Der Hobbit – Eine unerwartete Reise

„In einem Loch im Boden, da wohnt ein Hobbit…“
So beginnt der Kinderbuchklassiker von Tolkien, in dem die Geschichte von Bilbo Beutlin (Martin Freeman) erzählt wird, der mit 13 Zwergen und dem Zauberer Gandalf (Ian McKellen) eher unfreiwillig auf eine Reise geht, um den Zwergen zu helfen ihr Königreich und ihren Schatz vom Drachen Smaug (Benedict Cumberbatch) zurückzuerobern.
Mehr möchte ich eigentlich gar nicht zum Inhalt sagen.
Und wer Spoiler zum Film vermeiden möchte, sollte diesen Beitrag nicht lesen. Ich gebe mir zwar Mühe sie zu umgehen, aber ganz wird mir das vermutlich nicht gelingen.

Der Anfang des Films beginnt mit dem aus der Herr-der-Ringe-Trilogie bekannten alten Onkel von Frodo (Elijah Wood), namens Bilbo (als alter Hobbit gespielt von Ian Holm), der seine Lebenserinnerungen für seinen Neffen aufschreibt.
So schafft Peter Jackson eine, wie ich finde wunderschöne Einleitung für sein neues Filmprojekt und man fühlt sich als Zuschauer sofort wieder heimisch, wenn man das grüne Auenland sieht.
Mit dem Umzwischten vom alten zum jüngeren Bilbo, der vor seinem Haus auf der Bank sitzt und gemütlich eine Pfeife raucht, geht es dann aber schon direkt los mit der Vorgeschichte zum Herr der Ringe.

Wie mittlerweile allgemein bekannt sein dürfte, beschränkt sich Peter Jackson bei seiner Verfilmung nicht allein auf die Handlung des Buches, die sich komplett auf die Reise von Bilbo mit den Zwergen konzentriert, sondern bezieht auch die Anhänge zum Herr der Ringe mit ein, in denen erläutert wird, was Gandalf so treibt, wenn er nicht bei der Zwergenreisegruppe dabei ist.
Außerdem werden am Anfang ein paar Minuten des Films dazu verwendet, zu zeigen, wie es dazu kam, dass das Zwergenvolk von Erebor seine Heimat verlor.
Man sieht dabei einen jungen Thorin Oakenshield (Richard Armitage) und auch einige Zwerge aus der Zwergengruppe in jüngeren Jahren.
Diese Szenen sahen für mich ehrlich gesagt extrem unecht aus, wobei ich nicht sagen kann, ob es an den Farben der Kulissen oder daran lag, dass sich meine Augen noch nicht an die Higher Frame Rate gewöhnt hatten.
Dieser Effekt gab sich zum Glück spätestens, als die Zwerge einer nach dem anderen bei Bilbo einfallen.

Mit viel Humor und Leichtigkeit hat Jackson hier das Buch recht originalgetreu wiedergegeben und die Änderungen, die er gemacht hat, waren für mich absolut stimmig und gelungen.

Leider ist in diesen Filmminuten auch mein absoluter Minuspunkt des Films verborgen und zwar der absolut grausame Gesang der Zwerge.
Ich weiß, dass es den meisten Zuschauern nicht auffallen wird, zumindest, wenn sie den Originalgesang auf Englisch nicht kennen, aber mir ist es nun mal aufgefallen und mich hat es wirklich gegruselt, weil es im Vergleich zum Original so gar nicht passt und schon gar keine Gänsehautstimmung aufkommt.
Zum Glück dauert das Ganze nur eine Minute und danach konnte ich die Geschichte weiter genießen.

Die Synchronisation war nämlich ansonsten wiedererwartend gut gelungen (ich dachte ich würde mehr leiden, weil ich viele der Schauspieler nur mit Originalstimme kenne und das dann immer etwas komisch ist).

In den Szenen bei Bilbo daheim wird nicht nur gelacht und gesunden, sondern auch die drei Schlüsselfiguren der Geschichte vorgestellt.

Sir Ian McKellen ist als Gandalf gut wie immer, wobei er mir hier verletzlicher erscheint, als in den HdR-Filmen. Er hat nicht ganz so viel Text, wie andere Figuren, drückt aber unheimlich viel mit Gesten und seiner Mimik aus und macht das wirklich ausgezeichnet.

