Sidney Chambers and the Shadow of Death (Grantchester Mysteries 1) von James Runcie

Sidney Chambers, der Vikar von Grantchester, ist Anfang 30, Junggeselle, gebildet, humorvoll und bei seinen Gemeindemitgliedern beliebt.
Und immer, wenn eines seiner Schäfchen in Schwierigkeiten gerät oder ihn sein Freund, Inspektor Geordie Keating
um Hilfe bittet, schiebt Sidney seine religiösen Pflichten beiseite und beginnt zu ermittelt, denn er kann dies durch seinen Beruf als Pfarrer weit unauffälliger tun, als die Polizei…

Als bei Inside Media Track ein Post erschien, dass ITV eine sechsteilige Serie nach der Romanvorlage von James Runcie in Auftrag gegeben hat, fand ich, dass das interessant klang.
Also habe ich mich über die Romanvorlage schlau gemacht und als ich über die Beschreibung der Hauptfigur stolperte – „…Tall, with dark brown hair, eyes the colour of hazelnuts and a reassuringly gentle manner…“ (‚geklaut‘ bei Amazon.de) –
machte mein inneres Fangirl aus Eins und Eins Drei und das ebook landete unverzüglich auf meinem Guy.

Da ich Kurzgeschichten eher weniger gerne lese, war ich zuerst etwas enttäuscht, dass das Buch keine durchgehende Handlung hat, sondern fünf verschiedene Kriminalfälle erzählt werden.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass das für die Art des Buches wesentlich besser ist, denn Sidney Chambers ist zwar ein Hobbydetektiv, der bei der Aufklärung verschiedener verbrechen hilft, aber da die Verbrechen eher im Stil von Agatha Christie erzählt werden (ohne überdramatisch und extrem brutal zu sein) hätte sich ein einziger Mordfall vermutlich furchtbar gezogen.

Der Schreibstil des Autors ließ sich für mich recht gut lesen, allerdings gab es auch passagen im Buch, die schwierig waren, z.B. als Vikar Chambers im Umfeld einer amerikanischen Jazz-Sängerin ermittelte, denn da sprachen sehr viele Figuren plötzlich amerikanischen Slang.

Die Hauptfigur Sidney war mir sofort sympathisch. Er ist klug und freundlich und kann nicht nein sagen. Außerdem hat er eine Haushälterin, die ihm auf der Nase herumtanzt (Pater Brown lässt grüßen) und wird im Laufe des Buches Besitzer eines Labradorwelpen namens Dickens, der gerne seine Schuhe frisst.
Sidney hat im 2. Weltkrieg gekämpft, ist also kein weltfremder Geistlicher und macht sich sehr viele Gedanken, um Gott und die Welt.
Seine Routinetätigkeiten als Gemeindepfarrer werden zwar immer mal wieder erwähnt, aber eher wenn er sich ins Gedächtnis ruft, was er alles zu tun hat und weshalb er jetzt keinesfalls wieder ermitteln darf.
Man erlebt ihn also nur als Pfarrer, wenn er ermittelt und quasi sein Pfarrersein als Mittel einsetzt, um Menschen zu befragen.
Das mag irgendwie unsympathisch klingen, aber Sidney schafft es sich seinem Gegenüber und dessen Sorgen zu verschließen und dadurch seelsorgt er auch beim Ermitteln und lädt sich mehr Pflichten und Probleme auf, als er eigentlich müsste.

Sidneys Freund Inspektor Keating ist eigentlich auch recht sympathisch, allerdings erfährt man über ihn und sein Innenleben weit weniger als über den Vikar.
Teilweise hadert der Inspektor aber ziemlich mit seinem Freund, der sich ungefragt in Polizeiarbeit einmischt und teilweise stiftet er ihn selbst zur Detektivarbeit an.
Sidneys Eltern und Geschwister kommen auch mal vor oder werden wenigstens erwähnt und liefern noch mehr Hintergrundinfos über Chambers.

Dann sind da natürlich auch die Frauen, die den Vikar beschäftigen, auch wenn er meint, dass er eigentlich nicht für die Ehe gemacht ist und lieber Junggeselle bleiben sollte.
Leicht verschossen ist er in Amanda, Tochter aus gutem Haus und Freundin seiner Schwester, die seine Gefühle zwar erwidert, aber sich nicht vorstellen kann Pfarrersfrau zu werden (mein inneres Fangirl hat beim Lesen der Buchpassagen wo es darum ging, ganz übel mit den Augen gerollt und gestöhnt: ‚Nicht schon wieder eine unglückliche Liebesgeschichte!‘).
Die zweite Frau in Sidneys Leben ist eine junge, deutsche Witwe, die er bei einer seiner Ermittlungen trifft und bei der er sich sehr wohl fühlt.

Die Kriminalfälle sind, wie weiter oben schon beschrieben, interessant aber nicht gerade Stoff bei dem man sich vor Spannung die Nägel abkaut.
Trotzdem hat mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht und ich kann das Buch mit gutem Gewissen Fans von Christie und Chesterton weiterempfehlen.

Noch ein kurzer Kommentar zur Verfilmung: ich glaube nicht, dass die ITV ausgerechnet meinen Besetzungswunsch erfüllen wird, aber ich bin trotzdem auf die Serie gespannt und werde sicher mal reinschauen, wenn sie dann irgendwann im englischen TV zu sehen sein wird.

Die Buchreihe in chronologischer Reihenfolge:
Sidney Chambers and The Shadow of Death
Sidney Chambers and The Perils of the Night

James Runcie bei Bloomsbury
Die englischsprachige Homepage des Autors
Die englichsprachige Homepage zur Buchreihe

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Eine Antwort zu Sidney Chambers and the Shadow of Death (Grantchester Mysteries 1) von James Runcie

  1. Herba schreibt:

    Hat dies auf Unkraut vergeht nicht….oder doch? rebloggt und kommentierte:

    James Runcie’s ‚Grantchester Mysteries‘ gibt es nun auch auf Deutsch. Unter dem Titel ‚Der Schatten des Todes: Sidney Chambers ermittelt‚ dürfen nun auch deutsche Leser dem Pfarrer Sidney Chambers über die Schulter schauen, wenn er ermittelt.
    Ich mochte das Buch sehr gerne und bin schon sehr gespannt auf die Fernsehserie, die im englischen Fernsehen sehr beliebt ist.

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