Wer hat nicht schon einmal etwas vom Graf von Monte Christo gehört?
Ich bin eigentlich kein großer Fan von historischen Stoffen, die in Frankreich spielen, aber die Geschichte von Edmond Dantes ist eine Ausnahme.
Eine Klassenkameradin hat mir während unserer Schulzeit immer wieder von diesem Klassiker vorgeschwärmt, aber 1000 Seiten haben mich ehrlich gesagt immer abgeschreckt.
Irgendwann lief dann mal im Fernsehen die Verfilmung mit Gérard Depardieu, die ich großartig fand. Kurz darauf habe ich dann doch das Buch gelesen und auch das hat mir gefallen.
Die Geschichte, die Alexandre Dumas zwischen 1844 und 1846 veröffentlichte, die seitdem immer wieder neu verlegt wurde und von der es zahlreiche Verfilmungen gibt, wurde nun gerade für das englische Radio als Vierteiler adaptiert und ausgestrahlt und ich war nun sehr auf das englische Hörspiel gespannt, weil ich Hörspiele sehr gern mag, wie ich
hier schon einmal erzählt habe.
Kurz zum Inhalt, ohne zu viel zu verraten:
Der junge Seemann Edmond Dantes genießt das volle Vertrauen seines Kapitäns und auch die Wertschätzung vom Reeder Morrel, dem die Pharao, das Schiff auf dem Edmond arbeitet, gehört.
Als der Kapitän auf einer Reise stirbt, bringt Dantes die Pharao selbstständig nach Marseilles zurück und Morrel will ihn zum Kapitän befördern.
Auch privat hat Edmond sein Glück gefunden. Er ist mit dem schönsten Mädchen in Marseilles verlobt und will Mercedes so bald wie möglich heiraten. Beim Hochzeitsfest, noch bevor die Vermählung stattgefunden hat, wird Dantes verhaftet. Neider haben den jungen Mann denunziert und nun wird ihm aus einem Zwischenstopp auf Elba bei seiner letzten Reise ein Strick gedreht und als Bonapartist verurteilt, verbringt er die nächsten 14 Jahre auf der schrecklichen Gefängnisinsel, dem Chateau d’If.
Mit Hilfe von Abbe Faria, einem anderen Gefängnisinsassen, mit dem sich Edmond anfreundet, gelingt im schließlich die Flucht.
Abbe Faria hat Edmond Dantes das Versteck eines Schatzes anvertraut. Ausgestattet mit unermesslichem Reichtum verwandelt sich Edmond Dantes in den Count of Monte Cristo und geht nach Paris, um sich an den Menschen, die aus Neid und Missgunst dafür sorgten, dass er ins Gefängnis geworfen wurde, zu rächen.
Wie weit wird er für seine Rache gehen?
Die Stimmen waren beim Hören der ersten Folge noch etwas gewöhnungsbedürftig, denn ich habe die Stimmen der Schauspieler aus der Verfilmung scheinbar sehr verinnerlicht, aber nach dem ersten Drittel hatte ich mich schnell sowohl an die ‚fremden‘ Stimmen, als auch an die fremde Sprache gewöhnt.
Die Geschichte beginnt mit dem Seebegräbnis eines Gefangenen im Chateau d’If und springt immer wieder in der Zeit vor und zurück.
Als Erzählerin führt Haydee (Jane Lapotaire), die Sklavin des Count of Monte Cristo durch das Geschehen. Die Stimme dieser Sprecherin ist unglaublich warm und angenehm und macht das Zuhören sehr leicht.
Edmond Dantes alias der Count of Monte Cristo wird von Iain Glen gesprochen und es ist ein wahrer Genuss, ihm dabei zuzuhören.
Dumas lässt die Figur von Dantes immer wieder in andere Figuren schlüpfen und Glen schafft es ohne seine Stimme zu verstellen und nur durch verschiedene Nuancierungen jedes dieser Alter Egos anders klingen zu lassen.
Und auch Edmond verleiht er durch den gekonnten Einsatz seiner Stimme eine schöne Tiefe.
Egal ob Edmond vor Verzweiflung im Kampf mit dem Meer schreit, sanft mit einer jungen Frau spricht oder eindringlich einen seiner Feinde mit dessen Schandtaten konfrontiert, immer wird die jeweilige Gefühlslage hervorragend transportiert.
Und wenn Edmond weint, wurden auch meine Augen beim Zuhören fast feucht.
Die Frauenstimmen klangen in meinen Ohren am Anfang sehr gleich und ich brauchte eine Weile, bis ich sie unterscheiden konnte, doch dann gefiel mir vor allem Kate Fleetwood als Madame de Villefort sehr gut.
Bei den Männern stach neben Iain Glen für mich noch Richard Johnson als Abbe Faria heraus, dessen Stimme als alter und weiser Mentor perfekt passte und mit dem Glen immer wieder Zwiegespräche führt.
Gar nicht wie er selbst (aber trotzdem gut) klang für mich Toby Jones als Baron Danglars und auch Paul Rhys als de Villefort hätte ich durch seine Stimme allein nicht wiedererkannt. Meine Ohren sind eben auf besonders markante Stimmen geeicht 😉
‚The Count of Monte Cristo‘ ist für mich insgesamt ein großartiges Hörspiel, bei dem die Sprecher, die Geräuschkulisse und die Musik perfekt harmonieren und einen Klassiker gekonnt aufbereiten, auch wenn einige Handlungsstränge, die man aus dem Buch kennt, nur sehr verkürzt oder angedeutet dargestellt werden.
Ich bin mir nicht sicher, wie lange man das noch auf der Seite von BBC Radio 4 hören kann, also wer Zeit hat und neugierig geworden ist: UNBEDINGT anhören!!!!
Zum Anhören geht es hier entlang:
‚The Count of Monte Cristo‘
Mehr Informationen zum Hörspiel gibt es vom Produzent selbst und zwar hier
Interview mit Iain Glen zum Hörspiel und zum Aufnehmen solcher Hörspiele
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