Martin Freeman als Bilbo ist einfach geboren für diese Rolle. Er sieht nicht nur aus wie ein Hobbit, er bringt auch genau das mit, was diese Figur braucht: ein ausgeprägtes komisches Talent und die Fähigkeit Gefühle wie Angst, Freude, Stolz, Liebe, etc. glaubwürdig darzustellen.

Die dritte Schlüsselfigur ist Thorin Oakenshield alias Richard Armitage, der König der Zwerge, der als junger Prinz dabei zusehen musste, wie seine Familie starb und sein Volk seine Heimat verlor.
Diese Erlebnisse haben aus ihm einen misstrauischen und stellenweise auch verbitterten Zwerg gemacht, aber auch einen noblen Führer, der sein Leben für die Seinen geben würde und das auch aus jeder Pore ausstrahlt.
Ich verfolge die Arbeit von Richard Armitage ja nun schon mehr als zwei Jahre und bin daher wenig überrascht, wie großartig er den Thorin spielt, aber das auf der großen Leinwand zu sehen, ist nochmal eine ganz andere Sache, die mich berührt hat.
Ich habe ihm jedenfalls den heroischen, kraftvollen Anführer komplett abgenommen und bin über die Intensität mit der er ihn verkörpert mehr als begeistert!

Aus der Zwergengruppe, die ja sehr umfangreich ist, bekommt leider nicht jeder Zwerg die Möglichkeit sich beim Zuschauer vorzustellen und sich wirklich einzuprägen, aber das hatte ich auch nicht anders erwartet.
Positiv aufgefallen sind mir aber definitiv James Nesbitts Bofur, der mit seiner herzlichen Art Unterstützung für den leicht überforderten Bilbo bietet und Ken Stotts Balin, der alt und weise einige Hintergrundinformationen zur Story liefert, dessen Lebenserfahrung der gesamten Truppe weiterhilft und der mit seiner Lektion über Waffenkunde für Bilbo für einen netten Lacher gesorgt hat.
In dem Zusammenhang darf man aber auch Adam Browns Ori nicht unerwähnt lassen, der ganz unglücklich mit einem Kohlblatt in der Hand erklärt, dass er keine grüne Nahrung isst. Dabei dürften meine Schwester und ich am lautesten im ganzen Saal gelacht haben, weil sie drei Essensterroristen daheim hat, die quasi genau nach dieser Maxime leben 😆

Natürlich darf in der Welt von Mittelerde einer nicht fehlen und das ist Gollum (Andy Serkis).
Durch die noch besser gewordene Technik sieht dieses Wesen, das Andy Serkis so brilliant verkörpert, noch widerlicher aus, auch wenn man für einen Augenblick schon Mitleid bekommen kann, wenn man in seine großen, triffigen Augen schaut.

Zwei weitere alte Bekannte aus der Herr-der-Ringe-Trilogie, die ‚wiederbelebt‘ wurden sind Hugo Weaving und Cate Blanchett, von denen mir besonders Weaving als Elrond sehr gut gefällt.
Frisches Blut bekommt die Elbenfraktion in Form des Elbenkönigs Thranduil (Lee Pace), der einen Kurzauftritt auf dem Rücken eines Elchs absolviert 😆

Neben den lustigen und den dramatischen Momenten gab es für mich auch zwei Momente, bei denen die Augen leicht feucht wurden (was meine Annahme bestätigt, dass ich beim dritten Teil das Kino fluten werde). Ich sage nur: in den Klauen des Adlers (die fand ich im Übrigen auch sehr beeindruckend) und Umarmung…..soooooo schöööön!

Das Ende des Films, besser gesagt die Stelle an der die Geschichte unterbrochen wird, fand ich auch ausgesprochen gut gemacht, obwohl ich mit einem früheren Cut gerechnet hatte.

Die Filmmusik hat mir auch gut gefallen, vor allem das Misty-Mountain-Thema, das immer wieder auftaucht!

Wie weiter oben erwähnt, habe ich den Film ja in 3D und HFR gesehen.
Vor allem auf den Effekt der 48 Bilder pro Sekunde war ich sehr gespannt und ich muss sagen, dass es mir gefallen hat, bis auf die Szenen in der Zwergenstadt ganz am Anfang des Films und die erste Verfolgungsszene mit den Wargen, weil das Ganze da für mich einfach unecht aussah.
Schwierig fand ich es auch bei den Kampfszenen später im Film, wenn zwei Kämpfende in Nahaufnahme gezeigt wurden, weil ich da den Eindruck bekam, jemand hätte auf die Vorspultaste gedrückt und der Film würde nun schneller ablaufen. Das waren immer nur so drei oder vier Sekunden, kam auch nicht wirklich häufig vor und ich weiß auch nicht, ob es wirklich an der Technik oder an mir und meinen Augen lag, aber ich wollte es erwähnen.
Übelkeit und Kopfschmerzen hat die neue Technik bei mir jedenfalls nicht ausgelöst.

