Macbeth – Trafalgar Studios – 2013

IMG_2388_bearbMacbeth (James McAvoy), einer der Anführer des schottischen Heeres wird nach seinem Sieg gegen den norwegischen König Sweno vom schottischen König Duncan (Hugh Ross) zum Thane of Cawdor ernannt.
Dies wird Macbeth schon vorher von drei Hexen (Lisa Gardner, Allison McKenzie und Olivia Morgan) geweissagt, die ihm außerdem prophezeien, dass er König der Schotten werden wird.
Getrieben durch seine ehrgeizige Frau (Claire Foy) bringt Macbeth schließlich den alten König Duncan um, und setzt sich selbst die Krone auf.
Die geflüchteten Söhne des alten Königs verfolgt er mit Hass und lässt schließlich die Frau und die Kinder von Macduff (Jamie Ballard), eines Edelmannes, der mit dem wahren Thronfolgern nach England geflohen ist und dort gegen Macbeth intrigiert, umbringen.
Doch all diese Taten nützen Macbeth nichts, auch die zweite Prophezeiung der drei Hexen erfüllt sich, Lady Macbeth begeht Selbstmord und Macbeth selbst stirbt schließlich im Kampf durch Macduff.

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass vermutlich weder meine Begleitung noch ich auf die Idee gekommen wären uns dieses Stück anzuschauen, wenn wir nicht 1. sowieso gerade in London gewesen wären und wenn nicht 2. James McAvoy die Hauptrolle gespielt hätte. Mir persönlich ist die Sprache Shakespeares extrem zu anstrengend.
Wenn ich ins Theater gehe, möchte ich unterhalten werden und nicht zu viel denken müssen, also drücke ich mich eher vor klassischen Stücken
– ich bin ein Banause, ich weiß 😉
Aber irgendwie bot es sich an, da wir ja sowieso gerade in London waren. Und James McAvoy einmal live erleben zu können, reizte uns dann beide.
Also wurde beratschlagt, wo wir gerne sitzen wollten und die Karten wurde geordert, ohne dass wir uns größer mit dem was uns erwarten würde, auseinandergesetzt hatten.

Eine Besonderheit bei der Bestuhlung für Macbeth war, daß es auch Plätze auf der Bühne gab und ich war sehr froh, daß wir uns gegen diese entschieden hatten, den die Leutchen, die da saßen, waren wirklich mittendrin statt nur dabei 😆
Ich hätte mich vermutlich die halbe Zeit halb zu Tode erschreckt, wenn einer der Kämpfer auf mich zugerutscht wäre oder eine der Bodenklappen, aus der die Schauspieler teilweise kamen aufflog.
Die vierte Reihe ziemlich mittig, wo wir saßen, bot genug Action und gute Sicht.

Der Regisseur Jamie Lloyd hat das klassische Stück in ein futuristisches, apokalyptisches Schottland transferiert.
Die Schauspieler liefen in abgerissenen Armyklamotten über die Bühne, die Hexen trugen Arbeitsoveralls und Gasmasken und die Bühne an sich sah ein bißchen aus, wie ein Bunker oder Keller, extrem karg und mit viel Beton.
Dass man sich eigentlich in Schottland befinden sollte, merkte man im Prinzip nur am schottischen Dialekt aller Akteure (das hör ich doch so gern).

James McAvoy hat als Macbeth natürlich ordentlich Bühnenzeit und gefiel mir auch sehr gut, auch wenn ich die Bühnenpräsenz von ihm jetzt nicht als so überragend empfunden habe. Da hat mich z.B. Dominic West in ‚My fair lady‚ mehr mitgerissen icon_redface
Zwischendurch rannte er dann mal in einer babyblauen, langen Unterhose über die Bühne, bei der der Schritt auch noch auf halb Acht hing – ein wirklich netter Anblick icon_mrgreen

Claire Foy als Lady Macbeth spielte die ergeizige Ehefrau, die langsam dem Wahnsinn verfällt, auch sehr gut, ihre Art zu spielen finde ich allerdings immer etwas anstrengend.

Am besten haben mir Forbes Masson als Banquo und Jamie Ballard als Macduff gefallen und auch Richard Hansell als Ross hat mich überzeugt zustimm

Die Schlachtszenen wurden zu Anfang nur angedeutet, dann wurde allerdings kräftig mit rot eingefärbter Flüssigkeit gearbeitet, es wurde sich auf der Bühne übergeben und auch der Mord an Macduffs Frau, die auf der Bühne stranguliert wird, wurde ziemlich anschaulich gezeigt.
Beim Showdown hatten dann die Schotten, die gegen den tyrannischen König Macbeth anrücken blau angemalte Gesichter – da wurde der Schottenbezug noch einmal verdeutlicht.
Natürlich darf ganz zum Schluss auch der abgetrennte Kopf des getöteten Königs nicht fehlen – allerdings hätte ich mir da eine Version gewünscht, die James wenigstens von der Kopfform her ähnlicher gewesen wäre.

Alle Schauspieler gaben wirklich vollen körperlichen Einsatz und ich als Zuschauer (und als ehemaliger Hobbyschauspieler) kann nur erahnen wie anstrengend es sein muss, so ein Stück tagtäglich für mehrere Wochen auf die Bühne zu bringen.

Insgesamt waren die drei Stunden sehr kurzweilig und interessant und das Ganze war definitiv ein Erlebnis, aber ich kann auch sagen, dass Shakespeare mir durch diesen Theaterbesuch nicht unbedingt näher gerückt ist und seine Stücke nicht ganz oben auf meiner ‚Das muss ich auf der Bühne sehen‘-Liste stehen.

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11 Antworten zu Macbeth – Trafalgar Studios – 2013

  1. nettebuecherkiste schreibt:

    Oh, James McAvoy als Macbeth, das hätte ich auch gern gesehen. Und, ach ja, es gibt kein schöneres Englisch als das schottische 🙂

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  2. Herba schreibt:

    Stimmt, allerdings erleichtert Schottisch auch nicht unbedingt das Verständnis 😉

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  3. Servetus schreibt:

    Sehr tapfer von Euch, Shakespeare auf einer Fremdsprache zu gucken!

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  4. nettebuecherkiste schreibt:

    Lach, das stimmt, aber man hört sich relativ schnell rein. Ich hab damals in Edinburgh 1 – 2 Wochen gebraucht 🙂

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  5. Herba schreibt:

    Was tut man nicht alles für die hohe Kunst 😉

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  6. Herba schreibt:

    Modernes Schottisch ist für mich mittlerweile auch meist nicht mehr so das Problem, aber die Dialoge von Shakespeare sind dann doch noch mal eine Welt für sich 😉

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  7. Servetus schreibt:

    bzw. um den süßen James MacAvoy zu erleben. 🙂

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  8. Herba schreibt:

    Du hast uns voll durchschaut 😆

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  9. nettebuecherkiste schreibt:

    Das stimmt natürlich 🙂

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  10. diepoe schreibt:

    Da kann aber wirklich nur froh sein, dass man nicht auf der Bühne sitzt, wenn die da hinkotzen und rumspritzen etc.

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  11. Herba schreibt:

    Na ja, ich denke schon, daß die Schauspieler trotz allem aufpassen, aber man weiß ja nie 😉

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