Vassily Semyonitch Kuzovkin (Patrick Cremin) hat sein eigenes Landgut bei einem ungeklärten Rechtsstreit verloren und lebt nun schon mittellos seit Jahrzehnten auf dem Anwesen seines ehemaligen Herren, der schon lange verstorben ist und der ihn zum Hofnarr degradiert lächerlich machte und demütigte.
Nun fürchtet Kuzovkin um sein ‚Zuhause‘, denn Olga (Lucy Briggs-Owen), die junge Erbin des Gutes, die nach dem Tod ihrer Eltern in Sankt Petersburg aufwuchs, hat geheiratet und kommt mit ihrem Ehemann Yeletsky (Alexander Vlahos) nach Hause, um ihren Besitz zu inspizieren.
Bei einem Abendessen, an dem Kuzovkin, Yeletsky und der steinreiche Nachbar Tropatchov (Richard McCabe) teilnehmen, macht Tropatchov Kuzovkin, den er wegen seiner Armut verachtet betrunken und unter dem Einfluss des Alkohols beleidigt Kuzovkin die Anwesenden und gibt ein altes Geheimnis preis, das das Leben der Gutsbewohner für immer verändert.
Wird Kuzovkin nun endgültig sein Zuhause verlieren?
Der wunderschöne Theaterinnenraum des Old Vic mit Stuck, roten Samtpolstern und logenartiger Gallerie bietet ein tolles Ambiente für das Stück des russischen Autors Ivan Turgenev.
Die Kulisse ist aufwändig, aber nicht zu überladen und genau wie die Kostüme sehr schön zusammengestellt.
‚Fortune’s Fool‘ scheint mir ein typisch russisches Stück seiner Zeit zu sein und ist sowohl tragisch als auch komisch.
Vor allem mag ich an diesen Stücken, dass es zwar immer den klassischen Guten und den klassischen Bösen gibt, aber die einzelnen Figuren besitzten immer auch noch eine gewisse Tiefe, die sie menschlich und nicht karikaturesk.
Der Cast ist gut zusammengestellt und jeder der Schauspieler erfüllt seine Rolle gut. Allerdings sticht ganz klar Richard McCabe als Tropatchov heraus.
McCabe verfügt über eine beachtliche Bühnenpräsenz und spielt den leicht unsympathischen, steinreichen russischen Aristokraten mit so viel Freude und Können, dass man als Zuschauer unweigerlich mitgerissen wird und es einfach nur Spaß macht ihm zuzusehen.
Dagegen fiel Mike Poultons Kuzovkin leider etwas ab, denn er spielte zwar solide, hätte für meinen Geschmack aber in manchen Situationen die in diesem Moment geforderte Emotion noch intensiver darstellen und mehr mit seiner Stimme unterstützen können.
Lucy Briggs-Owen spielt die Olga leicht atemlos, das fand ich stellenweise als etwas anstrengend.
Andererseits soll Olga ja das verwöhnte Ding aus der Großstadt geben, von daher paßte die Darstellung schon ganz gut zur Rolle.
Alexander Vlahos, der den Yeletsky spielt, hat mir ebenso gut gefallen wie Dyfan Dwyfor als Diener und John McAndrew als Nachbar und alter Freund von Kuzovkin.
Insgesamt bot ‚Fortune’s Fool‘ für mich gute Unterhaltung in schöner Atmosphäre und ich werde mich gerne an diesen Theaterabend zurückerinnern, auch wenn er mit Iain Glen als Kuzovkin sicher noch viel toller gewesen wäre.
Weitere Informationen zu ‚Fortune’s Fool‘ auf der Homepage des ‚Old Vic‘