Insgesamt ist Der Hobbit – Eine unerwartete Reise für mich DER Kinofilm des Jahres, der meine Erwartungen voll erfüllt hat und den ich, so lange er im Kino läuft, sicher noch das ein oder andere Mal anschauen werde…..das nächste Date haben wir beide morgen in Form der Originalversion.

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20 Antworten zu Der Hobbit – Eine unerwartete Reise

  1. april73 schreibt:

    Great post, danke Herba. 🙂

    Ich werde den Film morgen Nachmittag mit 2 Freunden, die Richard nicht kennen, zu sehen, so das wird das „erstes Mal“ mit ihm für meine Freunden sein, lol.

    Ich werde den Film in Englisch (in meiner Stadt habe ich die Wahl, Französisch oder Original Version (Englisch)) zu sehen. Natürlich habe ich Englisch gewählt, ich will unbedingt nicht Richard auf Französisch zu hören. 😉

    Im Englisch ist den Film nur in 3D, aber nicht in 3D HFR. Aber ich mags besser den Film in Englisch zu sehen in einem „normalen Version“ als Französisch in „hohe Version“. 🙂

    PS : Sorry, mein Deutsch ist nicht perfekt, ist meine Muttersprache war Schweizerdeutsch, aber ich habe viel vergessen. 😉

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  2. Herba schreibt:

    Hallo April!

    Wenn ich die Wahl zwischen englisch oder HFR hätte, würde ich auch englisch nehmen 😉

    Meine Schwester, die mit mir im Kino war, kennt RA auch nicht und war trotzdem von ihm beeindruckt – fand ich sehr gut 🙂

    Ich wünsche DIr ganz viel Spaß im Kino!

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  3. april73 schreibt:

    Danke Herba. 🙂

    Wirst Du den Film noch einmal sehen ?

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  4. Herba schreibt:

    Ja morgen, dieses Mal in der Originalfassung.

    Und irgendwann mit einer Freundin evtl noch einmal auf deutsch….

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  5. april73 schreibt:

    Normaleweise sehe ich den Film noch einemal in English nächste Freitag und vielleicht ein 3. Mal wenn ich nach Dijon gehe, um eine Freundin zu sehen. Sie ist ein RA fan. 🙂

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  6. Herba schreibt:

    Wir sind ziemlich verrückt 😉

    Mit einem anderen Fan macht es sicher besonders viel Spaß!

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  7. april73 schreibt:

    Wir, verrückt ??? Neiiiiiiiiiin, lol.

    Nur ein bisschen „crazy“… 😉

    I wunsch Dir ein schönes Wochenende. 🙂

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  8. nettebuecherkiste schreibt:

    Ich hab jetzt mal nur den Anfang und den Schluss des Posts gelesen, damit die Überraschung für mich erhalten bleibt, aber das hört sich doch mal gut an! 🙂

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  9. Herba schreibt:

    😆 😆 😆

    Danke, das wünsche ich DIr auch!

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  10. Herba schreibt:

    Bin gespannt, was Du dann davon hälst,w enn du ihn gesehen hast!

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  11. TimeBanditsWorld schreibt:

    oh wie schön … 😉 Ich liebe den Film jetzt schon … Martin Freeman kannte ich vor Sherlock BBC gar nicht, er ist toll als John Watson und mir war klar das er Bilbo gut spielen kann, die Rolle scheint ihm wirklich auf dem Leib geschrieben zu sein… und er sieht ja wirklich wie ein kleiner Hobbit aus ^^

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  12. Servetus schreibt:

    Ich hätte mich bereitwillig erklären sollen, Herrn Armitage genügend Deutsch beizubringen, um ihn den deutschen Gesang zu ermöglichen …

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  13. Herba schreibt:

    Ja und seine Kollegen behaupten ja, er hätte auch Füße wie ein Hobbit 😆

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  14. Herba schreibt:

    Ja, das hättest du tun sollen 😉

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  15. TimeBanditsWorld schreibt:

    das stimmt ich hatte mal ein Foto gesehen da war er barfuß, da habe ich sofort gesagt… was hat er denn für Füße?^^

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