Gestern war es endlich mal wieder so weit. Zusammen mit einer Freundin habe ich mir im Kino die neueste Live-Übertragung aus den National Theatre London angeschaut und zwar das Stück ‚People‘ von Alan Bennett.
Die adelige Dorothy Stacpoole (Frances de la Tour) lebt mit ihrer Dienerin Iris (Linda Bassett) auf dem Stammsitz ihrer Familie.
Das Haus ist extrem heruntergekommen, die Heizung und die sanitären Anlagen funktionieren nicht mehr wirklich und die beiden alten Damen haben, genauso wie das Anwesen, schon weit bessere Zeiten gesehen.
Dorothys jüngere Schwester June (Selina Cadell) möchte einen Vertrag mit dem National Trust abschließen, um das Haus zu erhalten, doch Dotty findet die Vorstellung, dass jede Menge wildfremde Menschen durch das Anwesen trampeln, mehr als erschreckend.
Viel lieber würde sie eine Auktion veranstalten und einiges verkaufen. Darüber verhandelt sie auch schon mit einem Auktionator (Miles Jupp).
Als dann auch noch ein Freund (Peter Egan) aus vergangen Tagen im Haus auftaucht und ein Film gedreht wird, ist das Chaos vorprogrammiert, aber bei Dorothy keimt neuer Lebensmut auf.
Wie wird sie sich letztendlich entscheiden?
Die ersten fünf bis zehn Minuten des Stücks waren für mich etwas schwierig zu verstehen, weil da sehr viel vom National Trust geredet wird, aber dann war ich in der Geschichte drin und konnte mich gut auf die Probleme von Dorothy und den Konflikt mit ihrer Schwester einlassen.
Frances de la Tour spielt die halsstarrige, exzentrische Dorothy mit ganz viel Spaß, Witz und einer Spur Ironie und ihr Kostüm (geblümte Hosen, Bluse und ein mottenzerfressener Pelzmantel) sind das Tüpfelchen auf dem I für eine großartige Performance.
Selina Cadell, die die jüngere Schwester spielt, bietet als spiesige und leicht zickige Geistliche einen guten Gegenpart zu de la Tour und hat es noch leichter gemacht Dotty zu mögen.
Die männlichen Rollen sind alle auch sehr gut besetzt.
Sowohl Miles Jupp, als auch Nicholas le Prevost haben mich in ihren Rollen als schmieriger Auktionator bzw als Vertreter des National Trusts überzeugt.
Am besten von den Männern hat mir aber Peter Egan als Filmproduzent gefallen, weil er sowohl die laute als auch die nachdenkliche und sanfte Seite der Rolle hervorragend dargestellt hat.
Das absolute Highlight war für mich die absolut geniale Linda Bassett als komplett tüddelige Iris, die vehement darauf bestand nicht als Dienerin, sondern als Gefährtin bezeichnet zu werden, gnadenlos alles ausplapperte, was sie nicht erzählen sollte und ihrer Chefin Dorothy bei aller Verwirrtheit treu zur Seite stand.
Iris bediente jegliches Klischee einer verwirrten Alten, egal ob sie sich Essensreste für schlechte Zeiten in die Handtasche stopft, in Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg schwelgt oder stur in ihrem Sessel sitzen bleibt, weil sie da schließlich IMMER sitzt – einfach herrlich!
Allein für die Dialoge zwischen den beiden Frauen hätte sich das Stück schon gelohnt, aber wenn dann auch noch die Nachttopfsammlung der Familie Stacpoole erwähnt wird, die mit den Hinterlassenschaften von berühmten Persönlichkeiten wie zum Beispiel Kipling gefühlt sind, erwähnt wird und eine Filmcrew auftaucht, die einen Porno dreht und einer der Darsteller mit nacktem Hintern über die Bühne marschiert, bleibt entgültig kein Auge mehr trocken 😆
Außerdem erwähnenswert sind die Gesangseinlagen von de la Tour und Bassett – einfach genial – und das Bühnenbild – wunderschön.
Insgesamt ist ‚People‘ ist ein wirklich witziges Stück, das bei allem Humor auch Kritik an der Gesellschaft übt und das mir mit dieser Besetzung wirklich gut gefallen hat.
Am Rand sei noch erwähnt, daß die Untertiteleinblendung im Kino für mich persönlich absolut überflüssig ist, weil sie mich einfach stellenweise vom Geschehen abgelenkt hat und daß die Trailer für das weitere Programm des National Theatre live für 2013 sehr interessant aussahen.
Vermutlich war das also nicht mein letzter Blogpost über ein Stück des National Theatre 😉
Den Bericht von meiner Begleitung findet ihr hier.
Nähere Infos über das Stück auf der Homepage des National Theatre
Nähere Infos zu den Liveübertragungen des National Theatres
Der Trailer zum Stück
Es war super!!! When you’re alone and life is making you lonely, you can always go…DOWNTOWN!
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Jaaaaaaaaa *Mitsing*
Ich komm ja nicht über die Pißpottsammlung weg 😆
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Grandios und wie begeistert der Typ vom national Trust darüber war! 🙂
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DER hatte sowieso einen an der Waffel!!!! Der Typ von der Pornocrew verheizt die Zeitungen aus dem Keller und er kauft sie wieder neu, damit die Besucher was zu sehen haben 😆
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Es war wirklich ein amüsanter Abend! ♥
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ja, das machen wir bald mal wieder – spätestens das Stück mit Helen Mirren würd ich gerne wieder kucken
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Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
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Hat der Ferd sich eigentlich von Deiner Sangeseinlage gestern abend erholt?
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der hat mir ein Kissen auf den Kopf gedrückt 🙂
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Saugeil 😆
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also bitte!
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Stell dich mal nicht so an – du lebst ja noch ;-P
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auch wieder wahr
When you’re alone and life is making you lonely….
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…you can always go – DOWNTOWN! *sing*
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