Aus dem Leben einer Tante #1

Ich habe keine eigenen Kinder und mittlerweile eigentlich auch nicht mehr vor mir welche zuzulegen.
Den Druck, den manche von ihren Eltern bekommen – frei nach dem Motto: Aber ich hätte doch so gern Enkel – habe ich nicht, weil meine Schwester das Kinderkriegen übernommen und mich zur zweifachen Tante gemacht hat.
Und allgemein bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß ich zu egoistisch für Kinder bin und es bessere Arten für mich gibt, meine Nerven zu ruinieren 😉
Ich weiß nicht, ob ich das in fünf Jahren auch noch so sehe, aber momentan ist das mein Standpunkt.

Durch unser Mehrgenerationenhaus kriege ich dennoch mehr als genug zu allem rund ums Kind mit.

Ich durfte Anteil an zwei Schwangerschaften (besonders lustig für mich waren die 8 Monate andauernde Morgenübelkeit rund um die Uhr rolleye113wb ) nehmen.
Ich amüsierte mich über Muttis, die sich gegenseitig dabei überflügelten, was der jeweilige Hosenscheißer schon alles konnte.
Ich litt bei diversen Krankheiten und Verletzungen mit und erinnere mich auch heute noch an den gut gemeinten Rat, den der Kinderarzt meiner Schwester mit auf den Weg gab, als sie ihn konsultierte, weil mein Neffe nicht anfangen wollte zu sprechen (‚Bis jetzt ist keinerlei Störung festzustellen, der fängt schon an zu reden wenn er so weit ist. Und dann werden Sie sich nach der Zeit zurücksehnen, wo er die Klappe gehalten hat!‘).
Und vieles mehr…

Nun ist mein Neffe ein Teenie und kommt so langsam in die Pubertät, was dazu führt, dass wir nun mit Jekyll und Hyde unter einem Dach leben – ein Spaß kann ich euch sagen!

Vorgestern abend kam er als Jekyll zu mir, fragte mich um Hilfe bei seinen Hausaufgaben und wir saßen fast eine Stunde zusammen, unterhielten uns und erledigten alles, was er im Englischbuch zu erledigen hatte. Solche Momente genieße ich total.

Leider kam dann gestern Mittag aus der Schule statt Jekyll Hyde nach Hause und erklärte seiner Oma lautstark, daß sie sich ‚…das verf***te Essen sonstwohin schieben könnte, weil sie ja genau wüßte, daß er das nicht mag und ihm dann gefälligst was anderes zu kochen hat!‘
Da das nicht der erste Ausbruch dieser Art war, reagierte meine Mutter ganz cool, was Hyde noch mehr auf die Palme brachte.
Er stürmte Türen knallend raus und saß vor Wut laut heulend im Treppenhaus bis seine Mutter nach Hause kam.
Leider, leider hatte die böse Frau auch kein Mitleid mit ihm und das Schreien und Türenknallen ging weiter.
Als ich dann abends nach Hause kam, bereitete meine Mutter mich schon vor und wir alle waren mehr als verwundert, als statt Hyde Jekyll auftauchte und nett Konversation betrieb, bis es Zeit wurde in die eigenen vier Wände zu verschwinden.
Der Hinweis seiner Mutter ‚Nimm Deinen Ranzen mit nach oben und mal das Bild für Deutsch noch zu Ende!‘ brachte dann wieder den Brüllaffen Hyde zum Vorschein, der einmal mehr die Türen und unsre Trommelfelle strapazierte.

Tja und das ist vermutlich erst der Anfang, denn das Hormonchaos bei Neffe hat ja gerade erst angefangen…und gnade uns allen Gott, wenn seine knapp zweieinhalb Jahre jüngere Schwester in die Pubertät kommt…

Diesen Gedanken verdränge ich lieber noch etwas und denke an eine Arbeitskollegin, die mal vor Jahren sagte: ‚Pubertierende Kinder sollte man in den Keller sperren und erst mit 18 wieder rauslassen!‘
Damals fand ich das etwas drastisch….nun bedaure ich, dass für diese Maßnahme die Kellerwände in unsrem Mehrgenerationenhaus leider wohl nicht dick genug sind 😉 😆
Und so bleibt mir nur mit Spannung zu erwarten, was die Teufelsbrut lieben Kleinen noch so anstellen, bis sie groß sind.
Und vielleicht springt ja auch noch der ein oder andere Blogpost dabei heraus 😉

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26 Antworten zu Aus dem Leben einer Tante #1

