätige US-amerikanische Maggie Gyllenhaal dafür sicher gar nicht so schlecht stehen.
Zwar sollte man sich beim Anschauen ins Gedächtnis rufen, daß man eine fiktive Geschichte und keine Dokumentation sieht, aber es kann sicher nicht schaden, den Menschen der westlichen Welt den Nahostkonflikt auf diesem Weg ins Gedächtnis zu rufen, denn das Sterben in Palästina geht weiter und dauert schon viel zu lange an!

‚The Honourable Woman‘ bei der BBC

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2 Antworten zu The Honourable Woman (Originalversion)

  1. N schreibt:

    Die Serie hört sich interessant an. Subcentral ist auch gerade dabei, deutsche Untertitel zu verfassen, damit ist es dann ein ganzes Stück einfacher. Wenn die fertig sind, werde ich mir die Serie auch vornehmen. Danke für den Tip.
    Tobias Menzies als „Nichtböser“ ist aber schon etwas irritierend. Ich hatte etwas Probleme bei der ersten Outlanderfolge. Aber dann zeigte sich, er spielt auch einen bösen Part, alles wieder im Lot. *grins*

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  2. Herba schreibt:

    Das ist sie definitiv. Untertitel können nicht schaden, die Israelis und Palästinenser haben teilweise richtig heftige Akzente.
    Na ja, er ist genauso undurchsichtig wie der Rest, aber in den Szenen mit Maggie Gyllenhaal kommt er halt sehr angenehm rüber 😉

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