Leeds, in den 90iger Jahren:
Der 37jährige ehemalige Sozialarbeiter Bernard ‚Chop‘ Hare trifft nach einer Sauftour mit Kumpels die drogensüchtige Greta und lernt so ihre Kinder kennen.
Mit dem elfjährigen Urban, der nicht mehr in die Schule geht, seitdem er sieben Jahre alt war, nicht lesen kann und Klebstoff schnüffelt, freundet sich Chop an.
Nach einiger Zeit stellt Urban Chop seine Freunde, die ‚Shed Crew‘ vor und Chop bekommt durch sie einen tiefen Einblick in das Leben der Kinder, die alle von ihren Eltern verlassen wurden und aus dem System gefallen sind und sich nun selbst um ihr Überleben kümmern.
Alle haben große Probleme mit Alkohol, Drogen und dem Gesetz und sind Erwachsenen gegenüber mehr als misstrauisch.
Doch Chop, der selbst Alkohol und Drogen konsumiert, schafft es sich mit ihnen anzufreunden und muss sich schließlich entscheiden, ob er wirklich Verantwortung übernehmen möchte…
‚Urban Grimshaw and The Shed Crew‚ ist ein Buch, auf das ich mal wieder nur durch mein Fangirlen aufmerksam geworden bin, denn das Ganze wird gerade unter Mitarbeit einer meiner Lieblingsschauspieler in Leeds verfilmt.
Und da ich ja ein sehr ungeduldiger Mensch bin und immer gerne schon frühzeitig Hintergrundinfos möchte, mußte dieses ebook ganz schnell gelesen werden.
Bernard Hare hat einen angenehmen Schreibstil, allerdings gibt es eine Menge englischer Slangbegriffe, die nicht ganz so einfach zu verstehen waren. Der Handlung konnte ich allerdings trotzdem ganz gut folgen.
Chop und Urban habe ich recht schnell ins Herz geschlossen, obwohl die beiden im Alltag sicher nicht leicht zu händeln wären, wenn man in ihrer Umgebung lebt.
Urban ist erst elf Jahre alt und hat doch schon mehr hinter sich, als manch ein Erwachsener nach einem langen Leben. Trotzdem hat er sich eine gewisse Unschuld bewahrt und es war schön ihm während des Verlaufs des Buches beim Älter werden ‚zusehen‘ zu können.
Chop ist auch ein Mensch mit vielen Problemen und einem Hang keine Verantwortung übernehmen zu wollen. Er ist intelligent, schafft es aber trotzdem nicht sich Probleme vom Hals zu halten und wird durch Urban und seine Freunde tief berührt.
Sie verändern durch ihr Vertrauen zu ihm sein Leben nachhaltig und auch ihm gelingt es, einige Dinge für ihre Leben zu verbessern.
Aber da dieses Buch kein fiktiver Roman ist, sondern auf einer wahren Geschichte basiert, gibt es kein Happy End, sondern nur kleine Erfolge für Chop und die Kids…
Ich war beim Lesen oft erschüttert (jeder Erwachsene wird erstmal als möglicher Pädophiler eingeordnet), entsetzt (Zehnjährige treiben es die ganze Nacht mit irgendwelchen Typen) und fassungslos.
Ich war wütend (das Jugendamt fühlt sich nicht zuständig und verweigert Hilfe) und traurig, aber auch tief berührt (Chop unternimmt Ausflüge mit Urban und liest ihm beim Zelten aus ‚Der kleine Hobbit‘ vor).
Gelacht habe ich auch (Massenschlägerei in der Hüpfburg, etc.) und ich bin mehr als froh, dass ich auf dieses Buch aufmerksam geworden bin, dass sowohl Biographie als auch Gesellschaftskritik darstellt und zurecht kurz nach Erscheinen für den Orwell Prize nominiert war!
Danke für Deine hervorragende Zusammenfassung! Bin noch nicht ganz durch – starker Tobak aus einem England der 90er Jahre!
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ja das Buch kauf ich mir mal, das klingt sehr interessant
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Danke für das Lob :*
Ja, teilweise ist das echt heftig, was die Kids mitgemacht haben…
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Dann schonmal viel Spaß beim Lesen!
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