  1. Cat Crawfield schreibt:

    Danke…! Ich langweile mich gerade zu Tode, doch dein Beitrag hat mich wunderbar unterhalten 😀
    Ich kenne das ja alles von unserem „Großen“ und ich bin echt froh, nicht mit dieser Familie in einem Haus wohnen zu müssen. Ich bin wirklich gerne Tante, aber ich bin auch froh, wenn wir dann wieder das Kinderlose Paar sind, das nicht auf solche Rotzlöffel achten muss 😛

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  2. guylty schreibt:

    *kicher* – ein Ausschnitt aus meinem Alltag? Bei uns nicht anders. Es ist aber auch total bescheuert, dass die Erwachsenen während der Pubertät alle so blöd werden *ggg*

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  3. diepoe schreibt:

    Hilfe, es ist ein Teenie!!! Letztens habe ich zu einer Bekannten, die die ganze Zeit von ihrem süßen Baby sprach, gesagt, aber auch er wird mal ein Teenager! Ich habe gelernt, dass man sowas zu jungen Müttern (im Sinne von erst kurz Mutter) nicht sagen darf, erst recht nicht als Kinderlose! 🙂

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  4. diepoe schreibt:

    Und P.S.: Ich werd auch immer zu Miss Hyde, wenn der Ferd was kocht, was mir nicht schmeckt 🙂 Muhahahaaaaaa

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  5. Servetus schreibt:

    Uch. Herzliches Beileid!

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  6. Herba schreibt:

    Das freut mich 🙂
    Zum Glück kann ich ja auch meine Wohnungstür hinter mir zumachen, aber wenn man in einem Haus wohnt…
    Ich tröste mich immer damit, daß ich wenigstens nicht die Verantwortung der Erziehungsberechtigten tragen muss 😆

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  7. Herba schreibt:

    Mein tief empfundenes Beileid!!!
    Ja, das ist wirklich ärgerlich – doofe Erwachsene 😆

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  8. Herba schreibt:

    Da hilft GAR NICHTS 😉

    😆 SO kenn ich Dich: erbarmungslos voll dahin wo es wehtut 😆

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  9. Herba schreibt:

    Sag dem Ferd, er soll sich melden wenn es zu schlimm wird, dann kann er mit meiner Mama eine Selbsthilfegruppe aufmachen 😉

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  10. Herba schreibt:

    Danke :* Es kann nur besser werden…irgendwann 😉

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  11. meikesbuntewelt schreibt:

    Das kann ich als ebenfalls kinderlose Teenietante sehr gut nachvollziehen. Und ich erinnere ich noch gut an meine eigene Teeniezeit – was waren die da alle doof!

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  12. Herba schreibt:

    Ich habe meine eigene Pubertät als nicht ganz so heftig empfunden wie jetzt bei meinem Neffen, aber ich werde demnächst mal meine Mutter interviewen, ob sie das genauso empfunden hat 🙂

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  13. utepirat schreibt:

    Huch, Hilfe, schrei, lach, auf dem Boden lieg: Ich hoffe, ich habe so ziemlich mehr oder weniger erfolgreich zwei Töchter durch die Pubertät gebracht, wobei der Keller nicht immer so ganz praktikabel war, die ältere, mein Sorgenkindchen und Stubenhockerchen wollte noch nie Kinder (ich schreie nicht danach) und die jüngere, das Partymäuschen schlechthin, ist zum Muttertier mutiert (es soll aber nur die eine bleiben, Stirn wisch vor Erleichterung). Hab ich doch was falsch gemacht? Ich hatte immer schon so meine eigenen Interessen und wenn´s nur lesen mit roten Augen am Kinderbettchen war…
    Wie hinlänglich bekannt sein dürfte, bin ich seit sieben Monate stolze Oma, aber auch immer wieder gerne Single. Schön, wenn die Kleine dann mit Mama abends nach Hause geht, nachdem wir hier den Gangnam-Style gerappt haben. Und was dann in petto ist, wenn sie fernsehen darf, ist ja wohl klar: Tschatz und RA, danach lechze ich jetzt schon…
    Für mich gibt es auch noch bessere Arten, meine Nerven zu ruinieren 🙂
    Mein kleiner achtjähriger Neffe durfte schon den Hobbit (nur auf DVD) schauen, will Stuntman oder Schauspieler werden, da muss ich ihn mal in die richtige Richtung (weiß jemand einen besseren Asudruck, hört sich so doppeltgemoppelt an) stupsen 🙂

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  14. utepirat schreibt:

    Ich kann mich immer noch gut an die Kommentare meiner Jüngeren erinnern, wenn wir z. B. Im Kino waren: „Mama, du bist peinlich!“, dabei kannte ich Mr. A. da noch gar nicht und habe mich durchaus zivilisiert benommen.

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  15. diepoe schreibt:

    Ich möchte nur niemals hören müssen:Warum hast Du mich nicht gewarnt? 😉

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  16. diepoe schreibt:

    Ich glaub der nimmt es mit genauso viel Humor wie Deine Mutter!

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  17. Herba schreibt:

    Das ist gut, ansonsten ist sowas auch nur im Suff zu ertragen 😆

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  18. Herba schreibt:

    Och, mit Jekyll kann man sich auch sehr gut über den Hobbit unterhalten.
    Mit meiner Nichte hat es sich Thorin allerdings verscherzt, weil sie ins Wohnzimmer kam, als er gerade Bilbo angeraunzt hat. Da war sie ganz entsetzt und meinte nur: „Ich dachte die wären Freunde….“ 😆

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  19. Cat Crawfield schreibt:

    Ja, darüber bin ich auch sehr froh… ich wäre eine grauenvolle Mutter… meine Kinder dürften nichts (sie könnten sich ja verletzen!!) und ich hätte einfach nicht den Nerv für Kindergeschrei und Gequängel. Da heißt es immer „Kinder seien etwas Wunderbares“ – finde ich nicht. Sie schränken ein, du kannst nicht mehr spontan mal irgendwo hin gehen und auch sonst… nä!

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  20. Herba schreibt:

    Kinder können was Wunderbares sein, aber man steckt eben zurück, wenn man ne gute Mutter oder ein guter Vater sein möchte und wenn man das nicht will, sollte man keine bekommen – BASTA! Von daher machen wir beide es sicher richtig 😉

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  21. E.L. schreibt:

    Als ich ihren Beitrag gelesen habe, wurden bei mir einige Erinnerungen in mein Gedächtnis gerufen. Ich habe 2 Kinder, mit einem Altersunterschied von fast 14 Jahren. Die Ältere war ein pflegeleichtes Kind. Die Jüngere dagegen war schon als Baby ein Sorgenkind. Später hatte sie zwei Seiten: Sie war niedlich, aufgeweckt,….beliebt. Aber wenn ihre schrulligen Anfälle kamen, da konnten wir machen was wir wollten, sie schrie wie eine Irre, erbrach sich, spuckte, schlug um sich,u.s.w. Wir haben sie toben lassen und wenig später kam sie angekrochen und war wieder das liebste Kind. Heute würde man sie als ,,Schreikind,, einstufen. Man steht hilflos da als Mutter und kann nicht helfen. Die Ursache wurde nie geklärt.

    Nun ist sie Erwachsen und will keine eigenen Kinder. Na gut, es ist ihre Entscheidung.
    Aber was ist in 10 oder 20 Jahren? Da ist sie zu alt, um für Nachwuchs zu Sorgen.
    Oder wer ist denn da, wenn sie alt ist? Aber darüber muß sie sich mit ihrem Partner Gedanken machen. Ich bereue es nicht zwei Kinder zu Haben.

    Ich denke, das in vielen Familien ähnliche Situationen vorkommen, wie es bei ihnen in dem Mehrgenerationenhaus.
    Ihnen wünsche ich alles Gute!

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  22. Herba schreibt:

    Ich denke jeder muss sich so entscheiden wie es für ihn am besten ist. Und hinterher mit dem Bedauern leben etwas verpaßt zu haben, das sich evtl einstellt.
    Eine Garantie, dass sich jemand im Alter um einen kümmert sind Kinder aber übrigens nicht.
    Ich finde es jedenfalls schön, wenn Eltern, so wie Sie, nicht bereuen Kinder groß gezogen zu haben und ich ziehe vor jedem meinen Hut, der sich dieser Herausforderung stellt!

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  23. meinesichtderwelt schreibt:

    Wie nett, bin selber auch „nur“ Tante, fühle mich in der Rolle pudelwohl, allerdings: meine Patenkinder haben noch einige Jahre bis zur Pubertät … Danke für den kleinen Vorgeschmack 😉 liebe Grüße von Doris

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  24. Herba schreibt:

    Hallo Doris,
    danke für Deinen Kommentar.
    Ich denke mit viel Humor kann man auch Teenies in der Pubertät ertragen, aber genieß die Zeit davor so lange Du kannst 😉

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  25. Pingback: Aus dem Leben einer Tante | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

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